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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0032

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ist Vf. seiner Controverse init dem fmnvsen „Kunst-
jiinger ä-ton8>eur Qri»" (s. dicse Zcitschrift
XXVIII, 1910 No. 11 S. 175/176) aus dem Wege
gegangen. Selbstverständlich sind auch mit die-
sein Werke die Forschungcn und Erhebungen
über die beiden Syrlin noch lange nicht abge-
schlvssen und ist viellcicht noch dieses und jenes
Nene zu gewärtigen, ivie auch Ueberraschungen
nicht ausgeschlossen sind. Der3. Abschnitt ist Mich.
Erhart und Nicolaus Weckmann, der 4. den
Meistern des Blaubeurer Hochaltars u. Gregor
Erhart gewidmct. Ausführlich wird auch die
Entwicklung der Blaubeurer Stein-
sculpturen aus dein Stile der Fignren des
II. Sakramentshauses dargelegt, sowie das Ver-
hältnis der Blaubeurer Plastik zu den Werkcn
des Mörlinepitaphnieisters erörtcrt. Dcr 5. Ab-
schnitt des Werkes behandelt Daniel M a u ch
und Mart. Schaffner und zeigt den allmäh-
ligen Rückgang der U. Schule in den großen
Altarschöpfungen von Adelb erg, Merklingen,
Thalheim, Reutti u. a. Orten. Ein systcmatischer
Ueberblick über die gesamte Entwicklung beschließt
das Werk. 58 vorzüglich gelungene Lichdruck-
tafeln mit nahezu der dvppclten Zahl muster-
gültiger Abbildungen nach z. Teile eigens für
dieses Werk angefcrtigten Originalanfnahmen
geben einen Atlas fast sämtlichcr im Texte er-
wähnter Skulpturen. Hinsichtlich der Chor-
g e st ü h l'b ü st e n in Ulin, Blaubeuren, Enne-
tach und Geislingen ivnrde sich auf eine Aus-
ivahl dcs Besten beschränkch im Uebrigen aber
wurde auf möglichste Vollständigkeit Bedacht ge-
nommen. Hiedurch wird das vorzüglich ausge-
statteteWerk für jeden, der sich, sei es als Kunst-
sreund, Museumsbeamter, Sammler oder Händ-
ler mit der Frage der Znschreibung einer schwä-
bischen Figur zu befassen hat, zu einem unent-
behrlichcn Nachschlagcbuch.

Die Kunst- und Altertumsdenkmale
im Köuigreich Württemberg. Jnven-
tar. 42—44. Liefernng. Donaukreis.
Oberamt Blaubeuren, bearb. von
Julius Baum. Eßlingen a. N, Paul
Neff, Verlag (Max Schreiber, 191t, 137
SS., Preis 4 M. 80 D.)

Wie bekannt, bekommt Württemberg neben
den üblichen Oberamtsbeschreibungen, von denen
eben die von Münsingen neu herausgekom-
men ist, für seine 64 Oberamtsbezirke je auch
einen archäologischen und einen kunsthistorischen
Band. Vorangezeigtes Buch enthält das archäo-
logische „Jnventar" sür das Oberamt Blau-
b e u r e n, während die Atlasmappe IX mit rei-
chen Darstellungen aus demselben Oberamt und
der Nachbarschaft den „Kunstatlas" forsetzt und
Burgen und Kirchen, Schlösser und Bürgerhäuser,
Stabtmauern und Türme, Altüre und Bilder,
Wand- und Tafelgemälde, Brunnen und Grab-
denkmäler, Gestühle und Kunstschreine, Glocken
und Kirchengeräte, Pokale und Oefen usw. bilden
die Gegenstände des Kunsthistorikers. Besonders
reich ist der Bezirk an gut erhaltenen Schnitz-
altären, Taufsteinen des 13.—15. Jahrhdts., an
Werken der Plastik, Fresken und Tafelbildern.

