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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Beck, Paul A.: Ein altdeutsches Freskenstück von Justus de Alemannia (Justus von Ravensburg?) in Genua
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Diemand, Anton: Neues über Bartholomäus Zeitblom -Z., [2]: ein Nördlinger Bürgerssohn
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0102

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diesen Justus vvu Ravensburg ist
aber St. Lochner doch ein anderer Kerl
trotz seines Anschlusses an die Kölnische
Kunstrichtung, in die er sich sozusagen
hineingeheiratet hat. Bei aller Empfäng-
lichkeit für niederrheinisches Wesen bleibt
er im Grunde der etwas vierschrötige
Schwabe, dem wir einen Dickkopf zu-
trauen, wie seine Heiligen ihn mitbe-
kommen". Dieselben Gedanken, nur nicht
fo ausführlich, hat schon Schnaase (in
seiner „Geschichte der bildenden Künste
im 15. Jahrhundert", Vlll. S. 205,
Stuttgart, Verlag von Ebner L Seubert,
1879) teilweise zum Ausdruck gebracht.
Er würde sich an sich wegen des Bei-
satzes ä'MnirwZrw nicht daran stoßen,
an Justus von Gent zn denken. „Die
Niederlande gehörten größtenteils zum
deutschen Reiche und die Bewohner von
Flandern sprachen einen deutschen Dialekt.
Man findet sie daher nicht selten in
Jtalien als Deutsche bezeichnet und auch
Justus von Gent könnte am Anfange
seines Aufenthaltes so genannt worden
sein". Allein das Bild selbst gibt sich
als das Werk eines anderen Künstlers
zn erkennen. Zwar läßt die Komposition
das perspektivische Zimmer mit Messing-
gerät und Waschbecken und mit dem
Blick dnrch das Fenster in die landschaft-
liche Ferne, anf eine Kenntnis der van
Eyck'schen Schule schließen. Aber die
Ausführung in Temperafarben wurde bei
einem Maler, der die Prayis der Öl-
malerei mitbrachte, rätselhaft sein und
die feinen zarten Züge der Jungfrau,
sowie manche andere Eigentümlichkeiten
der Zeichnung lassen eher auf ober-
deutsche, bereits durch italienische Ein-
drücke bedingte Schnle schließen. Von
schwäbischer Schule spricht Schnaase noch
nicht, wie man auch zu seiner Zeit von
einem Ravensburger Meister noch nicht
redete und nichts wußte. Trotz all' dieser
oberrheinisch - schwäbisch - niederländisch-
burgundisch - italienischen Stilklitterung
nimmt der Meister, den Schmarsow dan-
kenswerter Weise wieder hervorgezogen
hat, neben den Malergrößen seiner Zeit
und seines Stammes Konr. Witz aus
Rottweil, St.Lochner aus Meersbnrga.B.,
Lukas Moser von Weil, Hans Multscher
aus Reichenhofen u. a. immerhin noch

eine beachtenswerte Stellung ein und be-
stätigt wieder die erst seit ea. 25 Jahren
festgestellte Tatsache, daß die schwäbische
NNalerschule viel weiter, als noch vor
Kurzem angenommen wurde, wo man
dieselbe von Zeitblom und Gen. und den
Syrlin anfangen ließ, (D.-A. v. 1900,
S. 64, 95), bis ins 14. Jahrhundert
zurückreichte. Möchte es nun gelingen,
außer diesem einzig bis jetzt diesem Justus
nachgewiesenen Malwerke weiteren Leistun-
gen seiner Kunst auf die Spur zn kommen
und dabei auch endgültig seine Persönlich-
keit und Heimat festzustellen!

Neues nber

Bartholomäus Ieitblom — I.

ein Nördlinger Bürgerssohn.

Von fürstl. Archivar vr. Diemand,
Wallerstein.

(Schluß).

us der Zusammenstellung geht klar
hervor, daß unter den Trägern des
Namens Haußner, die um die Zeit, da
Bartholomüus Zeitblom, genanntHausuer,
sein väterliches Erbe in Nördlingen er-
hob, in deu Steuerbüchern der Stadt
erscheinen, nur der Jörg Haußner als
Vater Zeitbloms in Betracht kommen kann.

Man könnte freilich hier einwenden,
ob nicht etwa der Ehemann der in den
Steuerbüchern von 1490 und 1491 und
später aufgeführten Mathis Haußnerin,
wohnhaft „ins Bopfingers gäßlin", als
Vater Zeitbloms anzusprechen sei. Dem
widerspricht jedoch der Umstand, daß
diese Mathis Haußnerin schon 1489, wie
aus dem Steuerbuch dieses Jahres hervor-
geht, Witwe war. Jhr Mann war offen-
bar jeuer Mathis Haußner, der uns zum
letzten Mal in dem Stadtrechnungsbuch
von 1488 — die Steuerbücher 1482—88
fehlen! — begegnet, wo unter der Rubrik
„alt einbracht Schuld" die Bezahlung
eines seit 1486 rückständigen Ladenzinses
desselben im Betrage von 1 fl. und unter
der Rubrik „vergangen Steuer" die Ent-
richtung eines seit 1487 rückständigen
Zinses von 2 Pfund 18 Pfennig ver-
merkt werden. Mathis Haußner starb
also jedenfalls 1488, wenn nicht schon
vorher. Denn es ist wohl möglich, daß
die Zinsen, die er aus den Jahren 1486
 
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