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IM SPIEL DER FRAUEN

Gropius hatte mir am Vormittag gesagt, daß seine Frau
aus Wien für einige Tage gekommen sei und uns gern
am Nachmittag besuchen wolle, wenn es uns recht sei,
zum Tee. Er seihst könne sich leider nicht frei machen,
hoffe, uns an einem der nächsten Abende hei sich zu
sehen. Walter Gropius war mit der Witwe des großen
Musikers Gustav Mahler verheiratet. Sie lebte in Wien.
Manchmal kam sie mit Manon, der kleinen Tochter, für
ein paar Tage nach Weimar.
Bei Tisch sagte ich dann zu Fräulein Lilli Gliem, einer
der beiden Pensionsinhaberinnen, daß uns am Nach-
mittag Frau Gropius besuchen wolle und wir um Tee
bitten würden. Das hörten alle Gäste an der Mittagstafel.
Am Ende des Tisches saß ein liebenswürdiges stilles jun-
ges Mädchen, das wir alle gern mochten, Marlene. Sie
wohnte, wie wir, im Haus der Frau von Stein und besuchte
die Musikhochschule in Weimar. Sie sagte bescheiden
über den Tisch zu meiner Frau: »Bitte, Frau Schreyer —
Frau Gropius, das ist doch die Witwe von Gustav Mahler,
Frau Alma Mahler? Nicht wahr? Ach, ich habe einen so
großen Wunsch: Würden Sie mich vielleicht mit Frau
Mahler bekannt machen?« Meine Frau versprach das
gern. »Es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben. Viel-
leicht machen Sie sich selbst bemerkbar?« Sie nickte
eifrig.
Marlene stammte aus einem guten bürgerlichen Haus
 
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