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Schwäbischer Merkur.
Nro. 9i. — Montag, den i August 179»«
Westfalen.
Aachen, den 25 Jul. König Gustav von Schwe-
den , hat hcure frühe, nachdem er 6 Wochen lang un-
ter uns lustgswandelr, die hiesige Stadt verlassen, und
wird den Rückweg nach Stockholm über Koblenz nehmen,
um den Brüdern des Königes von Frankreich dort einen
AbschiedsBesuch abzustatten. General Bouille und
dessen Sohn, welche er in seine Dienste genommen,
sind beide schon vorangcgangen. — Prinz Ferdinand von
Preussen ist schon einige Tage früher mir seiner Familie
von hier nach Spaa abgereist.
Sachsen.
Zu Dresden rüstet man sich mit einem grossen Feuer-
werk rc. auf einen Besuch des Kaisers und des Königes
von Preussen, den der KurSachsifche Hof nach der
Böhmischen Krönung zu erhalten hoft.
preussische Staaten.
Vom istcu dieses Monats an muß von jedem Onart
Wein, jedem Pfund Zucker, Kaffee, Syrup rc. ein
Groschen mehr als bisher an Accisc bezahlt werden.
st) e st r e i ch.
sLongreß zu Szistow j Wien, den 20 Jul. An
der Herstellung deS Friedens ist gar nicht mehr zu zweif-
le». Der Preussische Hof hat sich des Einflusses des
hiesigen in Petersburg glüklich bedient, um auch die
Kasierin zur Einwilligung in Prcussenö Entwürfe zu
bringen.- Der Preussische Obrist Bischofswerder, der
den Kager in Italien fast nie verließ, ist seit der ü Ta-
nun hier zubrachte, eben so emsig bei dem
Wrsien Kauniz beschä — Gestern sind wieder z
Preussische FeloIager aus Szistow bei dem Preussischen
Migek'ommcn, ivelche jhie lveitele
Abfertigung erst nach des Kaisers Ankunft erhalten
werden.
. Wien, den 2Z Jul. Der Kaiser, die Kaiserin und
die ErzHcrzoge Franz, Carl und Leopold sind noch am
Mittwoch, den 20 Jul. Abends hier angekommen. —
In Schönbrunn bei Wien werde» Zimmer für den
KurZürsten von Rölln bereitet, welcher von der
Böhmischen KönigsKrönnng unser» Kaiser hieher be-
gleiten wird. — Die hiesige PolizeitVberDirektio»
wird ganz aufgehoben, statt dieser aber eine neue Po-
lizeiKommissivn errichtet.
8rankreich.
Zu Paris haben sich über 20,000 Bürger einschrei-
ben lassen , um als NationalGardisten zur verthei-
digung des Reichs an dessen Gränze sich zu begeben.
Man uahm aber nur 4520 an. — Auch um die Li-
nienArmee auf den KriegsFuß zu sezen, hat Paris al,
lein über 15222 Mann HülfsTruppcn gestellt.— Dem
Maire Bailli ist aufgcgcben worden, mit der Verferti-
gung des Verzeichnisses aller Einwohner der Stadt
zu eilen, weil man jezt so viele Leute darinn findet, de-
ren LcbensArt und Absichten unbekannt und gefährlich
sind. Eine grosse Zahl von Offizieren und Edelleutcn,
die Tag und Nacht anfeine GegenRevolutio» denken,
hält sich verkleidet hier auf.
sFcrncre Folgen -er Unruhe vom rl Julss Pa-
ris , den 24 Jul. Zwei Verfasser von Journalen sind
arrctirt worden. Einer hatte in seinem Blatt: Freund
des Volks: die Nation aufgefordcrt, die ganze Natio-
ualVersammlung, den König, seine Gemalin und La
Fayettc zu ermorden, um, wenn diese Hindernisse weg-
geschaft seien, Frankreich desto gewisser zur Republik
machen zu können. Der andere hatte Ludwig XVI. ein-
geladen^ einen Preis auf jedes Paar Ohren von Konsti-
tutionsFreunden, das man ihm bringen würde, zu se-
zen. — Der Preussische Jude Ephraim, und die Hol-
ländische Jüdin Acldcrs sind wieder frcigclassen worden,
weil erwiesen ist, daß 'nicht diese 2 Fremdlinge, seit-
dem andere verkappte Aristokraten getrachtet haben,
daS Volk und die NationalVcrsammlung durch sich
selbst, durch Zwistigkeiten, die in ihrer Mitte entstehen
und um sich fressen sollten, zu zertrümmern, und auf
ihren Schutt wieder alten Aristokratismus und Despotis-
mus zu bauen. Nun behaupten aber demokratische
Blätter, die Aristokraten haben absichtlich die Preussen
und Hollander verdächtig machen wollen, weil an die-
Schwäbischer Merkur.
