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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0075

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Einleitung.

21

durch die innige Uebereinstiinmung der Apotelesinatik die ältere und iiiteste Astrologie der Aegyp-
ter wie in einem klaren Spiegel darstellen.

Für unsern Zweck ist es zunächst wichtig zu untersuchen, in welches Verhältnis« sich das
Princip der Astrologie zu dem der ältern Theologie stellen mochte. Die Astrologie, welche alle
Erscheinungen in der Natur der Dinge, selbst bis auf die Gemütiisbewegungen des Menschen, von der
gegenseitigen Stellung der Gestirne abhängig macht, musste, sobald sie sich dieses Grundsatzes klar
bewusst war und ihn consequent durchführte, die Hauptpunkte der Theologie lediglich auf siderische
Grössen zurückführen. Die ätherischen, die elementarischen, welche an sich, d. h. abgesehen von
den Gestirnen, ganz und gar ohnmächtig sind, mussten nothwendig zu einer grossen Bedeutungslo-
sigkeit herabsinken, entweder geradezu aus dem Gebiete der Theologie heraustreten, oder eine
untergeordnete Stellung, als sogenannte Ausflüsse ^anoööoiaf) oder Sphären der Gestirne, einneh-
men. Jener allumfassende und belebende Himmel konnte nur not'h in den sogenannten xsvtqoiq mit
den mächtigen Gestirnen wirksam sein, so dass es sich jetzt leicht ereignete, dass, was bisher als
niederer Wirkungskreis eines Gottes betrachtet worden war, wie z. B. bei den Griechen der Planet
Zeus im Verhältnisse zum grossen Zeus -ILuv, bei den Aegyptern der dem grossen Befruchter
Amun geweihete Zodiakalwidder im Verhältnisse zu dem alten Amun-Pan, jetzt zu dem Haupt-
begriffe derselben Gottheit erhoben wurde. So musste der consequente Astrolog in dem Physiologen
oder dem physiologischen Astronomen mit Mitleid nur einen albernen Schwachkopf sehen, indem er
seine ätherischen, feurigen oder feuchten Materien den sichtbar allmächtigen, allgebietenden Siebe-
nern, Zwölfern oder den an diese gebundenen Dekanen vorsetzen konnte. Hinwiederum musste
aber auch der physiologisirende Priester den strengen Astrologen für einen heillosen atheistischen
Ketzer halten, nicht bloss, weil er jene grossen Naturwesen in ihrer höchsten Bedeutung verneinte,
sondern auch, weil er alle menschliche und göttliche Freiheit mit der Wurzel ausriss und an deren
Stelle ein eisernes Arerhängniss (fatum) setzte, dessen Gewalt die Götter nur dann hätten beschrän-
ken können, wenn sie den Lauf der Gestirne, d. i. ihren eignen Lauf aus einem regelmässigen in
einen willkührlichen hätten umwandeln können, eine Idee, vor welcher der Astrolog gleich wie vor
einer himmlischen Revolution zurückbeben musste. Im Bezug auf den Fatalism ging jedooh, Avie wir
tiefer unten nachweisen werden, die Astrologie in zwei sehr verschiedene Ansichten aus einander.
War man nämlich auch darin einverstanden, dass sich die Einwirkung der Gestirne bis auf das
innerste, geistige Leben der Menschen erstrecke, so fragte man doch, ob alles, Avas die Gestirne
durch ihre Constellationen verkündeten, mit unabwendbarer Gewalt auf die Menschen hereinbräche,
oder ob diesem Angedrohten Seitens der Menschen bald theilweise, bald ganz mit Erfolge begegnet
werden könne. Die einen verneinten, die anderen bejahten. Welch mächtigen Einfluss die verschie-
dene Beantwortung dieser Frage auf die ganze theologische Richtung der damaligen Zeit ausüben
musste, ist unnöthig zu bemerken. Wenn wir nun hören, dass die Weisen Babylons, Chaldäer
genannt und sonst im Allgemeinen als die vertrautesten Adepten der Astrologie bekannt, zu
Slrabon's Zeit, wo sie noch ein eigenes Gebäude bewohnten und sich meistens mit der Astronomie
beschäftigten, diejenigen unter sich, welche das Handwerk der Nativitätsstellerei trieben, von sich
ausschlössen , s0 ^usst sich hiervon, da nicht anzunehmen ist, dass sie mit der religiösen

1) Sthahox. XVI, 1« A<p<iiQinTo tv Tr, Bafivhiwin xaroixia toj? em/MQiOK; vtloaoi/oiq, toi? XaXäatoiq Trpoynj'Oftt'O-
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