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WER WAR MAX BERG?

Eines Tages, unangemeldet, stand er in meinem Bau-
haus-Atelier. Er hatte Gropius besuchen wollen und lan-
dete, durch welche Umstände, weiß ich nicht, bei mir.
Ein großer schlanker Mann, mit etwas gesträubtem,
schon angegrautem Elaar, sehr jugendlich im Wesen,
ohne Jugend zu spielen, mit sehr klaren blauen Augen
und in der Haltung, als ob er soeben mit einem Segler
übers Meer gekommen sei. Ich spürte sogleich den spä-
henden, lyägenden Blick, der ganz offen war.
Noch in der Tür stutzte er etwas vor dem bunten Sarg —
meinem »Totenhaus« — der mitten im Atelier stand.
Dann stellte er sich vor.
»Darf ich mich umsehen?«
Es war nicht viel bei mir zu sehen. Aber dieses wenige
betrachtete er schweigend und sehr sorgfältig.
Dann saßen wir einander gegenüber.
»Verzeihen Sie, wenn ich etwas Unhöfliches sage«, be-
gann er. »Es scheint mir nicht richtig, Ihre Bilder zuerst
nach künstlerischen Kategorien zu betrachten. Beinahe
scheint es mir, als ob Ihnen wenig daran hegt, Kunst zu
machen, obwohl ich an dem, was ich hier sehe, keinen
Kompositionsfehler erkenne.«
Ich schwieg, und er schwieg auch.
»Jetzt habe ich es!« sagte er plötzlich. »Ihre Kategorie
ist: Jakob Böhme.«
Ich sprang fast auf.
 
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