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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0064

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10

Einleitung.

heiligen Thieren des Kneph-Amun auch die dem Osiris, der Isis gewidmeten Thiere in der Thebais
mit frommem Eifer verehrt und gepflegt wurden, so dass also die Verweigerung jener Beisteuer
nicht als eine absolute betrachtet werden kann. Wir werden uns bemühen, in der Aegyptischen
Mythologie diese »Schwierigkeiten zu lösen. Die Einheit des Kneph und Amun erkannten Görres
und Hug1). Beide betrachteten sie jedoch aus dem Standpuncte des reinen Jdealism. Namentlich
musste dem erstem Gelehrten, welcher sein System vorzüglich auf die Mitteilungen der Neu-Pla-
toniker und auf die hermetischen Bücher begründete, die Gottheit völlig in dem subtilen „Noüs und
Poemander der Alexandriner" aufgehen. Diese Einheit wurde ferner von dem geistreichen Berliner
Archäologen, Herrn Tölken2) anerkannt. Die Sonne im Widdeizeichen blieb Amun in den Ab-
handlungen von Schmidt 3), welcher ganz unbegründeterweise versichert, dass durch diesen
Begriff alle auf den Jupiter Amun bezüglichen Mythen erklärt werden können. Dupuis blieb eben-
falls dem Begriffe Jablonski's treu *). Die neueste Aegyptische Mythologie von Seyffarth 5) lässt
den Amun bald die Sonne, bald den Planeten Jupiter bedeuten. Herrn Creuzer's Darstellung schadete
ungemein die verschiedenartige Autorität, mit welcher ihn bald Jablonski, bald Dupuis, bald Gör-
res, bald Jamblichos an sich zogen und seine eigene, bessere Ansicht von der Sache gar nicht auf-
kommen Hessen. Daher in seiner Symbolik das Zurücktreten der höchsten Aegyptischen Gottheiten
Qdie höchsten Volksgottheiten brauchen natürlich nicht die höchsten Gottheiten Aegyptischer Theo-
logie überhaupt zu sein), daher das unbestimmte Verhältniss zwischen Amun, Phtha und Kneph
und der so schwankende, zwischen verschiedenen Bestimmungen hin und her gewehete Begriff des
Amun, der sich bisweilen Herrn Creuzer als ein Fundamentalwesen aufdringt, dennoch aber haupt-
sächlich nur in Jablonski's dürrem Formate auftritt und desshalb bloss beiläufig von Herrn Creuzer
behandelt wird. Wir lassen die Ansichten dieses ausgezeichneten Gelehrten über Amun folgen.
Nachdem wir noch nichts über diesen Gott erfahren haben, zeigt er sich zuerst gleich in der hohen
Bedeutsamkeit e) welche ihm Jamblichos gegeben hat. ..Endlich wird der Sohn Amun's, Osiris,

„selber zum Amun, Osiris wird nun metaphysisch als höchstes Wesen selbst angenommen---.

„Es offenbart sich aber dieses höchste Wesen: a) als Amun (Ammon-Jupiter) insoweit es die
„unoffenbarten Urbilder der Dinge, die Prototypen, die Ideen au's Licht bringt — als Allmacht;
,.bj als Phthas in seiner demiurgischen Vollkommenheit, insofern es jene Ideenwelt zur Wirk-
lichkeit bringt und Alles nach Wahrheit und ohne Fehl kunstreich vollendet — als Weisheit;
,,c) als Osiris, insofern es Urheber des Guten und wohlthätig ist — als Güte. — Dieses höchste
„Wesen, dessen Evolutionen wir so eben betrachtet, hiess im allgemeinen Volksglauben Osiris, in-
sofern man es aber metaphysisch betrachtete, im Priestersystem vielleicht bald Amun, bald Kneph."

1) Goerres Mythengeschichte. II. p. 353. Hug lieber den Mythus der alten Welt. p. 181.

2) Toki.kkn zu vo.v Mixutom Reue ~.um Tempel des Jup. Amnion, mit Knpferatlns. Berlin 1824. p. 374.

3) Du Schmidt De xodiaei nostri origine. Aegi/pUaca in O/nisculis , t/idbus res antiquae praeeipue Aegyptiacae ex-
pliUKoititr. Carolsr. 1765. p. 35. Ammon in Aegypto praeses liabebalur Aequinoctü verni, qnod in Signo Arietis collocn-
liim fnit. Hinc explicantur omues ilJae fabulae, qnae apnd Aeg.vptios, Graecos et Arabes de Ariete seil Jove Amnione nar-
rabantur. m) und (n dj,;ser Anmerkung ni): ünus instar omnium consulendus maximus Aeg3'ptioruni studiorum defeusor
Jablonsliius Panth. Aeg. 1.57 — 184.

4) Dupuis l'Origine de tous les cnltes. II. p. 98. Knfiu je dis que c'etoit Penibleme sous lequel etoit represente le
soleil Iors de sa grande fete oh de la fete de son exaltation que tous les Astrologties anciens avaient fixee sous Je belier.

5) S^xfpab™ Syst. Astr. Aeg. p. 97. Ammon, Amun significant nunc ©, nunc planetam "4-

6) Creuzer's Symbol. I. p. 290 — 293.
 
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