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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0061

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Einleitung.

7

das Wort (Arnim) auch unter sich, wenn sie jemand zu sich rufen. Denn es ist ein Zurufungs-
wort. Darum nennen sie auch den ersten Gott, welchen sie für eines halten mit dem All, wenn
sie ihn gleichsam als den verborgenen und verhüllten mit Bitten angehen, dass er sich zeige und
sichtbar erweise, Amun — und übersetzt ganz richtig: quem eundem cum universo putant, macht
aber nur von dem Theile der Erklärung Gebrauch, welcher den Amun aus der Dunkelheit an's Licht
ruft, den andern aber, den ungleich wichtigern, nach welchem Amun bei den Aegyptern eines war
mit dem Universum, stellt er mit der bekannten Definition des Jamblichos zusammen und erklärt
ihn, so wie diese, kurzweg für Missverstand *). Aber in aller Welt ist denn das, was Hekatäos
und jenes, was Jamblichos von Amun sagt, eines und dasselbe? Ist denn etwa der Zeus des Xe-
nophanes2) ein und derselbe mit dem idealen Zeus in der Theologie des Proklos? Warum ver-
schweigt uns denn Jablonski die Stellen der Alten, welche an Alter und kritischem Werthe die
Nachrichten des Jamblichos weit übertreffen und die Erklärung des Hekatäos bestätigen? Hätte
er sich diese Mühe genommen, so würde er ohne Zweifel uns bemerklich gemacht haben, wie sich
im Fortgange der Zeit aus der alten grobem Vorstellung von Amun die verfeinerte Idee des Jam-
blichos entwickeln konnte, so dass diese Idee nicht, wie Jablonski ungerecht sagt, eine blosse Aus-
geburt von Jamblichos Gehirne, sondern eben der Geist war, der durch die verfeinernde Nachhilfe
der Griechischen Philosophie aus seiner altvaterischen Hülle hervorgetreten war. Der Grund dieser
Einseitigkeit Jablonski's wird uns vollkommen einleuchten, wenn wir vorher noch eine andere gänz-
lich von ihm unbenutzt gelassene Stelle angezogen haben werden. In seiner Abhandlung über den
Kneph3) übersetzt er einen Theil der Worte, in welchen Plutarch uns mittheilt4), dass die übrigen
Aegypter zur Ernährung der heiligen Thiere (als Sinnbilder der sogenannten sterblichen Götter)
eine bestimmte Beisteuer entrichteten, welche nur von den Einwohnern der Thebais verweigert

des Gottes im Kopfe, mit dem sich die Idee eines im Verborgeneu Waltenden verknüpfte, zu welchem man bat, dass er,
um sich wirksam zu erweisen, sein Antlitz leuchten lassen, dass er aus dem Dunkel an's Licht hervortreten möge. Nun
hörte er ohne genügende Kenntniss der Aegyplischen Sprache, wie diess bei den Griechen fast stets der Kall war, den im
Aegvptischen häufig vorkommenden Imperativ AMOY Omni) komm, vent, welches allerdings ein gewöhnlicher Zuruf ist
und hielt nun nach einer leichten Ideenverbindung diese nqoqxXririxij yo>vi] für den ähnlich lautenden Namen des Gottes. Zu
dieser Annahme berechtigt uns die Etymologie des Manelhon, dem wir als gebildeten und daher seiner Sprache mächtigen
Aegypter den Vorzug geben müssen. Dergleichen qui pro quo werden uns bei den Griechen noch öfter aufstosseu. Von
den vielen Ableitungen des Namens Amnion oder Hammon, in denen mau sich versucht hat, will ich hier eine anführen,
die zu characteristisch ist, um ganz der Vergessenheit übergeben zu werden: Duruis l'Oriyine de tous les cultes. II. p. 100.
Hammon, n'est il que le nom Hammel de rammal belier?

1) Jablonski Vanth. 1. II. c. II. §. 12. Jamblielras, si in Ammone agnovisset Solem illiusque Numen ad uoliones
metaphysicas cerebri sui non infeliciter contorsisset et invitum inflexisset, veram profecto nobis etymologiam nominis istius
promeret (nun folgt die bekannte Stelle de myster. VIII. 3): Id certe in hac interpretatione verum est nobisqne facem pro-
fert, quod Heoataens et Jamblichos ex traditione sacerdotum Aegyptl haud dubie acceperunt, quamvis minus recte intelle-
ctum, Amun signiiicare rerum lateulium et abscouditarum in lucem productionem, das heisst, — die Krühlingssonne.

2) Ahistotkl. Metaphysic. I, v. SevotpavTjq de 7tqo)To$ rovro)v ivioctq (man bomerke den vorhergegangenen Unterschied
der Ansicht des Parmenides und Melissos) oväcv dieoarnvioev, ovde rrjq <pvato>q tovtmv ovdtxeqaq fixe &iyeiy' aXX' etq zor
vXor ovqavov artofiXeyaq, ro tv eiyctt qit](ii rov &eov.

3) Jablonski Pantk. 1. I. c. IV. §• 3.

4) Plutakch. de Is. et Os. c. 21. ov novov de todtod (OatQidoq) m UqtH ).tyovaiv, aXXa xai *wv aXXoiv &euy, oaot
Hfl ay eWTjroi fitjd' a(p#a£Tot, ra fiev ao)para naq avroiq xetaOai xaftovra xai ötQaTie v ea&ai, raq de yv/aq ev ovgavw
Xa/tneiy aoTQa xai xaXeio&ai xvva fiev rijv Iaidoq vtp' 'EXXijyojy, in Aiyvnzimy de SfD&fft ■Hqmva dt ryy 'JIqov, tr\v de Tv(pa-
voq aqxTov' eiq de raq rqoqaq tory rtfioifieyiay X,nmv rovq /iev aXXovq ovvTtTaypeva reXeir, povovq de fifj äidovui rovq Qrjßaidn
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