Widerspruch der Translationsberichte.
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mit sechs Genossen den Märtyrertod erlitt, erwähnen zu-
erst, dass die Neapolitaner, nachdem sie im Drange der
Umstände den Leichnam des Bischofs, ihres Mitbürgers, in
der der Richtstätte nahegelegenen Villa Marciana geborgen,
denselben später „quieto jam tempore" in feierlichem Zuge
nach Neapel geführt und in der Nähe der Stadt in der Basilica,
„wo er jetzt ruht", beigesetzt hätten 9. Johannes Diaconus,
der im Auftrage des Bischofs Stephanus III. sein Chro-
nicon abfasste, schreibt diese Translation von dem ager
Marcianus dem Bischöfe Johannes I. zu 2), der gegen die
Mitte des 5. Jahrhunderts lebte, und stellt sich dadurch
in Widerspruch mit dem Biographen des hl. Severus, der
von letzterem, welcher am Anfänge des 4. Jahrhunderts
der neapolitanischen Kirche vorstand, dasselbe berichtet 3).
Diese Differenz dadurch auszugleichen, dass man beiden
Bischöfen besondere Bemühungen und Verdienste um die
Gründung und Ausbreitung des Cultus des Heiligen durch
Ausschmückung seines Grabes, nicht aber die Beisetzung
in der Basilica selbst, die einer früheren Zeit angehören
soll, vindicirt, ist durch die klaren, unzweideutigen Worte
der beiden Berichterstatter entschieden ausgeschlossen.
Der Widerspruch ist einfach anzuerkennen. Ueberhaupt
ist die Geschichte des hl. Januarius, sowohl die seines
Märtyrerthums als auch die seiner Gebeine durch eine
Wolke von Wundern und Widersprüchen so verwirrt gewor-
den, dass es schwerlich je gelingen wird, den geschicht-
lichen Kern des Lebens dieses Bischofs aus der Hülle
') „Postea vero, quieto jam tempore, venerabiles Episcopi una cum
omnibus ex genere beatissimi Martyris Januarii cum plebe Dei sancta,
cum hymnis et laudibus corpus ejus tollentes, juxta Neapolim transtu-
lerunt et posuerunt'in Basilica, ubi nunc requiescit". (Acta Vatic. § XIII;
Bonon. § X).
2) „Post triduum autem (nach seinem Tode) deposito corpore neo-
phytorum pompa prosequente, in eo oratorio, ubi manu sua dicitur
condidisse beatissimum martyrem Januarium a Marciano sublatum, et
ipse parte dextra humatus requievit." (Joh. Diac. in Joh. I.).
3) „Nam et corpus beati Januarii Sacerdotis et Martyris ipse con-
didit manibus suis in ecclesia foris porta hujus civitatis." (Bolland,
ad 30. April.)
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mit sechs Genossen den Märtyrertod erlitt, erwähnen zu-
erst, dass die Neapolitaner, nachdem sie im Drange der
Umstände den Leichnam des Bischofs, ihres Mitbürgers, in
der der Richtstätte nahegelegenen Villa Marciana geborgen,
denselben später „quieto jam tempore" in feierlichem Zuge
nach Neapel geführt und in der Nähe der Stadt in der Basilica,
„wo er jetzt ruht", beigesetzt hätten 9. Johannes Diaconus,
der im Auftrage des Bischofs Stephanus III. sein Chro-
nicon abfasste, schreibt diese Translation von dem ager
Marcianus dem Bischöfe Johannes I. zu 2), der gegen die
Mitte des 5. Jahrhunderts lebte, und stellt sich dadurch
in Widerspruch mit dem Biographen des hl. Severus, der
von letzterem, welcher am Anfänge des 4. Jahrhunderts
der neapolitanischen Kirche vorstand, dasselbe berichtet 3).
Diese Differenz dadurch auszugleichen, dass man beiden
Bischöfen besondere Bemühungen und Verdienste um die
Gründung und Ausbreitung des Cultus des Heiligen durch
Ausschmückung seines Grabes, nicht aber die Beisetzung
in der Basilica selbst, die einer früheren Zeit angehören
soll, vindicirt, ist durch die klaren, unzweideutigen Worte
der beiden Berichterstatter entschieden ausgeschlossen.
Der Widerspruch ist einfach anzuerkennen. Ueberhaupt
ist die Geschichte des hl. Januarius, sowohl die seines
Märtyrerthums als auch die seiner Gebeine durch eine
Wolke von Wundern und Widersprüchen so verwirrt gewor-
den, dass es schwerlich je gelingen wird, den geschicht-
lichen Kern des Lebens dieses Bischofs aus der Hülle
') „Postea vero, quieto jam tempore, venerabiles Episcopi una cum
omnibus ex genere beatissimi Martyris Januarii cum plebe Dei sancta,
cum hymnis et laudibus corpus ejus tollentes, juxta Neapolim transtu-
lerunt et posuerunt'in Basilica, ubi nunc requiescit". (Acta Vatic. § XIII;
Bonon. § X).
2) „Post triduum autem (nach seinem Tode) deposito corpore neo-
phytorum pompa prosequente, in eo oratorio, ubi manu sua dicitur
condidisse beatissimum martyrem Januarium a Marciano sublatum, et
ipse parte dextra humatus requievit." (Joh. Diac. in Joh. I.).
3) „Nam et corpus beati Januarii Sacerdotis et Martyris ipse con-
didit manibus suis in ecclesia foris porta hujus civitatis." (Bolland,
ad 30. April.)