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Schumacher, Karl
Beschreibung der Sammlung antiker Bronzen: Großherzogliche Vereinigte Sammlungen zu Karlsruhe — Karlsruhe, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1794#0005

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—' III —

Dieses war, wie schon bemerkt, recht früh in den Euphratländern und
am Pontus bekannt, von hier (und Africa ?) jedenfalls schon ziemlich früh
nach Griechenland gekommen (sein Zurücktreten gegenüber der Bronze bei
Homer ist sicherlich dem Einfluss der ägyptisch-semitischen Kultur zu-
zuschreiben), von da später nach Italien und am spätesten nach dem
Norden. Doch hat das Fehlen von Eisen in älteren Gräbern schon häufig
zu falschen Schlüssen geführt. Denn es wurde nicht zur Genüge der
Umstand berücksichtigt, dass Eisen sehr leicht oxydiert und schwindet, so
dass bisweilen kaum wahrnehmbare Spuren seine ursprüngliche Anwesen-
heit verraten, während Bronze, von einer dichten, je nach den einwirkenden
Säuren verschiedenfarbigen Patina bedeckt, in weit höherem Grade der
Zerstörung trotzt. Zuerst erscheint das Eisen recht spärlich, fast nur für
Schmuckgegenstände und Waffen, allmählich aber ersetzt es die Waffen
und Werkzeuge aus Bronze ganz, dieser fast nur das Gebiet der Zier-
gegenstände und Küchengeräte überlassend.

Am besten lässt sich bis jetzt diese Entwickelung in Italien verfolgen,
während von griechischen Funden noch zu wenig veröffentlicht ist. Man
hat sich geeinigt, die verschiedenen vorrömischen Perioden nach den Haupt-
fundplätzen Italiens und der Alpenländer zu benennen und spricht von einer
Periode

der Terremare, jener ältesten, zum grösseren Teile der eigentlichen
Bronzezeit angehörigen italischen Landsiedlungen, die mit einem
Teile der Pfahlbauten der Schweizerseen und des Bodensees zu
vergleichen sind;
von Villanova, einem Landgute bei Bologna, wo Gräber entdeckt sind,
die denselben Charakter wie die älteren Funde von Hallstatt im
Salzkammergut zeigen (sog. erste Eisenzeit);
der-Certosa, eines antiken (und modernen) Friedhofes bei Bologna, dessen

Funde den jungem von Hallstatt entsprechen;
der La Tene, einer Untiefe im Neufchateller See, wo Funde gemacht

sind, die die Kennzeichen gallischer Kultur tragen.
Ueber die Chronologie der beiden ersten Perioden steht noch wenig
fest. Doch kann man innerhalb derselben verschiedene Entwicklungsstufen
scheiden, die man ebenfalls nach den Hauptfundorten bezw. deren Besitzer
benennt (Benacci etc.). Die Certosaperiode gehört wesentlich dem 5. Jahr-
hundert v. Chr. an. La Tene rechnet man von ca. 400 bis in den Anfang
der christlichen Aera und unterscheidet Früh-, Mittel- und Spät-La Tene.
Entsprechen diese Bezeichnungen auch nicht mehr ganz den jetzigen An-
forderungen der Wissenschaft, so sind wir doch an sie gebunden, bis neuere
präcisere vereinbart sein werden.
 
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