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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Diemand, Anton: Neues über Bartholomäus Zeitblom - Z., [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0082

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66

Autograph anzusprecheu seiu, er macht
vielmehr gauz den Eindruck, als ob er
einschließlich der Unterschrift von einem
berufsmäßigen Schreiber im Auftrage
Zeitbloms geschrieben worden sei. Der
fertige Brief wurde dann von Zeitblom
selbst lediglich gesiegelt.

Was den Jnhalt des Briefes anlangt,
so geht aus demselben zunächst hervor,
daß Zeitblom einige Zeit zuvor mit dem
Adresiaten, dem Ratsherrn Jörg Vetzer,
eine mündliche Besprechung zu Ulm hatte.
Gegenstand der Unterredung war die Aus-
bezahlung einer Summe Geldes, die
Zeitblom als Anteil „seines väterlichen
Erbes zn Nördlingen" zugefallen war.
Der Nördlinger Rat wollte dieses Geld
nicht ausfolgen lassen. Daher wandte
sich Zeitblom nochmals brieflich an den
ihm jedenfalls besonders befreundeten
Vetzer mit der Bitte, ihm den Grund der
Weigerung des Rates mitteilen zu wollen.
Dabei gab Zeitblom zum Voraus die
Erklärung ab, daß er, falls es sich etwa
um die Bezahlung der Nachsteuer Z handle,
gerne bereit sei, diese zu entrichten. 5)

Unser Brief ist der einzige, der bis
jetzt von Zeitblom bekannt geworden ist.
Dieser Umstand mag es rechtfertigen,
wenn wir ihn hier wörtlich zum Abdruck
bringen. Er lautet:

Mein willig dinst berait voran. Vester
vnnd erber lieber Herr. Als ich nechst-
mals mit euch hie zu Vlme geredt hab
etlichs gelltz halben, so man mir meins
väterlichen erbs zu Nördlingen schuldig
ist, Also hat es die gestallt, das man mir
yetze auf Michahelis (29. September)
zwaintzig gulden zubezalen veruallen (ver-
fallen) wirdt. Die weil nu verner meine
hern von Nördlingen mir meinen tail
an dem gelt nit haben vollgen lasien
wellen, Bitt ich Euch gar fleissig, jr wollt
mir an ainem ersamen Rat erfaren, wa-
rumb vnnd auß was Vrsach, vnnd souerr
(sofern) es von der nachstur wegen sey,
als Jch versich (ich mich versehe), so will
ich gern nachgeben, das ain Rat die
nachstur, souil sich an den zwaintzig gulden
gepür, dauon nem vnnd mir das annder
veruollgen laß. Ob es aber ander Jrruug
dann der Nachstur halben het, Bit ich
gar fleissig, mich des zuberichten vnud
Euch hier jnn so gntwillig zubeweise»,

als ich vertraweu hab, Beger ich vmb
Euch alltzeit wit ganutzem willen zuuer-
dienen. Dat. Sonntags vor Bartholomej
(—- 21. August) ururo plpxxxj (1491).

Bartholome Zeitblom den man
nennt Hausner, Maler zu Ulm.

Adresse:

Dem Vesten vnnd Erbern Jorigen Vetzer
des Ratz zu Nördlingen meinem lieben

Herrn.

Die Bedeutung des Briefes ist eine
dreifache. Wir erfahren aus ihm vor
allem, daß der Vater Zeitbloms in
Nördliugen ansässig war und daselbst
1491 starb. Sodann belehrt er uns,
daß Zeitblom neben dem Namen, unter
welchem er in der Kunstgeschichte bekanut
ist, noch den Beinamen, oder, vielleicht
besser gesagt, Hausnamen „Hausner"
führte. Endlich klärt uns der Brief über
das von Zeitblom gebrauchte Wappen
und Siegel auf.

Die zufällige Auffindung eines Zeit-
blomschen Briefes im Nördlinger Stadt-
archiv gab Verarilasiung zu weiteren Nach-
forschüngen, die vom Berichterstatter unter
eifriger Mitwirkung des mit dem Nörd-
linger Archiv seit einer Reihe von Jahren
wohl vertrauten Nördlinger Gymnasial-
professors L. Mußgnug in umfassender
Weise angestellt wurden. Das Ergebnis
dieser gemeinsamen Nachforschungen, das
freilich hinter den Erwartungen etwas
zurückblieb, ist folgendes:

Zunächst konnte festgestellt werden, daß
Zeitblom die Nachsteuer von dem ihm
zugefailenen väterlichen Erbe wirklich be-
zahlte. Es fand sich nämlich im Stadt-
rechnungsbnch von 1491 unter der Rubrik
„Nachsteuer" der Eiutrag: „Jtem Bar-
tholome Haußner zu Ulm gab das er
von seinem vater ererbt hat durch Hanssen
Eckhart 4 Gulden 3 Ort 1 lib. (Pfund)
5^2 Psg/ Hält mau diese Notiz mit
dem Briefe Zeitbloms vom 21. August

^) Nachsteuer — Abgabe vom Vermögen
auswandernder Bürger. Zweck dieser Steuer
war, den Abzug des Kapitals zu erschweren oder
wenigstens für den erlittenen Berlust Ersatz zu
gewinnen. Dorner, die Stenern Nördlingens
zu Ausgang des Mittelalters (Jnaugural-Disser-
tation.) S. 48.

b) Die Stadt zog nämlich, um die Erhebung
der Nachsteuern zu sichern, den Betrag regel-
mäßig vor der tatsächlichen Auswanderung des
Kapitals ein. Dorner a. a. O. S. 50.
 
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