Der Raub des Leichnams des Heiligen. 7
gezeigt wird, mit Gewissheit, der Ort, wo die Taufen voll-
zogen wurden, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch
nachweisen. Die übrigen baulichen Veränderungen, welche
Paul II. in den Katakomben vornahm, sind im Einzelnen
nicht mehr zu bestimmen. Wie aber die Erinnerung die Pie-
tät des Menschen immer leicht an die Stätten knüpft, die ihn
in seinem Missgeschicke und Elende sahen, so hat der einst
von seiner Gemeinde verbannte Bischof gewiss auch später
in liebender Sorgfalt der verlassenen Grabstätten vor der
Stadt gedacht, und eine Reihe von Bildern, die den Cha-
rakter des 8. Jahrhunderts tragen, sind wohl sein Werk.
Und als er selbst starb, begruben ihn seine Mitbürger —
hierin ohne Zweifel nur Vollstrecker seines eigenen Wil-
lens — in der Kapelle des hl. Januarius, der er im
Leben so sehr seine Aufmerksamkeit und Thätigkeit zuge-
wendet hatte.
Aber diese Blüthezeit, welche die Katakomben aus
der Vergessenheit und dem Verfalle heraushob, war nur
von kurzer Dauer. Im Jahre 821 bestürmte der leiden-
schaftliche, kriegerische Herzog Sico von Benevent die Stadt
und warf sie nieder. Den harten Bedingungen, welche er
den Besiegten auferlegte, hatte er den Raub des Leichnams
ihres Schutzpatrons hinzugefügt, nach seiner und seiner
Landsleute Auffassung freilich nur den gerechten Anspruch
zur Geltung bringend, den die Beneventiner auf den Leich-
nam des Märtyrers, der zwar in Neapel geboren, aber ihr
Bischof gewesen war, immer erhoben hatten. So zog denn
der Heilige wieder in die Stadt ein, aus welcher die Wuth
des Heidenthums ihn zum Tode geführt hatte, umringt von
den Schaaren der Cleriker und der jubelnden Volksmenge,
die nicht aufhörte, darüber zu frohlocken, „dass sie ihren
Vater wieder hätten" 9.
selben waren, so ist dies die flüchtige Ausdrucksweise eines überhaupt
incorrecten Stilisten, auf welche kein Werth zu legen ist.
b Historiola translationis reliquiarum S. Januarii e Napoli Bene-
ventum (Bolland, ad 19. Sept.): „suum namque patrem recepisse gaude-
gezeigt wird, mit Gewissheit, der Ort, wo die Taufen voll-
zogen wurden, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch
nachweisen. Die übrigen baulichen Veränderungen, welche
Paul II. in den Katakomben vornahm, sind im Einzelnen
nicht mehr zu bestimmen. Wie aber die Erinnerung die Pie-
tät des Menschen immer leicht an die Stätten knüpft, die ihn
in seinem Missgeschicke und Elende sahen, so hat der einst
von seiner Gemeinde verbannte Bischof gewiss auch später
in liebender Sorgfalt der verlassenen Grabstätten vor der
Stadt gedacht, und eine Reihe von Bildern, die den Cha-
rakter des 8. Jahrhunderts tragen, sind wohl sein Werk.
Und als er selbst starb, begruben ihn seine Mitbürger —
hierin ohne Zweifel nur Vollstrecker seines eigenen Wil-
lens — in der Kapelle des hl. Januarius, der er im
Leben so sehr seine Aufmerksamkeit und Thätigkeit zuge-
wendet hatte.
Aber diese Blüthezeit, welche die Katakomben aus
der Vergessenheit und dem Verfalle heraushob, war nur
von kurzer Dauer. Im Jahre 821 bestürmte der leiden-
schaftliche, kriegerische Herzog Sico von Benevent die Stadt
und warf sie nieder. Den harten Bedingungen, welche er
den Besiegten auferlegte, hatte er den Raub des Leichnams
ihres Schutzpatrons hinzugefügt, nach seiner und seiner
Landsleute Auffassung freilich nur den gerechten Anspruch
zur Geltung bringend, den die Beneventiner auf den Leich-
nam des Märtyrers, der zwar in Neapel geboren, aber ihr
Bischof gewesen war, immer erhoben hatten. So zog denn
der Heilige wieder in die Stadt ein, aus welcher die Wuth
des Heidenthums ihn zum Tode geführt hatte, umringt von
den Schaaren der Cleriker und der jubelnden Volksmenge,
die nicht aufhörte, darüber zu frohlocken, „dass sie ihren
Vater wieder hätten" 9.
selben waren, so ist dies die flüchtige Ausdrucksweise eines überhaupt
incorrecten Stilisten, auf welche kein Werth zu legen ist.
b Historiola translationis reliquiarum S. Januarii e Napoli Bene-
ventum (Bolland, ad 19. Sept.): „suum namque patrem recepisse gaude-