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Der Bericht Celano's.
glorioses theilt, erklärt sich leicht, wie in seinen Bericht
so viel Unrichtiges und Abenteuerliches eindringen konnte.
So ist er der Urheber eines Märchens, welches noch lange
in den Köpfen der späteren Topographen gespukt hat und
auch heute noch aufgetischt wird, dass nämlich die Kata-
komben von S. Gennaro mit den Coemeterien von Maria
della Sanitä, Maria della Vita, S. Severo und S. Efremö
ein grosses unterirdisches Netz bildeten ) und ist naiv
genug zu erzählen, dass er mit drei Freunden den Ver-
bindungscorridor zwischen unseren Katakomben und denen
von Maria della Sanitä und S. Severo durchwandert habe,
während docli die beiden letzteren Kirchen von dem erst-
genannten Coemeterium durch einen tiefen Thaleinschnitt
geschieden sind. Gleich unmöglich ist eine Verbindung
zwischen S. Maria della Vita, S. Efremo und S. Gennaro,
da die Richtung der Gallerieen von Anfang an von diesen
beiden Kirchen sich entfernt. Celano verleiht in seinem
Berichte offenbar nur der populären Vorstellung Ausdruck,
welche sich die Coemeterien verbunden dachte und, wie
ich gefunden habe, heute ihr damaliges Maass so weit über-
holt hat, dass sie die Katakomben von S. Gennaro bis
nach dem über zwei Stunden entfernten Pozzuoli sich er-
strecken lässt. Auf einen in seinem Urtheile so flüchtigen
und unzuverlässigen Beobachter aber kann sich keine
wissenschaftliche Beweisführung berufen; meiner Ansicht
nach ist der Bericht Celano's für die Katakombenforschung
überhaupt völlig werthlos. Aber selbst wenn in seine
Worte volles Vertrauen zu setzen wäre, so bleibt immer
noch die Frage offen, ob er nicht unter dem ersten Piano
das in unserer Darstellung als fünfte Katakombe bezeich-
nete Coemeterium verstanden habe, dessen Niveau über
zwei Meter tiefer als die erste, als Erdgeschoss bezeichnete
Gallerie liegt.
9 Die älteren Topographen der Stadt dagegen geben die Kata-
komben als getrennte an, vrgl. z. B Caracciolo, Napoli sacra,
Nap. 1624; Capacius, Neapolit. Historia, Neap. 1607, S. 429.
Der Bericht Celano's.
glorioses theilt, erklärt sich leicht, wie in seinen Bericht
so viel Unrichtiges und Abenteuerliches eindringen konnte.
So ist er der Urheber eines Märchens, welches noch lange
in den Köpfen der späteren Topographen gespukt hat und
auch heute noch aufgetischt wird, dass nämlich die Kata-
komben von S. Gennaro mit den Coemeterien von Maria
della Sanitä, Maria della Vita, S. Severo und S. Efremö
ein grosses unterirdisches Netz bildeten ) und ist naiv
genug zu erzählen, dass er mit drei Freunden den Ver-
bindungscorridor zwischen unseren Katakomben und denen
von Maria della Sanitä und S. Severo durchwandert habe,
während docli die beiden letzteren Kirchen von dem erst-
genannten Coemeterium durch einen tiefen Thaleinschnitt
geschieden sind. Gleich unmöglich ist eine Verbindung
zwischen S. Maria della Vita, S. Efremo und S. Gennaro,
da die Richtung der Gallerieen von Anfang an von diesen
beiden Kirchen sich entfernt. Celano verleiht in seinem
Berichte offenbar nur der populären Vorstellung Ausdruck,
welche sich die Coemeterien verbunden dachte und, wie
ich gefunden habe, heute ihr damaliges Maass so weit über-
holt hat, dass sie die Katakomben von S. Gennaro bis
nach dem über zwei Stunden entfernten Pozzuoli sich er-
strecken lässt. Auf einen in seinem Urtheile so flüchtigen
und unzuverlässigen Beobachter aber kann sich keine
wissenschaftliche Beweisführung berufen; meiner Ansicht
nach ist der Bericht Celano's für die Katakombenforschung
überhaupt völlig werthlos. Aber selbst wenn in seine
Worte volles Vertrauen zu setzen wäre, so bleibt immer
noch die Frage offen, ob er nicht unter dem ersten Piano
das in unserer Darstellung als fünfte Katakombe bezeich-
nete Coemeterium verstanden habe, dessen Niveau über
zwei Meter tiefer als die erste, als Erdgeschoss bezeichnete
Gallerie liegt.
9 Die älteren Topographen der Stadt dagegen geben die Kata-
komben als getrennte an, vrgl. z. B Caracciolo, Napoli sacra,
Nap. 1624; Capacius, Neapolit. Historia, Neap. 1607, S. 429.