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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0101

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Einleitung.

47

Jablonski sagt in seinen Prolegomenen *), die Religion der ältesten Aegypter habe als die
der Noachiden keine andere sein können, als ein reiner Monotheism. Der Gott dieser Aegypter
war ein geistiges, nur durch den Geist zu erkennendes Wesen 2). Dieses Wesen ward von ihnen
Kneph benannt, von welchem Jablonski in dem Pantheon folgende Schilderung giebt3}: Es lehrten
die alten Weisen der Aegypter, Sonne, Mond und mit ihnen die übrigen Planeten haben unsere
unter dem Monde liegende Welt beherrscht, jedoch sei all ihre Kraft und Macht von einer ewigen,
göttlichen Intelligenz beschränkt, desgleichen all ihre Bewegung und Wirksamkeit von einem weisen
und mächtigen Geiste geleitet und bestimmt worden, so dass alles, was in der Welt ist und geschieht,
durch den allmächtigen Einlluss dieser Gottheit bewahrt und erhalten und diese Gottheit mithin
als die Grundursache von allem, was ist und geschieht, gehalten wurde. Allein mit der Zeit ward
diese Religion verderbt und vom Aberglauben verdunkelt, so dass von jenem ewigen Geiste nur
noch eine schwache, dürftige und dunkle Erinnerung blieb, daher viele in der Ueberzeugung stan-
den, er sei ganz aus der Aetgyptischen Religion ausgeschlossen worden *). — Beurtheilen wir
zunächst diese Jablonskischen Angaben. Es leuchtet ein, dass Jablonski die Einheit Jehovah's und
Kneplfs auf das 10. Capitel der Hebräischen Genesis begründete. Allein so ehrenwerth dies«?
Quelle auch ist, so können wir aus ihr doch eben so wenig Nutzen schöpfen für die Aegyptische
Religionslehre, als wie aus der Erzählung des Saiterpriesters von der untergegangenen Atlantis
für Aegyptens politische Geschichte. Mit gleichem Rechte müssten wir auch an die Spitze der
Mythologie aller anderen Völker, welche die Stammtafel5) aufzählt, z. R. der Scythen, Meder,
Perser, Griechen, Aethioper, Araber, Canaanäer, den Hebräischen Jehovah stellen, eine Annahme,
die uns aus der ganzen, anderwärts beglaubigten Geschichte dieser Völker hinaus in die Reflexion

1) Jablonski Prolegom. §. 3. Primornm Aegypti, post diluvinm, iticolarum, cum ex Noacho, ejusque filio Clianio
ortum traliereut, nulla alia potuit esse tlieologia ac religio, quam vera et pura, ab ipso Deo tradita.

2) Jablonski Proleyom. §. 23. Primmn ulique tlieologiae veteris et cullus Aegyptiorum objeclum fuit rorpor, uaturae
spiritualis, adeoque sensibus non obuoxium, sed sola vi intellectus cognoscendum.

8) Jablonski Panth. I. I. c. IV. p. 81. (De Cnepho.) Tradebant autem vetusti Aegypliorum sapientes, solem ac
lunam et cum Iiis quoque planetas reliquos mimduin noslrum sublunarem gubernare, sed vim illonun euuetam atque potesta-
tem a Mente aeterna diviiia suis Iimitibus circumscribi, molum itidem eorum et operatiouem omnem a Spirilu sapientl et
potenti regi atque determiuari, semper iidem quoque asseruerunt. §. 2. Cuucta, quae in mundo sunt et fiiint, iufluxu Nuini-
nis polentissimo conservari et vegelari, illudque rerum oinnium, quae existunt aut geruntur, primam causam esse.

4) Jablonski Prolegöitu §. 45. Monere debuerim , post plcne constitutam religionem et idololatriam Aegyptiorum,
quod saeculo IV post exiluiu Israeütarum ex Aegypto Oontigisse reor, In solennibus Aegyptiorum sacris ciilun|ue deorum
publico populari, Menüs illius aelernae, raram admqdum et parcam, ac, ut videtur, tenuem tantum et obscuram mentionem
Ceri consuevisse, unde fieri potuit, ut permulti sibi persuaderent, ex tlieologia Aegypliorum eam re ipsa excludi. Dass man
nicht etwa glaube, Jablonski babe diese Verfinsterung nur in dem Volksglauben und In dem Öffentlichen Culte Statt finden
•assen, so liöre man ihn weiler: alibi jam adduetis scriplorum optimorum testimoniis oslendi, plerosgne in ea fuisse sen-
lentia, Aegyptios nihil aliud coluisse, quam Corpora et causas rerum naturales ac materiales; Solem < Lunam, Nilum, ter-
ram, aerem, ventos, calores et humores liisque solis rerum cunetarum existentiam, ortum et'tnteritiira attribulsse. Si
fgjtWr verum fateri volumns, rerum liarum et uno verbo tolius nalurae cognilio sollicite quaesita et iuvestigata basin fere
l°tius Aegypliorum tlieologiae constituit, eademque sacerdotes in ordinando cultu divino uuice direxit.

5) Ueber die Bestimmung von dem Alter der Stammtafel dürfte die Anführung der Ioner, (pi, lanv s. Sciiol.
Akistoph. in Acliarn. bei Schürte zu Akschvl. Pers. 176. Eustathh Comment. in Homkh. H- N. v. 685. Vol. III. p. 181.

welche doch wohl nicht eher aufgenommen werden konnten, als bis sie ersteinige Bedeutung gewonnen hatten,
(vergl. Mukllkh Geschichten Hellen. Stämme und Städte. I, p. 102) sowie von Tarschisch-Tartess, welches liiielist wahr-
scheinlich Colouie von Tyrus war, (vergl. Jksaia XXIII, 10 und Gk.sf.mus zu dieser Stelle, Arrian. II, 10) von Tyrus,
Welches Homer noch nicht kennt, (vergl. Strabon. XVI, 2. 'OfUßOt de oväe ni^nxw. r»/? 7'vqov. Hkkhkn hleen 1. Th.
3- Abth. p. 39.) einiges Licht verbreiten.
 
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