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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien, [8]: Dr. Jos. Florian Rieß, S. J., von Tiefenbach, kath. Theologe und Publizist (1823-82)
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173

Schwäbische Biograzihien.

47) Beck. vi. Jos. Florian Rieß,
8. .1., von Tiefenbach, kath. Theologe und
Publizist (1823—82).

Florian Rieß, Or. pbil., katho-
lischer Theologe und Begrüuder des
katholischen Zeitungswesens in Württem-
berg, geboren zu Tiefenbach, Oberamt
Neckarsulm, am 5. Februar 1823, f als
Jesuit den 3. Dezember 1882 in Feld-
kirch, studierte aus der Universität Tü-
bingen Theologie und Philosophie, trug
im Jahre 1844 den wissenschaftlichen
Preis seiner Fakultät und i. I. 184b
auch den 2. homiletischen Preis davon,
wurde im selben Jahre zum Priester
geweiht und das Jahr darauf Repetent
am Wilhelmsstift zu Tübingen, der Bil-
dungsanstalt an der Landeshochschule für
katholische Theologen und hielt als solcher
auch philosophische Vorlesungen, bis d. I.
1848 ihn und andere bestimmte, nach
vielen Schwierigkeiten zur Verteidigung
der katholischen Jnteressen, hauptsächlich
in seinem Heimatlande und den Nachbar-
ländern Baden und den hohenzollernschen
Fürstentümern, ein schon länger geplantes
Tagesorgan das „Deutsche Volksblatt"
zu Stuttgart ius Leben zu rufen und zu
leiten, welchem er 2 Jahre später das
„Katholische Sonntagsblatt" und den
„Katholischen Volks- und Hauskalender"
anreihte. Auch gab er noch kurze Zeit
mit Laib L Schwarz (welche man mit
ihm die sogen. „Donzdorfer Fakultüt"
nannte) den „Kirchenschmuck" heraus.
Nachdem er diesen noch bestehenden perio-
dischen Preßerzeugnissen 9 Jahre unter
vielen schweren Kämpfen, namentlich auch
mit der badischen Regierung wegen der
Besprechung des Kirchenstreites, unter
nicht wenig Preßprozessen und mehrfachen
Verurteilungen (zuletzt zu 3 Monaten
Festungshaft auf dem Hohenasperg) seine
volle ganze Kraft gewidmet, trat er im
Sommer 1857 weltmüde in den Jesuiten-
orden zu Gorheim bei Sigmaringen ein,
kam später nach Vollendung des Noviziates
nach Ditton-Hall in England, dann nach
Maria-Laach und nahm nach einiger Zeit
die schriftstellerische, insbesondere die
vublizistische Tätigkeit wieder auf; insbe-
sondere gab er den Anstoß zur Gründung

einer katholisch-wissenschaftlichen Zeit-
schrift: er ist der Haupt- und Mitbe-
gründer und langjährige Redakteur der
noch bestehenden „Stimmen aus Maria-
Laach", einer Revue ersten Ranges, deren
erste Serie (1865) er mit der Erklärung
des „Syllabus", deren 2. Serie (1869)
er mit dem „Okumenischen Konzil" begann
und an deren ferneren Serien er lebhaften
Anteil nahm. Jm Jahre 1870 ward er
zum Professor der Kirchengeschichte in
Maria-Laach ernannt, in welcher rühm-
lich ausgefüllten Stellung er auch während
des Exils zu Ditton in England fast bis
zu seinem Ableben verblieb. Rheumatische
Schmerzen zwangen ihn, sein Lehramt
im Herbste 1882 niederzulegen, doch setzte
er selbst dann noch unter heftigen Schmer-
zen seine schriftstellerische Tätigkeit fort.

Rieß zeichnete sich durch Geistesschärfe
und Klarheit der Sprache aus und
schrieb eine schneidige, gewandte Feder,
welche den tüchtigen, einst in der Hegel-
schen Philosophie geschulten Dialektiker
nicht verleugnet. Rieß schrieb außer in
die von ihm geleiteten Blätter und Zeit-
schriften noch Manches, so die „Kirchen-
politischen Blütter aus der oberrheinischen
Kirchenprovinz" (Stuttgart, 1853), „die
württembergische Konvention, eine Studie"
(Freiburg, 1858), „der sel. ?. Canisius
von der Gesellschaft Jesu aus den Quellen
dargestellt", Freiburg i. Br. 1865 bei
Herder, nebst einem Auszug daraus für
das Volk ebendaselbst und lieferte mehrere
Beiträge in die Tübinger theologische
Quartalschrift und in die beiden ersten
Bände des Kirchenlexikons von Wetzer L
Welte. — Der „Katholische Volks- und
Hauskalender" von 1884 (S. 37) und
die nachverzeichnete Sonntagsbeilage Nr.
17 enthalten sein Bildnis in Holzschnitt.

Jos. Kehrein, biograph.-liter. Lexikon der
katholischen deutschen Schriftsteller rc., II, S. 51
(Zürich, Stuttgart und Würzburg, Verlag von Leo
Wörl, 1671) und die daselbst gegebenen Nach>
weise; Bümmel Konr., „Zum 50jährigen Jubi-
läums des Deutschen Volksblattes" in dessen
„Sonntagsbeilage" Nr. 13—17 v. 1898.

Aleinere Mitteilungen.

-e- Die Franzosen in der Grafschaft
Friedberg-Scheer im Jahre 1796. Die
Menschheit schaudert zurück, wenn inan die Greuel-
taten überblickt, welche die Franzosen in mehreren
Orten der Grafschaft, namentlich aber in dem
 
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