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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 6
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Zeller, Joseph: Beiträge zur Geschichte des Benediktinerklosters Ellwangen in der Zeit seines Verfalls, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0098

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82

lumus uut6iu guock in ckiccko monastorio
solitus mouuoborum 6t miiüstrorum
numerus nullutenus minuutur«. Die
Kurie hatte demnach gegen das neue
Prinzip an sich nichts einzuwenden, drang
jedoch wenigstens darauf, daß man an-
dererseits auch nicht unter die festgesetzte
Zahl herabgehe. Doch blieb diese Vor-
schrift manchmal unbeachtet, nicht bloß in
den letzten Dezennien vor der schließlichen
Auflösung des Klosters, sondern auch
schon im letzten Drittel des 14. Jahr-
hunderts?) Auch wurde durch die Neuerung
keine Besserung der Vermögenslage er-
reicht, vielmehr ist allgemein zu beobachten,
daß gerade die früher reichsten und vor-
nehmsten Klöster durch den Reichtum,
der zur Verschwendung reizte, und durch
die Beschränkung auf die adeligen Mit-
glieder die ärmsten wurden, wie hier auch
die Zucht am meisten verfiel?) Freilich
erschwerte die ganze Wirtschaftsform jener
Zeit eine richtige Ausbeutung des Grund-
besitzes der Klöster. Selbstbewirtschaftung
durch Laienbrüder kannte man nicht mehr;
die Klostergüter waren vielmehr — und
zwar trotz vieler Verbote in der Form
der Emphyteuse (Erbpacht) — verpachtet,
und die fälligen Geld- und Kornrenten
gingen oft unregelmäßig ein. 3)
Gegen das Ende des Statuts ist der
Fall erwähnt, daß ein Kleriker oder
Laie, ohne Mönch werden zu wollen,
eine Pfründe in einem Kloster für sich
käuflich erwerbe. Der Fall scheint im
14. und 15. Jahrhundert nicht selten
vorgekommen zu sein, daß angesehene
Männer geistlichen und weltlichen Standes
sich in ihren späteren Jahren in ein
Kloster zurückzogen, das sie für ihren
Unterhalt in angemessener Weise, vielleicht
oft weit über die wirklichen Auslagen
entschädigten. Manche Klöster mochten
um der finanziellen Vorteile willen, die
von feiten vermöglicher „Pfründner" zu
erwarten waren, in der Auswahl der
Personen nicht vorsichtig genug sein. So
erklärt es sich, daß die Anhänger der
Reformbewegung des 15. Jahrhunderts
auch in dieser Übung eine Ursache des
Sinkens der klösterlichen Zucht erblickten.
Da dieser Punkt, soviel ich sehe, bisher
in der Literatur nicht erwähnt wurde, so
sei hier darauf hingewiesen, daß Nikolaus

von Siegen, der Chronist des Klosters
St. Peter zu Erfurt und einer der lite-
rarischen Wortführer der Bursfelder
Observanz, an einen ähnlichen Beschluß
der Aachener Synode vom Jahre 817
(Noimm. Corm. eck. ?6rt?, bk>Z6s I.,
p. 202, Nr. 42: »Ut nullus plobeius sou
seoularis otorious in monastsrio ock
bubittmäum rseipiutur, nisi voirwrit
titzri monuellns-l) eine ausführliche Be-
trachtung über die schlimmen Folgen einer
solchen Übung anknüpft: »Cuvoant, eu-
vount 6t valcko eauti sint monuebi uck
suseipidnckum probenckurios. Koro boe
sxpeckit .... tzuwungno monacRorum
intzo eonsilio nti voinerit, türm sineero
6x eorcke oickom suuckoo, ul oavout sibi
in guuntnm potvst g uobilibus, muMUtis
atgns ckootoribus, iuristis 6t 66tsris 66<ck6-
sinrum 6oIl6Zig.ts.rum prolstis. <)uum-
vis torsitun upportant rngZuum utguo
uotubilom soioimisrum sumniuin, 6stn;
o mi krator, sopius postou oontiuZit, 6t
taotum 6st, guoct ambo turn oapiontos
gugm pr6b6nckarii ckoluerunt.
Lnllieiunt tibi 66nsns monastorii . . .
0 preluto, o monuobo, 0 eMorurio,
6UV6U8, 69.V6U8 tibi Ä prebknckuriis 6t
nobilibns pnrsonis. Lstogu6 86m6l V6i
t6r 6xp6ckiunt: postou vorn unns plus
tnrbut, ckumpniüout, gnum guatuor pro-
tuoruut«.^)
Ich gebe nunmehr das Statut nach
der Abschrift in dem Diplomatar „Nr. 4:
y Bgl. über das Jahr 1384 die Beschr. des
O.-A. Ellwangen S. 448.
2) Vgl. Linneborn a. a. O. S. 24. Das
gleiche gilt von Ellwangen
bj Derselbe a. a. O. S. 23.
0 Okronieon seslssiastieum Meolni äs
LisZsn 0. 8. 8. Hrsg. v. F. L. Wegele 185b
(Thüring. Geschichtsqu. II. Bd.) x. 165 s. Als
Beispiel aus Schwaben möge der Augsburger
Domdekan Leonhard Gessel (f 9. Juni 1465)
angeführt sein, der sich gegen Ende seines Lebens
mit dem Gedanken trug, sich als Psründner in
ein reformiertes (Benediktiner-)Kloster zurück-
zuziehen; der Plan kam freilich nicht mehr zur
Ausführung. Vgl. Gessels Brief an Heinrich
Lur vom 27. Febr. 1465 (Bibliothek des Literar.
Vereins in Stuttgart, Bd. 196, S. 124): »6or
snim msum ssmpsr unkslnvit ssss psnss
aliguoä monastsrium, Kuders prsbsnäa.8 st
ssrvirs äso-, und Lurs Klage über des Freundes
Tod (a. a. O. S. 128, den 26. Juni 1465):
»in monastsrio rsgularis vits adsgus tnrnsn
iuZo prolsssionis ürmitsr proposuit äomino
lg.rnula.ri st inibi mortis tributum solvsro-.
 
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