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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0113

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Einleitung.

59

Aegypten vorhanden war dessen Ausspruch allein also für den vorliegenden Fall auch nicht von
dem mindesten Gewichte ist? Wesshalb wird nicht geradezu auf Piaton selbst verwiesen, der ja
dieselben Worte geäussert hatte2}, welche Proklos nur nachspricht? Das Räthsel löst sich, wenn
man sieht, dass auch Jablonski aus einer Grille, möchte man sagen, statt sich auf Piaton zu stützen,
sich an dessen Commentator wendete 3), um die allbekannten Worte über die Neith-Athene zu
vernehmen. — Die allerwichtigste Bestimmung in dem Seyffarthischen Systeme der Hieroglyphik,
welche mit der oben angegebenen in der engsten Verbindung steht, ist die Ausmittelung, welche
Eigenschaften die Aegyptischen Planetengötter gehabt haben mögen. Herr Seyffarth beantwortet
diese Fragen aus den Schriften der Griechischen und Römischen Astrologen, die er ohne die aller-
entfernteste Anwendung der Kritik als den reinen Ausdruck Aegyptischer Wissenschaft betrachtet.
Es sind diese Schriftsteller „vor allen Firmicus, dann Ptolemäos, Proklos, Manethon, Sextus Empi-
ricus, Manilius, Paul von Alexandrien, Censorin und andere, die alle mit einander überein stimmen,
indem sie sich derselben Quellen bedienten" 4). ..Und zwar sind diese Quellen Aegyptische und
noch dazu ganz altägyptische, daher auch gar kein bedenken Statt findet, dass in ihren Schriften
die wahre und ächte Aegyptische Lehre dargestellt sei" 5). Wir werden unten näher auf diese
Schriftsteller, vielleicht die unkritischsten des ganzen Alterthumes, eingehen. Wir werden hoffent-
lich diejenigen unserer Leser, welche sich mit diesen Schriften nicht befreundet haben, überzeugen,
dass, wenn irgendwo, so bei ihrem Gebrauche, die Kritik sich mit Argosaugen waffnen möchte, um
irgend etwas Nationales, sei es Griechisches, Chaldäisches, Aegyptisches aus dem heillosen Syn-
cretism auszuscheiden. Dennoch haben sie sich nicht so sehr an der Wissenschaft versündigt, dass
sie uns nicht hier und da auf Früheres und Späteres, Eigenes und Fremdes, Aegyptisches und
Nichtägyptisches aufmerksam gemacht hätten. Alles dieses aber wollte Herr Seyffarth an ihnen
übersehen. Ueben wir daher einstweilen gegen sie dieselbe Schonung und lassen wir sie für jetzt
als einen reinen Spiegel Aegyptischer Theologie gelten.

Also nach dem einstimmigen Zeugnisse dieser Astrologen Avar hei den Alten und namentlich
bei den Aegyptern der Krieg und alles Kriegerische dem Planeten fllars uliein zugehörig «}. Weil
nun ATcith-Athene den Krieg liebte, so war sie — der Mars und zwar noch bestimmter der Pla-
net Mars als Weib gedacht.

So wenig uns der Ausspruch der Astrologen für eine entscheidende Stimme auch nur im Bezug auf

1) s. Bl-fin. Hist. Eccles. II, 23. Ttoodoret. Bist, Eccles. V, 22. Sozome.v. Ilist. Eccles. VII, 15. Die Tempelaer-
störung uud somit der Todesstoss des Heideuthumes iu Aegypten fallt in das Jahr 391. Vergl. ScpBOKCHH (Xfiftt- Kirclten-
geschichte VII. p. 214.

2) Platon. Tim. p. 24. ar ovv fi'/.onoXenoq te xai qi'/.oao^oq ovaa.

3) Jablonski Panth. I, III. 9.

4) Seyffarth Syst. Astr. Aeg. Quadrip. p. 58. Qui jam sequitur catalogus attritautorum diviuorum descriptus est ex
Firniieo, qui onmium accuratissime de potestate numinum astronoiniconun exposuit, ex Piolemaeo, Procio, Manethone,
Sexto EmpiriCO, Mauilio, Paulo Alexaudrino, Ceusorino aliisque, qui quidem omues inter se conveniunt, quippe iisdem
fontibus usi.

5) Seyffarth 1. 1. p. 62. Etenim auetores, quos laudavimus, ejusmodi iu praeeeptis omnes iuter se consentiunt alque,
quamvis aetate diversi, omues Aegyptios magistros eosque auliquissimos suae astronomiae auetores, ut ipsi profiteutur,
secuti sunt. Quam ol> rem credamus necesse est, veram ac geuuinam esse Aegyptiomm rationem.

6) Ist es kein Widerspruch, wenn Herr Seyffarth unter dem Worte Vhtha (s. I. 1, p. 117.) sagt: soli o* bellum,
BüUites, arma et omnis generis bellica sacra et propria erant, und er an einem andern Orte seines Werkes (I. 1. p. 200.)
Unter den Symbolen des Tj auch militaria aufführt mit Verweisung auf nag. 59 seiues Buches, wo allerdings auch militaria
offieia dem t, zugeschrieben sind?

8*
 
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