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Schumacher, Karl
Beschreibung der Sammlung antiker Bronzen: Großherzogliche Vereinigte Sammlungen zu Karlsruhe — Karlsruhe, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1794#0006

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— IV —

Die Legierung der Bronze war nach den verschiedenen Zeiten, Orten
und Zwecken verschieden. Doch haben wir noch zu wenige chemische Ana-
lysen, um bereits ein übersichtliches Bild geben zu können. Ebenso wenig
sind wir im Stande, die verschiedenen von den Alten so gerühmten Bronze-
sorten, wie kyprische, korinthische, äginetische, delische etwa nach gewissen
Legierungsverhältnissen nachzuweisen. Doch lässt sich erkennen, dass in
den ältesten Fabrikaten die beabsichtigte Mischung nur aus Kupfer und
Zinn bestand, und dass der Zinnzusatz entschieden geringer war als später
(wo das ungefähre Verhältniss 9:1). Mit der Zeit wurden noch andere
Metalle wie : Blei, Silber, sogar Gold zugesetzt in den verschiedensten
Quantitäten, je nach den Zwecken, die man erreichen wollte. So hatte man
für Spiegel ein besonderes Mischungsverhältniss (etwa 68 Teile Kupfer, 24
Teile Zinn und 8 Teile Blei). In römischer Zeit wurde das sog. Weiss-
metall viel angewendet, das aus 76 Teilen Kupfer, 7 Teilen Zinn und 16
Teilen Blei (mit 1 Teil Zink und Eisen) besteht, ferner Messing, das durch
einen grösseren Zusatz von Zink gewonnen wird. In Italien waren in älterer
Zeit die Fabrikate der griechischen Kolonie Cumae und die Etruriens weit
berühmt, später die von Brundisium, von dem vielleicht nach einer sehr an-
sprechenden Vermutung Berthelots (Journ. d. Sav. 1888 S. 675 f.) die Bronze
ihren Namen hat (ßpov-nfciov), gleichwie das Kupfer nach Cypern benannt ist.

Die verschiedenen Metalltechniken. In den ältesten Zeiten kannte man
nur den Vollguss. Später erlangte man auch in Hohlgüssen hohe Meister-
schaft. Manche gegossene Geräte und Gefässe erhielten auf der Drehbank
ihre Vollendung. Ein anderes — bei weichen Metallen wie Gold, Silber,
Kupfer wohl noch ursprünglicheres — Verfahren bestand darin, dass man
das Metall durch Hämmern zu dünnem Blech schlug, welches sich nun in
verschiedenster Weise verwenden Hess. Durch Treiben über einem Ambos
konnte der Platte jede gewünschte Form gegeben werden; bei grösseren
Stücken wurden die einzelnen Teile zusammengenietet, da das Löten der
älteren Bronzearbeit noch fremd war. Mit der Zeit lernte man auch das
ganze Gefäss aus einem Stück treiben, über einem, festen Modell oder aus
freier Hand. Diese Treibarbeit fand namentlich Anwendung, als man noch
nicht grössere Figuren hohl zu giessen vermochte. Manche Geräte erhielten
in erhitztem oder glühendgemachtem Zustand durch Schmieden Härtung
oder die letzte Form. Die Verzierung erfolgte durch Gravieren (mit dem
Stichel), Ciselieren (mit dem Punzen), Pressen und Stanzen (in Formen und
durch Stempel), durch Filigran- und Granulierarbeit (Auflöten von Draht und
Körnchen), Niellieren (Einschmelzen einer schwarzen Masse in die Gravier-
linien), durch Emaillieren (Schmelzeinlage), Tauschieren (Einlegen anderer
Metallstreifen), durch äjour-Arbeit (Durchbrechung), Vergolden, Versilbern
 
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