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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0105
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Einleitung. 51

Gesetzt, das hier von Herrn Seyffarth Vorgebrachte hätte wirklich seine Richtigkeit, so
würde von dem, was bei den Persern und Hebräern galt, auch noch nicht das Mindeste auf eine
gleiche Geltung bei den Aegyptern folgen. Denn wenn Herr Seyffarth an einem andern Orte lehrt*),
dass sich die Persische Mythologie von der Aegyptischen nicht unterscheide, so behaupten wir und
gedenken es an seinem Orte zu erweisen, dass unter allen Religionen des Alterthumes gerade die
Persische nächst der Hebräischen am meisten von der Aegyptischen verschieden gewesen sei. Doch
beleuchten wir den vorgetragenen Artikel etwas näher.

Das erste, was sich in der Seyffarthischen Beweisführung unmittelbar auf Aegypten bezieht,
ist die Berufung auf Ptolemäos, um darzuthun, dass die Priester bei den Aegyptern der Sonne hei-
lig gewesen seien. Nun lässt aber der Verfasser der Tetrabiblos keinesweges für die Aegypter
allein, sondern in Uebereinstimmung mit den übrigen uns erhaltenen Griechischen und Römischen
Astrologen schlechthin für alle Völker der Erde die apotelesmatische Kraft der Sonne die sein,
Priester zu zeugen. Diesem astrologischen Grundsatze nach sind bei allen Völkern (und so meint
es ohne Zweifel auch Herr Seyffarth) die Priester ein Eigenthum der Sonne, folglich ihr geweiht.
Wir werden jedoch tiefer unten unwiderleglich darthun, dass andere dergleichen allgemein-apotel-
esmatische Behauptungen sowohl der Tetrabiblos als auch der übrigen Griechischen und Römischen
Astrologen oft den eigenthümlichsten Verhältnissen Aegyptens empfindlichst zu nahe treten, mitbin,
wo sie nicht ausdrücklich Aegypten in Anspruch nehmen, durchaus nicht für die Verhältnisse und
Einrichtungen dieses Landes in Anwendung gebracht werden dürfen. Allein die Tetrabiblos erkennt
ja jene apotelesmatische Kraft nicht bloss der Sonne, sondern gleich den übrigen Astrologen in
demselben Verhältnisse auch dem Planeten Jupiter zu. Diess weiss auch Herr Seyffarth recht
wohl, darum legt er in dem Verzeichnisse der astrologischen Wirkungen, welche bei den Aegyp-
tern zugleich mehreren Planeten gemein sein sollen, dem Jupiter und der Sonne gemeinschaftlich
sacerdolium, Priesterthum bei a). Demnach hätte das Kameel nach Herrn Seyffarth auch ein Sym-
bol des Planeten Jupiter sein müssen. Doch Herr Seyffarth hatte Unrecht, dass er das Priester-
thum auf das Gebiet des Jupiter und der Sonne beschränkte, denn dieselbe Tetrabiblos, auf welche
er sich beruft, lässt über priesterliches Wesen und Gottesdienst auch den Planeten Merkur walten3);
daher auch diesem die Priester geweihet sein müssen. Allbekannt aber ist es, dass bei den Aegyp-
tern Thoth-Hermes, welchen Herr Seyffarth, nicht wir, für eines hält mit dem Planeten Merkur,
für den Vorstand der Priester, gleichsam für den himmlischen Priester selbst galt *). Auch kann es
Herrn Seyffarth keinesweges unbekannt sein, dass bei den Aegyptern von diesem Thoth-Hermes
die Einrichtung des ganzen positiven Gottesdienstes abgeleitet ward5). Wem anders konnten
daher die Aegyptischen Priester schicklicher geweiht sein, als ihrem grossen Vorgänger, dem Vater

1) Sevffartb Syst. Astr. Aeg. p. 145. Porro tradit Plutarchns, eqtmm apud Persas, qiiorum mythologia non differt
ab Aegypliaca, 0 esse consecratum. Auf derselben pag. Mythologia Indica, quam nemo jam credit dlfferre ab Aegyptiaca.
Wir wollen doch lieber für einen Ovrif von Herrn Seyffarth gehalten werden, als seiner Meinung beitreten.

2) Skvwauth l. I. p. 67. Attributa 2J. et 0 communia: beneficentia, sacerdotium, nobffltas etc.

3) Ptolkmaei Tetrabiblos Synt. II. p. 87. '0 ic tov $ t>\v oixoStononav ).aßo>r, — aTCorcXeorixat; — riov ntqi tov t'tpa-
rixov Xoyov xai rag ro>v &eo>y flpijoxeia? —. ibid. IV. p. 17S. '0 ntv yaq rov 'Equov ro nqaaanv 7icqtex'oyi "* Tt? tl7tm
rvTtudoig, noici — &vraq x. t. X.

4) Diodob. Sic. I, 16- KaO-oXov rovg tiiqi rov Oaiqtr rovrov (Eq/hiv) e/orteg leooyqafifiaTea, anavr avrio nqogava-
"otvovaOai xai fiaXiora zqio&ai rji rovrov OVßßovXta.

5) Diodob. Sic. I. I. ror 'Eqy.r\i Ta ras rar &tur n/tag xai Ovamg eftara?&jjm»». Eüskuii Prttep. Ev. II, t. p. 4ö.

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