Petrus in Neapel. Johannes Diaconus.
3
Zeit die rühmende Behauptung erhoben, eine Pflanzung
des Apostels Petrus zu sein, aber erst im 11. oder 12.
Jahrhundert hat diese Behauptung, nach kurz voraus-
gegangenen schüchternen Versuchen, sich zur Geltung zu
bringen, in abgeschlossener Legendenform in der neapoli-
tanischen Kirchenchronik Eingang gefunden '). Das be-
neidete Glück der unansehnlichen Nachbarstadt, einst Pau-
lus beherbergt zu haben, legte es nahe, der Romreise des
Apostels Petrus eine ähnliche Unterbrechung und einen
Aufenthalt in Neapel einzufügen, ein Verfahren, dem die
damals schon genug erprobte Elasticität der Petrusiegen-
den nicht nur keine Schwierigkeiten, sondern Anknüpfungs-
punkte genug bot.
Kaum mehr historischen Werth als diese Legende haben
die chronikartigen Aufzeichnungen des Johannes Dia-
conus2), der gegen das Ende des 9. Jahrhunderts schrieb.
Die lückenhaften, dürftigen Mittheilungen des Verfassers
über die ersten Bischöfe der neapolitanischen Kirche, deren
Namen kaum mehr als ein in verschiedenen Variationen
wiederholtes Lob beigefügt wird, erweisen zur Genüge die
Verlegenheit der Kirchengeschichtschreibung jener Zeit, wo
es sich um die Gründung und ersten Schicksale des Christen-
thums in Neapel handelte.
So wären denn der Spott und die Klage des heidni-
schen Dichters die einzigen Stimmen, welche im ersten
Jahrhundert die Existenz einer christlichen Gemeinde in
Neapel bezeugten, wenn nicht diese selbst sich ein laut-
redendes Denkmal gesetzt hätte, das mächtiger zeugend
') In der „Vita S. Asprenatis primi Episcopi Neapolitani", von
einem unbekannten Verfasser des 11. oder 12. Jahrh., 1525 in Neapel
zuerst gedruckt. „Die Vita S. Athanasii Episcopi Neapol. auctore ano-
nimo" (Bolland. 15. Juli) erweist sich trotz der gegentheiligen Andeu-
tungen des Verfassers und der beredten Vertheidigung Scherillo's
(Della venuta di S. Pietro Apostolo nella cittä di Napoli, libri cinque,
Napoli 1859) als ein ungeschicktes, an historischen Verstössen reiches
Machwerk des 12. oder 13. Jahrhunderts.
2) Johannes Diaconus, Chron. Episcop. S. Neap. Eccl. bei
Muratori, Rer. Ital. Script. Tom. I, pars II. —
1*
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Zeit die rühmende Behauptung erhoben, eine Pflanzung
des Apostels Petrus zu sein, aber erst im 11. oder 12.
Jahrhundert hat diese Behauptung, nach kurz voraus-
gegangenen schüchternen Versuchen, sich zur Geltung zu
bringen, in abgeschlossener Legendenform in der neapoli-
tanischen Kirchenchronik Eingang gefunden '). Das be-
neidete Glück der unansehnlichen Nachbarstadt, einst Pau-
lus beherbergt zu haben, legte es nahe, der Romreise des
Apostels Petrus eine ähnliche Unterbrechung und einen
Aufenthalt in Neapel einzufügen, ein Verfahren, dem die
damals schon genug erprobte Elasticität der Petrusiegen-
den nicht nur keine Schwierigkeiten, sondern Anknüpfungs-
punkte genug bot.
Kaum mehr historischen Werth als diese Legende haben
die chronikartigen Aufzeichnungen des Johannes Dia-
conus2), der gegen das Ende des 9. Jahrhunderts schrieb.
Die lückenhaften, dürftigen Mittheilungen des Verfassers
über die ersten Bischöfe der neapolitanischen Kirche, deren
Namen kaum mehr als ein in verschiedenen Variationen
wiederholtes Lob beigefügt wird, erweisen zur Genüge die
Verlegenheit der Kirchengeschichtschreibung jener Zeit, wo
es sich um die Gründung und ersten Schicksale des Christen-
thums in Neapel handelte.
So wären denn der Spott und die Klage des heidni-
schen Dichters die einzigen Stimmen, welche im ersten
Jahrhundert die Existenz einer christlichen Gemeinde in
Neapel bezeugten, wenn nicht diese selbst sich ein laut-
redendes Denkmal gesetzt hätte, das mächtiger zeugend
') In der „Vita S. Asprenatis primi Episcopi Neapolitani", von
einem unbekannten Verfasser des 11. oder 12. Jahrh., 1525 in Neapel
zuerst gedruckt. „Die Vita S. Athanasii Episcopi Neapol. auctore ano-
nimo" (Bolland. 15. Juli) erweist sich trotz der gegentheiligen Andeu-
tungen des Verfassers und der beredten Vertheidigung Scherillo's
(Della venuta di S. Pietro Apostolo nella cittä di Napoli, libri cinque,
Napoli 1859) als ein ungeschicktes, an historischen Verstössen reiches
Machwerk des 12. oder 13. Jahrhunderts.
2) Johannes Diaconus, Chron. Episcop. S. Neap. Eccl. bei
Muratori, Rer. Ital. Script. Tom. I, pars II. —
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