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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Zeller, Joseph: Zur Geschichte der Pfarreien Rottenburg und Ehingen a. N., insbesondere der Kapelle auf der Altstadt, [1]
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Brehm, Karl: Der Loreto- und Lourdeskult in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0134

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118

aber geweiht in Ehren St. Joseph,
Joachim und Anna, St. Veit und St.
Katharina v. rn. wie auch des hl. Schutz-
engels".H (Schluß solgt).

Der Loreto- nnd Lsurdeskult
in rvürttemberg.

MRn den Stimmen aus Maria-Laach
XI. (1891) S. 171 f. bemerkt
St. Beissel 8. T, daß man wohl an-
nehmen dürfe, daß in Deuschland seit
langem wenigstens fünfzig Loretokapellen
bestanden haben, deren Äusdehnung und
Gestalt die Formen der berühmten santg.
os.80. in Loreto nachahmen. Neben der
Loretokapelle der kölnischen Pfarrkirche
zur hl. Maria in der Kupfergasse führt
er auch ein Heiligtum unserer schwäbischen
Heimat an: den Schönenberg bei Ell-
wangen. Diese vielbesuchte Wallfahrts-
kirche, als deren Titel heute Mariä
Himmelfahrt genannt wird, ist zweifellos
die bedeutendste Kultstätte der Uuäormu
äi ll,orsto in Süddeutschland. Sie ver-
dankt ihre Entstehung den beiden Jesuiten
Thomas Anreitter und Joh. Hefelin und
dem Sekretär Joh. Georg Gözmann,-die
um 1638 auf dem Schönenberg ein
Kreuz mit einer Nachbildung des Gnaden-
bildes von Altötting errichteten. Bald
wurde eine kleine Kapelle aä bsatara
Ugriuiii Vir^inkm I.9ur6t9ii9iii errichtet
und 1652 an sie zwei Seitenkapellen an-
gebaut. Der Jesuit Philipp Jeningen
bewog den Propst Adelmann, auf den
Schönenberg eine große Kirche zu er-
bauen, in welche die alte dreiteilige Ka-
pelle als Untergeschoß des Chores ein-
bezogen wurde 1682 ff. Diese Wallfahrt
entstand also ganz unter dem Einfluß
der Jesuiten, die zur Erhaltnng und Be-
festigung der katholischen Religion im
Propsteigebiet nach mehrfachen Versuchen
1638 endgültig nach Ellwangen berufen
worden waren. Die Pflege dieser Ma-
rienwallfahrt hat sich hier wie auch
anderwärts als ein für diesen Zweck sehr
wirksames Mittel erwiesen. Älter als
der Schönenberg ist nur die Loretokapelle

0 Am 17. bezw. 24. Mai desselben Jahres
visitierte Weihbischof Georg Sigmund die St.
Remigienpfarrkirche neben der oberen Klause
uud die Stiftskirche in Ehingen und eröffnete
und weihte wieder die Altäre (zwei in der
oberen Kirche); Weittenauer a. a. O. Fol. 221 f.

von Tettnang, die vom Jahre 1624
stammt. Die übrigen sind zumeist in
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhun-
derts entstanden: so Loreto, Gem. Som-
mersried O.-A. Wangen 1656, Wolfegg
O.-A. Waldsee und Dürmentingen O.-A.
Riedlingen 1668, Sonderbuch O.-A.
Münsingen 1671, Neutrauchburg O.-A.
Wangen und Kronwinkel O.-A. Leutkirch
1686. Die letztere ist an Stelle einer
alten Pfarrkirche erbaut. Die frühere
Pfarrkirche von Mochenwangen O.-A.
Ravensburg dagegen wurde 1719 als
Loretokapelle gebaut. Egesheim O.-A.
Spaichingen erhielt eine solche 1747,
Westerheim O.-A. Geißlingen 1706.
Letztere soll seit 1803 in ein Armenhaus
umgewandelt worden sein. Die zu Scheer
wurde zwar schon 1628 erbaut, aber erst
im Jahre 1745 eingeweiht. Das Alter
der Loretokapelle von Binsdorf O.-A.
Sulz ist mir unbekannt. Zu bemerken
ist noch, daß die meisten dieser Kapellen
äuf Anhöhen mit mehrfach prächtiger
Aussicht erbaut sind. Der Loretohof auf
der Markung Sonderbuch, seit 1897
Pfleganstalt für Geisteskranke aus Zwie-
falten, hat seinen Namen wohl von der
benachbarten Kapelle. Auch das Töchter-
institut der barmherzigen Schtvestern in
Gmünd führt den Titel St. Loreto.
Jn Jagstfeld O.-A. Neckarsulm ist eine
Bruderschaft „Kongregation des hl. Hauses
von Loreto" eingeführt. Jn Privat-
häusern bestnden sich öfters sog. Loreto-
glöcklein, Devotionalien, welche in Loreto
geweiht und berührtworden sind. Munder-
kingen besitzt eine solche Glocke in großer
Ausführung. Sie ist eine Schenkung des
Marchtaler Prälaten Edmund Sartor,
eines geborenen Munderkingers, und wurde
von Klemens XII. (1758/69) geweiht.

Als Blütezeit des Loretokultes erscheint
somit bei uns das XVII. Jahrhundert
und deshalb als Ausbreitungsgebiet die
jetzt noch katholischen Landesteile, beson-
ders Oberschwaben, während sich im
Neckar-, Jagst- und Schwarzwaldkreis
mit Ausnahme der Oberämter Neckarsulm,
Ellwangen, Spaichingen und Sulz keine
Spur der Loretoverehrung findet. Es
sei noch erwähnt, daß unter den Haupt-
reliquien des Klvsters Lorch auch ein Teil
vomMarienhaus inNazareth genannt wird.
 
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