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Schulz, Johann Christoph Friedrich; Gebauer, Johann Jakob [Oth.]; Michaelis, Johann David [Oth.]
Joh. Christoph Friedr. Schulz, ordentl. Professors der Theologie, Consistorialraths, Superintendenten, Definitors, und ersten Predigers an der Burgkirche zu Gießen, Anmerkungen über die vier Evangelisten, vornehmlich in Beziehung auf die Michaelischen Anmerkungen zu seiner Uebersetzung des Neuen Testaments — Halle: bey Johann Jacob Gebauer, 1794 [VD18 12791024]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49563#0149
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Matth. XXVl. iz9
rnit der Gotteskraft ausgerüsteter Mann, mit welcher er den Tempel zu
Jerusalem innerhalb drei Tagen niederzureißen und wieder aufzubauen
vermag, auch im Stande seyn muß, wenn es eben der Zweck, der dieses
nolhwendig macht, erfodern sollte, seine von seinemKörper getrennte Seele,
so bald er nur will, wieder mit demselben zu vereinigen, das ist, ihn aufs
Neue zu beleben.
Der hohe Rath, der nun gerne etwas auf ihn bringen wollte, das
ihn der Todesstrafe würdig machte, laßt Zeugen auftreten, die heimlich
angestettr waren (). Aber alles, was sie mit einigem
Scheine von Verbrechen gegen ihn Vorbringen konnten, ist, daß zwei dieser
elenden Menschen versichern, sie hätten ihn sagen hören: Er könne den
Tempel abbrechen, und in dreimal vier und zwanzig Stunden wieder her,
stellen.
Der Evangelist sagt nicht, daß dies etwas Falsches gewesen sey; wie
es denn auch nicht war. Er sagt nur: zu so ärmlichen Behelfen mußten sie
ihre Zuflucht nehmen.' Nichts Wichtigers konnten selbst subornirte Zeugen
Vorbringen!
Ich meyne, die ganze Erzählung der Evangelisten sey sonach zusam-
menhängend und vollkommen conseguent. — M aber thut mehr, er findet:
1) daß in der That die Worte, die Matthäus anführt, anders seyen,
als die, die wir bei Johannes finden, und das in einer wesentlichen
Sache.
2) Daß die Zeugen, deren zwei waren, sich wirklich widersprochen; der
Eine habe noch am wahrsten deponirt, Christus habe gesagt:
„Ich kann den Tempel Gstres niederreißen, und in drei Tagen
„wieder aufbauen;,,
der andere aber bei Marcus:
»Ich will diesen Tempel, der mit LNettfcbenhandett gebaut
„rst, Niederreißen, und in drei Tagen einen, an dem keine
„ Menschenhände gearbeitet haben, aufbauen. „
Dies letztere, fügt M. hinzu, war
i) eine völlige Lüge, denn von einem mit Menschenhänden gebaueten
Tempel hatte Jesus gar nicht geredet; und
s) der Zeuge setzt dies blos hinzu, um die wahre Meinung der Worte
Jesu, die Johannes uns sagt, zu verstellen.
Hier hätte ich nun in Ansehung des ersten Punctö zu erinnern, Laß aller-
Lings die Worte (aber nicht blos bei Matthaus, sondern eben so wohl auch
beim Marcus,) mit denen im Johannes nicht ganz einerlei seyen. Allein
der
 
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