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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 3
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Zierler, Peter Bapt.: Das Kapuzinerkloster in Ravensburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0050

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— 84
Scherflein beizutragen versprach. Allein
die Stadt Wangen wollte auf dieses Pro-
jekt nicht eingehen und machte dagegen
alle möglichen Schwierigkeiten geltend, so
daß endlich der Testamentsexekutor sich
an den Kaiser wandte, dem die oberste
Disposition über die I^utu piu zustand.
— Kaiser Matthias sah, wie alle
Habsburger jener Zeit, die Erbauung
von Kapuzinerklöstern sehr gerne und
ernannte darum einen Kommissär, der
diese Klostergründung durchsetzen sollte.
Es war dies der Erbtruchseß Hein-
rich, Freiherr von Waldburg, Herr
in Wolfegg, Waldsee, Zeil und
Marstetten. — Wirklich brachte es
dieser auch dahin, daß am 17. Mai 1616
folgender Vergleich zustande kam.
1. Die Bürger von Wangen sollten
um einen annehmbaren Preis ein Grund-
stück für das Kapuzinerkloster abtreten
und die Kapuziner zur Augenscheinnahme
einladen.
2. Was noch über die legierten
4000 fl. erforderlich sei, verspricht Herr
von Prasperg aus Eigenem zu bezahlen.
3. Auch was der Bau noch über diese
4000 fl. koste, verspricht dieser Wohl-
täter aus seiner Kasse zu geben. Sollte
er vor Vollendung des Baues sterben,
so wolle er doch testamentarisch das Nö-
tige dazu vermachen. Er hoffe indessen,
daß auch die Nachbarn mithelfen werden.
4. Die Baudirektion bleibe bei der
Stadt, jedoch so, daß auch der Herr von
Prasperg dreinzureden habe.
Dem Kaiser Matthias gefiel diese Frei-
gebigkeit des Herrn von Prasperg so gut,
daß er ihm ein eigenhändiges Belobungs-
schreiben sandte. — Man berief also die
Kapuziner. Als jedoch diese erschienen,
erhob der Stadtrat neue Schwierigkeiten,
sprach von der Armut der Ein- und An-
wohner, vom jüngst erfolgten großen
Brandunglück, von der Unfruchtbarkeit
der Gegend, wo nicht bloß kein Wein,
sondern auch fast kein Getreide wachse.
Auch sei das Legat unkündbar und trage
nur seine Zinsen, das Materwl zum
Klosterbau müßte weither geführt werden,
die Erhaltung des Klosters sei beinahe
eine Unmöglichkeit usw. — Als die Ka-
puziner diese Ausflüchte hörten, verloren

auch sie die Lust sich hier anzusiedeln und
zogen sich zurück. — Äußerst schmerzlich
berührte das den Herrn von Prasperg.
In einem Schreiben an den Erbtruchseß
vom 3. Mai 1617 klagte er bitter da-
rüber, daß so der Vertrag verletzt und
sowohl beim Kaiser, als bei den benach-
barten Ständen dadurch die Makel der
Wortbrüchigkeit zugezogen werde. Der
Truchseß stellte das den Ratsherren von
Wangen vor. Diese jedoch wiederholten
in ihrer Antwort die alten Schwierig-
keiten und forderten ihn auf, er möge
diesbezüglich vom Herrn von Prasperg
eine Kaution verlangen. Auch dazu ließ
sich dieser herbei und stellte es der Stadt
frei, ob sie dieselbe mündlich oder schrift-
lich haben wollte. — Als der Kapu-
ziner-Provinzial, ?. Alexander von
Uri, vom Generalkapitel, das am 1. Juli
1618 zu Rom gefeiert wurde, wieder in
die Provinz zurückgekehrt war, schrieb er
das Provinzkapitel auf den 4. September
nach Luzern aus. Der Herr von Pra-
sperg veranlaßte es nun, daß eine feier-
liche Gesandtschaft zu diesem Kapitel ab-
geordnet wurde und zwar sandte der
Erbtruchseß als kaiserlicher Kommissär
seinen Rat in Waldsee, den vr. An-
dreas Mapele, die Stadt Wangen
aber ihren Senator Georg Wizig-
mann. Der Truchseß gab seinen Ab-
geordneten auch ein Schreiben an das
Kapitel mit, das vom 10. September in
Zeil datiert war und nebst einer kurzen
Geschichte der bisherigen Bemühungen die
Bitte um Annahme des Klosters enthielt.
Der Stadtrat von Wangen beglaubigte
seinen Abgeordneten gleichfalls durch ein
Creditiv, das vom 12. September aus-
gestellt war. — Allein die Kapuziner
hatten es mit der Annahme des Klosters
nicht so eilig. Einerseits lagen viele
andere Ersuchen von Fürsten, Städten
und Ständen vor, andererseits aber hatten
die Bürger von Wangen durch ihre
frühere Schroffheit die Patres derart
abgestoßen, daß sich diese nicht für die
sofortige Annahme des Klosters ent-
scheiden mochten. Sie versprachen da-
rum nur nach dem Kapitel zwei Patres
nach Wangen zu senden, die sich über
den Stand der Dinge informieren sollten.
— Es kamen somit der Provinzial und
 
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