Frage: wie muß man Lesen? 157
die Heiligkeit selbst ist, so muß ja die Heilig-
keit überall anzulrcffcn seyn wo Golt wohnt.
e. Klar und deutliche; sie müßen ihren Gegenstand
ohne Dunkelheit also verstellen, daß man ihn von
andern unterscheiden kann. Folgendem Ecdam >
ken z. B. fehlt diese Eigenschaft: „ Der Schweiß '
wird nicmal nützlicher verschüttet, als wenn daS
Gcmüth mit demselben begossen wird.
Schöne Gedanken sind jene, welche dem Ge-
schmacke genug lhun; diese aber müßen seyn
s. natürlich,
b. dem Gegenstände angemessen,
c. rührend,
ü. neu.
Natürlich ist der Gedanken, wenn er aus dem
Grunde der Materie hervor zu sprossen scheint. Holt man
ihn weiter her; führt man ihn durch lange Umwege,
herum, bis man ihn in seine Materie cinflicht: so
ist er gezwungen, und bleibt ein Fremdling.
Angemessen ist er, wenn ex nach der Würde der
Materie eingerichtet ist. Man sündiget also dawider,
wenn man bey den ernsthaften Wahrheiten z. B. der
Religion Scherz und Witz anbringt; oder wenn inan
bald unter der Hoheit der Materie bleibt, bald über eine
ganz gemeine Materie hinaussteigt; oder in einer Rede
Gedanken braucht, die nur der Poesie eigen sind.
Rührend ist er, wenn er in unserer Seele eine Em-
pfindung erregt, z. B. der Vcrwunderuung, der Freu-
de, der Zufriedenheitder Liebes des Hasses re.
Neu ist der Gedanken, wenn er nicht zu lang und
zu oft gebraucht wird. Indessen kann man doch schon
L gedrau-
die Heiligkeit selbst ist, so muß ja die Heilig-
keit überall anzulrcffcn seyn wo Golt wohnt.
e. Klar und deutliche; sie müßen ihren Gegenstand
ohne Dunkelheit also verstellen, daß man ihn von
andern unterscheiden kann. Folgendem Ecdam >
ken z. B. fehlt diese Eigenschaft: „ Der Schweiß '
wird nicmal nützlicher verschüttet, als wenn daS
Gcmüth mit demselben begossen wird.
Schöne Gedanken sind jene, welche dem Ge-
schmacke genug lhun; diese aber müßen seyn
s. natürlich,
b. dem Gegenstände angemessen,
c. rührend,
ü. neu.
Natürlich ist der Gedanken, wenn er aus dem
Grunde der Materie hervor zu sprossen scheint. Holt man
ihn weiter her; führt man ihn durch lange Umwege,
herum, bis man ihn in seine Materie cinflicht: so
ist er gezwungen, und bleibt ein Fremdling.
Angemessen ist er, wenn ex nach der Würde der
Materie eingerichtet ist. Man sündiget also dawider,
wenn man bey den ernsthaften Wahrheiten z. B. der
Religion Scherz und Witz anbringt; oder wenn inan
bald unter der Hoheit der Materie bleibt, bald über eine
ganz gemeine Materie hinaussteigt; oder in einer Rede
Gedanken braucht, die nur der Poesie eigen sind.
Rührend ist er, wenn er in unserer Seele eine Em-
pfindung erregt, z. B. der Vcrwunderuung, der Freu-
de, der Zufriedenheitder Liebes des Hasses re.
Neu ist der Gedanken, wenn er nicht zu lang und
zu oft gebraucht wird. Indessen kann man doch schon
L gedrau-