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II. Einleitung

Die medizinischen Handschriften in den Heidelberger Büchereien bis 1622

Leone Allacci hat als päpstlicher Beauftragter Handschriften und Drucke aus
mehreren Heidelberger Bibliotheken beschlagnahmt, obwohl die Anweisungen, die
ihm vom Kustos der Vatikanischen Bibliothek in einem kurzen Schreiben überge-
ben worden waren, nur von einer einzigen Bücherei, der Bibhotheca Palatma, spra-
chen, deren Bücher er insgesamt nach Rom bringen sollte. Allacci hat jedoch mit
Tilly's Zustimmung die übrigen Heidelberger Büchersammlungen als Annexe der
kurfürstlichen Bibliothek in der H. Geist-Kirche angesehen und aus ihren Hand-
schriften und Drucken gleichfalls nach Gutdünken seine Wahl für die Vaticana
getroffenL

Für die Einleitung zu diesem Katalog alter Heidelberger Handschriften konnte man
nicht darauf verzichten, die Inventare und Register der Büchereien der alten Resi-
denz- und Universitätsstadt aus dem 15. und 16. Jahrhundert durchzusehen, um die
Bibliotheksheimat der einzelnen Bände vor dem Jahre 1622 festzustellen. Der müh-
same Weg, der bei der Erforschung der erwähnten Inventare zu gehen war, ließ sich
nicht vermeiden, da in den meisten Handschriften der Palatina Latina Besitzver-
merke Heidelberger Bibliotheken nicht zu finden sind.

Unter den deutschen Bibliotheken vom Anfang des 17. Jahrhunderts nahm die
Bibliotheca Palatina in der H.Geist-Kirche zu Heidelberg einen ersten Rang ein2.
Ihren Ruhm als größte Bibliothek oder „Mutter aller Bibliotheken" in Deutschland
verdankte sie sowohl der großen Zahl alter Handschriften in Sprachen des Alter-
tums mit vielbeachteten Texten griechischer und lateinischer Autoren als auch dem
umfangreichen Schrifttum der Reformation, welches in ihr aufbewahrt wurde. Die
Kurfürsten der Pfalz, unter denen König Ruprecht I. (t 1410), Ludwig III.
(t 1436), Philipp (t 1508), Friedrich II. (t 1556) und besonders Ottheinrich
(t 1559) zu nennen sind, hatten beträchtliche Mittel für Bücher ausgegeben und
diese in ihrem Schloß über Heidelberg gesammelt. Beim Regierungsantritt Ott-
heinrichs im Jahre 1556 war die Schloßbibliothek so angewachsen, daß er den
Bau von Bibliotheksräumen im Schloß plante und den größten Teil seiner und
seiner Vorgänger Bücher auf die Emporen der H.Geist-Kirche verbringen ließ3. Als

1 Theiner, Schenkung S. 33 (s. Anm. 1 z. Vorwort).

2 Wilken, Geschichte S. 93-142; E. Jammers, Zur Geschichte der Heidelberger Universi-
tätsbibliothek und ihrer Quellen in: Ruperto-Carola, Sonderband: 1386-1961 - 575 Jahre
Universität Heidelberg, Heidelberg 1961, S. 112ff.; Lex.d.gesamten Buchwesens II, 1936,
S. 73.

3 Wilken, Geschichte S. 125.

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