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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0115

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Einleitung.

Gl

diese ausgezeichneten Sterne durften mit der edlen Natur der Neith-Athene in Verbindung gebracht
werden. Denn wie in aller Welt kam Herr Seyffarth auf den Gedanken, die den Aegypten) so
hochheilige, in ihrer höchsten Beziehung mit der Isis zusammenfallende Neith für die Genossin,
die Stellvertreterin des teufelischen, verwünschten Typhon auszugeben? Er kann nur entgegnen,
eben weil Athene bei den Hellenen dasselbe war. Was? Athene dasselbe? — Kennt denn Herr
Seyffarth den gewaltigen Unterschied nicht, welchen die Hellenen zwischen Ares und Athene schon
im Homerischen Zeitalter Statt finden Hessen? Ist den nicht jener 3)

-^osg, Aqez, ßQoroXor/e, fiiaicpove, r£ixeai7t?jjra
jener Ares, von dem es heisst:

1) plutarc'jr. de Is. et Os. 9. 62. Eoir.e Je rovroiq y.ai Ta AiyvnTia' ttjh (itv yaq law TToXXaxu; tw TTfi Athpxxi ovo-
natt xaXovoi, <rQa'~ovTi toiovtov Xoyov, rf-frov an' e/tavr»^. Vergl. d. Fgg. und besonders die Entgegensetzung gegen Typhon.

2) Homer. Ii. E. v. 31. 455. 830. Nacli dieser Verschiedenheit des Grundbegriffes ist Ares ein nicht nach dem Hechle,
sondern nach seiner blinden Leidenschaft sich bald auf diese, bald auf jene Seite Schlagender, ein aXXoxcQoqaXXo; (U.E. 831.
889. Eüstathu Comment. in II. E. v. 594. Vol. II. p. 55. et Je xara Tovf Traxaton;, jiocroq ?/ ftavia, oixeiorarov Ana ev-
tavfra TO tpoirav , fiavimSoiq öq/ioi/tevo) xara EXXtjvwv, <5ia TO xai fiaivo/urov xaxov XiyiaDat, avrov. öOiv eyci xca TO etrat aX-
XonnosuXXoi;. vergl. EüSIATHlOS zu 831. 89.)

Darum ist die Göttin der Zwietracht, Eris, des Ares Schwester {II. J. 440. 410 und diese Eris nebst Furcht und
Schrecken (welche Namen auch des Ares beide Rosse, II. O. 119. <I>. 391. 92. und seine Kinder, nRSion. Theoy. 934. führen)
sein beständiger Genosse {II. J. 439. vergl. Eüstathu Comment. in II. 1. 1. Vol. I. p. 393. Y. 47. Vol. IV. p. 141.).

Darum führt er zugleich mit Enyo und Eris im Kampfe die Troer, die das verletzte Gastrecht verteidigenden
Achiier aber Athene {II. A. 439. E. 592. r. 33. 38.).

Darum stellt sich im Kampfe dem Ares Athene als sein Gegentheil gegenüber {II. Y. v. 69. 391. 92.) und besiegt
ihn {II. E. 829 — 861. 0. 406.).

Darum bezeichnet Zeus die Athene als diejenige, welche dem Ares das meiste Leid zufüge (//. E. 765.).
aynec /iav ol e7TOQOOV AO-ijvaniv ätflXWjv,
ij e /taXiOT eCmO-e xaxrfi odvvt}Oi ttcXuXciv.
und Athene sich selbst, als die bei weitem dem Ares voranstehende {Ii. <I>. 409 —11. vergl. Eüstathu Comment. in II.
410. Vol. IV. p. 208.).

Darum nennt auch Zeus den zank- und streitsüchtigen Ares den ihm unter allen Göttern verhasstesten, welchen er,
wäre er nicht sein eigner Spross, unter alle Himmlischen erniedrigt haben würde {II. E. 888 — 898.).

tov {Aqrja) o" an' vTlodqa löiov Ttqoqetpj] vetreXqyeneTa Zevq'
Itfjil (toi, aXXonqoqaXXe, ttuqc^o/uco; /uvvniXe "
e/d-iOToq Je /ioi taut &eoiv, ol OXv/mov eyovoiv
aiu yaq toi sQig tc <pi).r;, noXtpoi re, fiagai re.

et Je reu ef aXXov ye &e(»v ycvev o'ä' ettj^o;,
xcu xtv ötj naXac TjoSa tveqTeqoq Ovqavioivoiv.
Mit dieser Grundidee des Ares kommen seine beständigen Beiwörter völlig iiberein, als [IqoToXoiyoq, fiiawoyos, ewaXwc,
aiJ/^.o;, 01^.05 (wenn nicht ~ oXnq), nTvycqoq, noXvdaxqvt;, aro; nole/ioio (vergl. ai/taro? aacu Aqrta II. Y- '8.).

Diese Grundidee wird dadurch nicht aufgehoben, dass Ares schlechthin für Krieg und Kampf und die dabei geltende
Tapferkeit gesetzt wird, so dass er in dieser Beziehung auch als lobenswerthe Bestimmung gebraucht wurde, wie in der
Verbindung o,'o? Anyoi;, OeqanovTeq Aqi;oq, a^i/tyt/.o? und in dieser Bedeutung selbst angerufen ward ovvaquyt QtfiioToq, J»-
vxioTctTt»y «ye giwTwv. Hoher. Hymn. Z.

Dass übrigens im Homer keine Rede von einem Ares = o* ist, brauche ich meinen Lesern nicht erst zn sagen.

Dieser Grundbegriff des Ares erhielt sich auch bei den Tragikern. Hier ist er, der Mord, der blutige, der blutgierige
Genosse der Euyo, der vom Morde Gesättigte, der streitsüchtig Blutschnaubende, die Kriegswuth, der ungerechte Krieg,
der schwarze Ares, der ThrSnenerzeuger, der Drangsalsreiche, der Stifter des Bruilerhasses, der schreckliche Vertlieiler
der Güter, der die Frömmigkeit verletzt, der die doppelte Geissei führt, der Urheber der Pest und des Misswachses. Vergl.
Aeschitj Prometh. 860. Septem. 145. 244. 344. 945. Ae/amemn. 49. 375. 437. 642. 1511. Choephor. 936. Eumenid. 355. 863.
Supplic. 633. 679. Sophocus Electr. 96. 1243. 1385. 1423. Oedip. in Col. 1391. Truchin. 655. Oedip. Tyr. 159. fgg. El>
Rirro. Troad. 564. liacch. 302. Phoenis. 247. 260. 796. 948. 1020. Electr. 1267-69.
 
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