Nro. 9i. — Montag, den i August 179»«
Westfalen.
Aachen, den 25 Jul. König Gustav von Schwe-
den , hat hcure frühe, nachdem er 6 Wochen lang un-
ter uns lustgswandelr, die hiesige Stadt verlassen, und
wird den Rückweg nach Stockholm über Koblenz nehmen,
um den Brüdern des Königes von Frankreich dort einen
AbschiedsBesuch abzustatten. General Bouille und
dessen Sohn, welche er in seine Dienste genommen,
sind beide schon vorangcgangen. — Prinz Ferdinand von
Preussen ist schon einige Tage früher mir seiner Familie
von hier nach Spaa abgereist.
Sachsen.
Zu Dresden rüstet man sich mit einem grossen Feuer-
werk rc. auf einen Besuch des Kaisers und des Königes
von Preussen, den der KurSachsifche Hof nach der
Böhmischen Krönung zu erhalten hoft.
preussische Staaten.
Vom istcu dieses Monats an muß von jedem Onart
Wein, jedem Pfund Zucker, Kaffee, Syrup rc. ein
Groschen mehr als bisher an Accisc bezahlt werden.
st) e st r e i ch.
sLongreß zu Szistow j Wien, den 20 Jul. An
der Herstellung deS Friedens ist gar nicht mehr zu zweif-
le». Der Preussische Hof hat sich des Einflusses des
hiesigen in Petersburg glüklich bedient, um auch die
Kasierin zur Einwilligung in Prcussenö Entwürfe zu
bringen.- Der Preussische Obrist Bischofswerder, der
den Kager in Italien fast nie verließ, ist seit der ü Ta-
nun hier zubrachte, eben so emsig bei dem
Wrsien Kauniz beschä — Gestern sind wieder z
Preussische FeloIager aus Szistow bei dem Preussischen
Migek'ommcn, ivelche jhie lveitele
Abfertigung erst nach des Kaisers Ankunft erhalten
werden.
. Wien, den 2Z Jul. Der Kaiser, die Kaiserin und
die ErzHcrzoge Franz, Carl und Leopold sind noch am
Mittwoch, den 20 Jul. Abends hier angekommen. —
In Schönbrunn bei Wien werde» Zimmer für den
KurZürsten von Rölln bereitet, welcher von der
Böhmischen KönigsKrönnng unser» Kaiser hieher be-
gleiten wird. — Die hiesige PolizeitVberDirektio»
wird ganz aufgehoben, statt dieser aber eine neue Po-
lizeiKommissivn errichtet.
8rankreich.
Zu Paris haben sich über 20,000 Bürger einschrei-
ben lassen , um als NationalGardisten zur verthei-
digung des Reichs an dessen Gränze sich zu begeben.
Man uahm aber nur 4520 an. — Auch um die Li-
nienArmee auf den KriegsFuß zu sezen, hat Paris al,
lein über 15222 Mann HülfsTruppcn gestellt.— Dem
Maire Bailli ist aufgcgcben worden, mit der Verferti-
gung des Verzeichnisses aller Einwohner der Stadt
zu eilen, weil man jezt so viele Leute darinn findet, de-
ren LcbensArt und Absichten unbekannt und gefährlich
sind. Eine grosse Zahl von Offizieren und Edelleutcn,
die Tag und Nacht anfeine GegenRevolutio» denken,
hält sich verkleidet hier auf.
sFcrncre Folgen -er Unruhe vom rl Julss Pa-
ris , den 24 Jul. Zwei Verfasser von Journalen sind
arrctirt worden. Einer hatte in seinem Blatt: Freund
des Volks: die Nation aufgefordcrt, die ganze Natio-
ualVersammlung, den König, seine Gemalin und La
Fayettc zu ermorden, um, wenn diese Hindernisse weg-
geschaft seien, Frankreich desto gewisser zur Republik
machen zu können. Der andere hatte Ludwig XVI. ein-
geladen^ einen Preis auf jedes Paar Ohren von Konsti-
tutionsFreunden, das man ihm bringen würde, zu se-
zen. — Der Preussische Jude Ephraim, und die Hol-
ländische Jüdin Acldcrs sind wieder frcigclassen worden,
weil erwiesen ist, daß 'nicht diese 2 Fremdlinge, seit-
dem andere verkappte Aristokraten getrachtet haben,
daS Volk und die NationalVcrsammlung durch sich
selbst, durch Zwistigkeiten, die in ihrer Mitte entstehen
und um sich fressen sollten, zu zertrümmern, und auf
ihren Schutt wieder alten Aristokratismus und Despotis-
mus zu bauen. Nun behaupten aber demokratische
Blätter, die Aristokraten haben absichtlich die Preussen
und Hollander verdächtig machen wollen, weil an die-