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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0112

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58 Einleitung.

Die Persischen Priester waren demnach als Atheorono vor allen dem Ormuzd heilig und er
selbst nennt sich den ersten Priester 1). Die Persischen Priester konnten also nicht vorzugsweise
der Sonne geheiligt sein, wie dieses auch schlechterdings nicht in den Zendbüchern der Fall ist

So wenig nun auch Herr Seyffarth befugt war, etwas für Aegyptische Lehre auszugeben, bloss
weil dasselbe bei den Persern gelehrt worden sei, um noch viel weniger durfte diess hier geschehen,
Aveil die zum Stützpunkte des Aegyptischen genommene Lehre ganz und gar nicht einmal im Parsism
gegründet war. Um jedoch Herrn Seyffarth's Ansicht und Verfahren nicht sowohl in der uns frem-
dem Persischen, als in der mehr hierher gehörenden Griechisch-Aegyptischen Mythologie kennen
zu lernen, so wählten wir noch aus letzterer ein Beispiel, nämlich die Beweissführung, dass He-
phästos-Phtha bei den Aegyptern den Planeten Mars bedeutet habe. Als Einleitung schicken wir
jedoch den von Herrn Seyffarth aufgestellten Hauptbegriff der Athene-Neith voraus.

Diese Neith ist gleichfalls der Planet Mars 3). „Denn es bezeugt Proklus, Neith sei des Krie-
ges Gönnerin. Der Krieg aber ist allein dem Planeten Mars zugehörig und eigenthümlich. Ferner
ist allgemein bekannt, dass Minerva und Neith von den Alten eine und dieselbe genannt werde.
Minerva aber, wie Jedermann weiss, wurde als Kriegsgöttin abgebildet und soll bewaffnet aus dem
Haupte des Zeus, d. i. aus dem Widder, dem Haupte des Zodiakus entsprungen sein. Hieraus
folgt, dass Neith der Mars und zwar der weibliche Mars ist."

Ehe wir zu dem Phtha übergehen, erlauben wir uns hierauf einige Bemerkungen. Warum
beruft sich denn Herr Seyffarth, um das Wesen einer altaegyptischen Göttin zu bestimmen, auf den
Proklos, welcher 800 Jahre nach Piaton lebte 3), in einer Zeit lebte, wo Neith, nachdem sie alle
nur mögliche Metamorphosen durchlaufen hatte, wahrscheinlich seit geraumer Zeit gar nicht mehr in

des Damascios (s. de Princip. in Wolf. Anecclot. Graec. IH. p. 259.) jener Schüler des Aristoteles, Kudemos der Bliodier
wäre (s. Simit.icii Comment. in Aristotel. Phj/sic. Auscult. I. p. 10. B.), welcher in der That über Magierlehre geschrie-
ben hatte (s. Diogen. Laert. de vlt. Prooem. VI, 9.). Nur für diese endlich sprechen auch die Abhandlungen der Neu-Perser
und Araber, wie Ulemai Islam bei Vulusrs p. 45. Der Ansicht des Verfassers war schon Fouciieh gegen Anqueth, fs.
Kleukkr Anhang z. Zend-Avesta 1. Dd. 2. Th. p. 281 fgg.). Kleukers Gegenbemerkungen sind sehr schwach. Auch llno-
nE's Gründe, welcher sich für Zervane Akerene entscheidet (s. die alte Sage p. 182 fgg.), sind für mich keineswegs über-
zeugend. Seine Hauptargumente beziehen sich auf Vendidad Farg. XIX (s. oben), ferner auf Izeschne Ha, 88. „Ich nahe
mich dir, kräftig wirkendes Feuer, seit Urbeginn der Dinge Grund der Einigung zwischen Ormuzd und dem in Herrlichkeit
verschlungenen Wesen, welche ich mich bescheide, nicht zu erklären." — Das in Herrlichkeit verschlungene Wesen ist,
wir wiederholen es, unaufhörlich Ormuzd. Die Unterscheidung zwischen Ormuzd und diesem Wesen enthält liier eine Art
Steigerung in der göttlichen Natur selbst. Feuer, Licht ist gleichsam das Substrat, der Träger des göttlichen Wesens, das
im Allgemeinen Ormuzd, in sofern aber sein eigentliches Sein, sein innerster Kern unergründlich ist, das in Herrlichkeit
verschlungene Wesen heisst. Eben dadurch beseitigt sich der dritte Einwurf, nämlich, dass Ormuzd einen Ferver habe
(Vendid. Farg. XIX. j. Träte Zervane Akerene in den älteren Büchern wirklich als ein bestimmt von Ormuzd unterschie-
denes Wesen auf, wäre ihm bestimmt ein Ferver abgesprochen, so wäre dieser Grund richtig. So aber beweisst er weiter
nichts, als dass der Parse sich selbst den höchsten Gott nicht völlig substratlos (Licht, Feuer, Himmel, daher Zeus) dachte,
sondern eben als jenen innersten Kern der Göttlichkeit, als sein Seelenwesen den göttlichen Ferver setzte. Mit uns nennt
auch von Hammer iu den Mithriaques p. 125 Ormuzd le dien supreme der alten Perser, ohne jedoch näher in sein Ver-
hältniss zu Zervane Akerene einzugehen.

1) Zend-Avesta JescM Ormuzd LXXX.

2) Seyffarth Syst. Adr. Aeg. Quadrip. p. 13R. Neith q* , binc 5 in ni significut. Testator Proclus (Pi.at. Tim. p.
30.) Neitham esse belli patronam (<pi).ono).£(u>i>~). Bellum vero soli o* plahetae proprium et peculiare. Porro vulgo notiun
est, Miuervam et Neitham a veteribus eandem dici. Minerva vero, ut nemo nescit, belli dea armata flngebatur et arniala
e Jovis capite, i. e. Zodiaci capite v prodiisse diciltir. Kx quo sequitur, Neitham esse o* eumque femininum.

3) Piaton starb nach der gewöhnlichen Annahme 317 oder 348 vor Chr., Proklos aber 485 nach Chr. s. Tennkmann
Geschichte der Philos. II. p. 53g, yj. p. 493. Desselben Grundriss der Gesch. d. Philos. herausgegeben von Wkndt p. 257.
533. KRUG Gesch. der Philos. alter Zeit. Taf. 3. 6. Eichhorn Gesch. der Litterat. I. Th. 8. Ausg. p. 293. 3IG.
 
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