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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 9
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Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [16]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0154

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138

und ist lustig gewesen und hat brav
getanzt". So stoß denn die schöne Som-
merzeit der Herzogin-Witwe rasch dahin.
Vor ihrer Abreise von Berlin nach
Bayreuth hatte die Herzogin Auguste dem
König Friedrich III. von Polen, Kur-
fürsten von Sachsen, noch einen Dienst
geleistet und trug so den Dank ab für die
durch die Sendung von Herrn v. Schell-
haß einst geleisteten Dienste. Am
21. Mai 1742 schrieb Manteuffel^)
an Brühl,136) die Herzogin-Witwe von
Württemberg, aus Berlin zurückkehrend,
hätte ihm anvertraut: der König von
Preußen wisse, daß der Dresdener Hof
ihn von Grund des Herzens hasse und
in Paris, Frankfurt, Moskau wider ihn
arbeite. „Um Gotteswillen", habe sie
hinzugefügt, „seid auf eurer Hut; ich
weiß aus eigener Erfahrung, ein wie ge-
fährlicher und tückischer Feind er ist; es
wird die Zeit kommen, wo sich alle Welt
vereint auf ihn stürzen wird, ihm die
Flügel zu beschneiden, aber noch ist die
Zeit nicht da und wehe dem, der sich
übereilt!" So sah Maria Augusta den
7 jährigen Krieg als feine Beobachterin der
politischen Lage voraus. Sie hatte von
einem Briefe des Königs gesprochen, den
sie selbst gelesen, der für Sachsen höchst
bedrohlich lautet: »on visnt äs ms äonnsr
rm avi8 gus stai äs In psiiis a oroirs
autsntbigus, on m'usZurs <pus nos voi-
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Narssllal äs 8sIIsi8l6 ju8^ns lü js
8ll8psnä8 MOIl. juZSMSIlt«.
In ihrer Reise nach Berlin hatte
Maria Augusta von der Landschaft
1OOOO fl. erhalten. In ihrer Rückreise
hielt sie durch ihren Oberhofmeister von
Montolieu, der sie noch von Berlin
nach Stuttgart geschickt hatte, zu ihrer
Rückreise um weitere 5000 fl. und um
eine jährliche Leibrente von 12000 fl.
an. Ungeachtet derselbe vorgebracht
hatte, „daß ihro hochfürstliche Durch-
laucht während ihres Aufenthaltes zu
Berlin vor des Landes künftiges Glück
arbeiteten, sich darüber aber vieler Ge-
fahr und Verdruß aussetzten, auch sich
selbsten aller Zuflucht benehmeten, die

höchst derselben sonsten bey den katho-
lischen Mächten haben könneten", so trug
der landschaftliche Ausschuß am 10. April
1742 an, nur 5000 fl. der Herzogin-
Witwe zur Rückreise zu zahlen. Wegen
der Leibrente aber hielt er sich nicht für
berechtigt, ehe und dann die Stelle eines
seiner Mitglieder, welches mit Tod ab-
gegangen war, wieder besetzt und der
größere Außschuß zusammen berufen war.
Fortwährend hatte übrigens Maria
Augusta gegen Jntriguen zu kämpfen.
Ihre eigene Mutter, Fürstin Louise von
Thurn und Taxis und der Bischof
von Würzburg hatten, um die Prinzen
dem preußischen Einfluß zu entziehen, die
Mündigkeitserklärung Karl Eugens bei
Kaiser Karl VII. betrieben und auch
preußischerseits hatte man den gleichen
Plan verfolgt, um Karl Eugen dem Ein-
fluß der Mutter zu entziehen.
Nach ihrer Rückreise von Berlin und
Bayreuth kam Maria Augusta am
16. November 1742 nach Hohentübingen,
um von da aus die Treibjagden einige
Zeit zu besuchen. Maria Augusta und
ihr Gemahl Herzog Karl Alexander, der
Erbauer des Jagdschlößleins auf Rauh
St. Johann im Jahre 1734, waren
große Freunde der Jagd. Da boten die
prächtigen Wälder des Schönbuchs, die
sie früher schon von Böblingen und
Waldenbuch aus besucht hatte, die beste
Gelegenheit. Lustig mag in denselben
das Hallali in jenen Tagen ertönt haben,
wenn die lebensfrohe Herzogin dort mit
ihrem Gefolge jagte. Manch edler Hirsch
wird von derselben zur Strecke gebracht
worden sein. Staunend bewunderten
die biederen Tübinger Bürger den stolzen
Jagdzug, wenn er vom Schloß herab
durch die Straßen der alma matsr Vu-
bmAM8is daherbrauste.
Von Hohentübingen aus besuchte Maria
Augusta am 21. November 1742 die
Ernst Christoph v. Manteuffel, geb.
1679, seit 1719 Reichsgraf, gestorben 1749,
kgl. sächsischer Kabinetsminister, seit 1730 pen-
sioniert, lebte bis 1740 in Berlin, das er im
letzten Jahr verlassen mußte. Er zog nach
Leipzig.
E) Heinrich von Brühl, geb. 13. Ang. 1700,
gestorben 28. Oktober 1763, kgl. und kursäch-
sischer Premier- und Kabinetsminister, seit 27. Mai
1737 Reichsgraf.
 
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