Allen voran steht natürlich die Klosterkirche mit
ihrcin cinzigen Hochallar in Blaubeuren,
ein „Kleinod der deutschen Spätgotik". All' das
ist in Dutzenden von Bildern, Auf- und Grund-
rissen, Lichtdrucktafeln vorgeführt, so daß jetzt der
Oberamtsbezirk Blaubeuren in der schwäbischen
Alb zu den besser beschriebenen des d. Reichs
gehört.

Schöttle, Or. G., Tübing'sche
Münz- und Geldgeschichte, S. A. ans
den „Tübinger Blättern", XII., 1911.

Wann zu Tübingen, lange vor Gründung
der Universität, eine Münze entstand, aui die
heute noch der Name Münzgasse hinweist,
läßt sich nicht mehr genau feststellen. Urkund-
liche Erwühnungen Tübinger Münzen kommen
erst 1105 vor, aber sie waren damals längst in
Geltung und schon ein Silberdenar aus der Zeit
Friedrichs II. mit dem Namen Anshelm, wohl
einem Ahnherrn der Tübinger Grafen, dürfte in
Tübingen geprägt worden sein. Später sindet
man den Tübinger Pfennig im Quellgebiet der
Kinzig, Murg und der Nagold bis zur Mündung
der Teinach, im Norden von Hohenzollern, in
Balingen und Ebingen verbreitet; ebenso auf der
Reutlinger und Zwiefalter Alb, wie auch in
Herrenberg, Böblingen und Sindelfingen, einem
Gebiet von zusammen 3500—4000 jsff Kilometern.
Ob freilich den Pfalzgrafen das Münzrecht ver-
liehen war oder ob sich die Verhältnisse nicht
eher tatsächlich so gebildet haben, läßt sich nicht
mehr angeben. Aufgefundene Münzen mit ab-
gegriffenem Aeußern zeigen, daß man in Tübin-
gen die Gewohnheit, in kurzer Frist oder gar
alljährlich sämtliche im Lande noch vorhandenen
Miinzen in Verruf zu erklären, nicht übte. Das
Aussehen der Tübinger Pfennige kennt man aus
einer Reihe von Funden, die Vf. eingehend be-
schreibt. Vor allem fanden sich 1906 beim Ab-
brechen eines Hauses in der „langen Gasse" zu
Tübingen etwa 200 mittelalterliche Münzen, die
Vf. als Tübinger Pfennige nachweist. Dieselben
— denarähnliche Halbbrakteaten — Zeigen anf
der einen Seite 3 spitzgedeckte Türme, die auf
der Oberfläche eincr Raute stehen; rechts u. links
vom Dache des Mittelturms zielt je eine Lanzen-
oder Pfeilspitze herab. Jnnerhalb der Raute be-
findet sich eine zweite kleinere, deren Oberseiten
blos durch Punkte angedeutet sind; in der Mitte
davon ist ein Ringlein, ebenso neben den äußeren
Tiirmen. Das Ganze wird von einem Perlen-
kreis eingefaßt. Auf der Rückseite ist ein gleich-
armiges Kreuz, an dessen 4 Enden je ein klei-
neres Kreuzchen; in jedem der 4 Winkel des
großen Kreuzes ist eine V-artige, zum Teil auch
rechtwinklige Figur angebracht. Ob die Türme
nach Scherers Vermutung umgedreht zur Kirchen-
fahne im Tübinger Wappen wurden, bleibe mit
dem Vf. dahingestellt. Cr selbst sieht in ihnen
eine Andeutnng des Schlosses und der ummauer-
ten Stadt. Das Ringlein in der Mitte würde
auf den pfalzgräflichen Fronhof in der Stadt
hindeuten. Tübinger Münzen finden sich ferner
ini Bernlocher Fund, den nach den Ver-
mutungen des Vf. 1203 der Weissenauer Kloster-
maier vergraben hatte. Andere sind zu Haiger-
 
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