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Was sind unsere Gedichte, unsere Bilder, unsere Pla-
stiken, unsere Bauwerke, unsere Musik? Fußstapfen auf
unserem Weg, Meilensteine, mit denen wir versuchen,
unseren Weg — wohin? — abzustecken, Mahnmale, Zei-
chen, die wir errichtet haben, ehe wir weitergingen,
Reste — überwundene? — von uns selbst, Hinterlassen-
schaft, Vermächtnis — an wen? — und, wenn es hoch
kommt, ein Lobpreis des Lebens, nicht unseres eigenen
Lebens, sondern des großen Lebens, das uns durch-
strömt und trägt und das wir widerspiegeln dürfen im
Werk — Zeugnisse des unbegreiflich großen Lebens.
Jedes unserer Werke — jedes eine Verkündigung —
gleicht einem kleinen kristallenen Spiegel, der unser
Menschenbild trägt, in dem sich, wie unsere Kräfte und
unser Schicksal es erlauben, widerspiegeln die Menschen-
welt, die irdische und kosmische Welt, die unternatür-
liche und übernatürliche Welt und die göttliche Welt,
alles geordnet in der Struktur der kristallenen Linse,
dem magisch schauenden und spiegelnden Auge unserer
Seele.
Unsere Kunst ist Menschenkunst und doch zugleich Mit-
wirken an einem anderen Wirken, dem der Besessenheit
oder der Begnadung. Bei uns selbst steht die Wahl des
Dienstes. Das ist die Entscheidung des Menschen. Sie ist
zugleich die Bewährung des Menschen. Die Bewährung
ist mehr als das Werk. Sie kann ohne das Werk sein. Sie
 
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