Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0096

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung.

bald wir nur unser Urtheil nach den Aussprüchen der älteren, sachverständigen Zeugen richten
wollen. Wie vereinzelt steht nicht im Bezug auf die altägyptische Astronomie und Chronologie
unter den Angaben der vorchristlichen Griechischen Astronomen die Nachricht des Geminos über
die Umlaufszeit der Aegyptischen Feste1)? Euklid, Arat und Eratosthenes, Avelche doch dem
alten Aegypten so nahe standen, gehen sie nur im Entferntesten ein auf Aegyptisehe Astronomie,
so vielfache Gelegenheit sie auch bei der Bearbeitung ihrer Phänomena hatten, die grosse Abwei-
chung der Aegyptischen Sternbilder von den Griechischen, welche doch wohl nothwendig von
bedeutendem Einflüsse auf die beiderseitige Gestaltung der Sphäre sein musste, zu erwähnen?
Auch für Hipparch sind in seinem Werke über die Phänomena des Eudoxos und Aratos keine
Aegypter vorhanden2). Ueberaus lehrreich hätte ohne Zweifel in der nachchristlichen Zeit Ptole-
mäos über die Aegyptisehe Astronomie sein können. Allein wir werden tiefer unten finden, dass
er in seinem Almagest der Aegyptischen Leistungen auf diesem Felde auch nicht ein einzigesmal
gedenkt, obschon er bei seinen häufigen Aeusserungen über die astronomischen Beobachtungen der
Alten (unter welchen er aber freilich nur die Chaldäer versteht) und der Arorgänger des Hipparch3)
oft genug Veranlassung dazu gehabt hätte. Manche schätzbare Mittheilung wird uns dagegen in
der dem Ptoleinäos beigelegten Tetrabiblos, in Verbindung mit ihren Commentatoren. Häufiger
werden alsdann die Angaben über Aegyptisehe und sogar altägyptische Astronomie bei den späte-
ren und spätesten Astrologen des Alterthumes, namentlich einem Valens und Firmicus.— Allein
das Stillschweigen jener älteren, wissenschaftlicheren 31änner vom Fache, die fast alle entweder
für immer oder für einen grossen Theil ihres Lebens sich in Aegypten aufhielen und denen, wie die
nationalägyptischen Tempel selbst in Alexandrien und noch mehr die so nahe gelegenen Observato-
rien von Heliopolis beweisen, die astronomischen Arbeiten der Aegyptischen Priester beinahe täg-
lich vor Augen treten mussten, ist gewiss sehr auffallend. Herr von Münchow vermuthete 4), dass
die Alexandriner vielleicht aus Nationaleitelkeit die Kenntnisse der Aegyptischen Priester mit Fleiss
völlig unerwähnt gelassen hätten. Diese Vermuthung widerspricht jedoch dem wissenschaftlichen
und geraden Sinne eines Eratosthenes und namentlich der strengen Wahrheitsliebe eines Ptolemäos,
die er auf eine so edle Weise ausspricht5) und so sehr an Hipparch zu schätzen weiss. Wie
sollte man es irgend wahrscheinlich finden, dass Männer, die von einem so reinen und glühen-
den Eifer für die Astronomie beseelt waren, wie die Begründer der wissenschaftlichen Astronomie,
Hipparch und Ptolemäos, welche beide sich so angelegentlich ältere astronomische Beobachtungen
zu verschallen suchten und die wir in dieser Hinsicht die Verdienste der alten Chaldäer bereitwillig

1) Gemixi Istii/oy. in Phaenom. ed. Prtav. p. 83.

S) Wenn nach dem Alinagest die Beobachtungen der Astronomen des Museums nach dem beweglichen Jahre der
Aegypter datirt sind, so wird kein Vernünftiger daraus folgern, dass dies auch altägyptische Beobachtungen gewesen sein
müssteni Man könnte auf gleiche Weise die Beobachtungen unserer Astronomen für die der allen Araber ausgeben, bloss
weil sie iu Arabischen Ziffern geschrieben sind. Die Alexandriner bedienten sich nämlich bis zur Anordnung ihres festen
Jahres des beweglichen der Aegypter, gingen aber im Uebrigen ihren ganz, eigenen Gang. Wegen jeuer älteren Datirung
bequemte sich auch Ptolemäos in seinem Almagest /.u dem beweglichen Jahre, während er iu seiner Schrift von den Fix-
sternerscheiriungen das feste Jahr der Alexandriner gebrauchte. Vergl. Idelkb Handb. d. Chronol. I. p. 140.

3) Vornehmlich Ptomcmaki Magn. Construct. VII, 1. IX, 2.

4) von Muknciiow Anmerkungen Nokggkrath's Bearbeitung von Cuvikh Ansichten von der l'rwitt. iitmn. (833.
1. p. 313.

.5) Ptolkmaei Magn. Comtruct. IV, 9. Heber nipparch Qtä&tf&totWräv s. w. unten.
 
Annotationen