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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0134

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80

Einleitung.

das so geräumige Aegyptische Pantheon nicht auf einmal in seiner vollendeten Ausbildung gleich
einer Pallas-Athene aus dem Haupte des Zeus hervortreten konnte. Darf man bei unseren so
spärlich Messenden Quellen auch nicht hoffen, einen vollständigen Entwicklungsgang der Aegypti-
schen Religion aufzufinden, so ist es doch unerlässliche Pflicht, die vorhandenen Spuren so weit als
möglich zu verfolgen und das auf ihnen Gefundene in seiner Gesammtheit vorzulegen. Dass man
nicht ganz vergebens nachforschen werde, davon giebt ja schon Sarapis den Beweis. Denn wenn
auch diejenigen irren möchten, welche den Sarapis einen aus dem Pontos neu angekommenen Gott
nennen, indem ja nur das Bild des Gottes, Avelches man dem altägyptischen Sarapis beilegen zu
müssen glaubte, ein Ankömmling (advena} genannt werden kann, so ist es doch unbestreitbar, dass
Sarapis in einer gewissen Zeit mehr als in einer andern vorherrschend war. Allein Sarapis ist
nicht der einzige Gott, welcher eine gewisse Zeit für seine höchste Herrschaft in Aegypten in An-
spruch nimmt. Denn es kann kaum einem aufmerksamen Beobachter der Aegyptischen Religions-
geschichte entgehen, dass überhaupt die höchsten Gottheiten Aegyptens nicht zu aller Zeit eine und
dieselbe Rolle spielen, dass einige in dieser Zeit heller glänzen, in einer andern aber von anderen
Göttern, gleichwie in Indien Brahma von Vishuu und Shiva, in Persien Ormuzd von Mithra, ver-
dunkelt werden. Schon vor längerer Zeit machte der scharfblickende Spohn auf diese wandelnde
Herrschaft Aegyptischer Götter aufmerksam. Man sehe nur, um hier einiges aufzunehmen, wie in
früherer Zeit Ainun strahlte und wie sein Licht allmählig durch den Glanz anderer Götter erbleichte.
Welch' eine Colonie, sagt Cicero 2), entsendete Griechenland nach Aeolien, Jonien, Asien, Sicilien,
Italien, ohne das Pythische, Dodonäische oder Ammonische Orakel zu befragen? Die Lakedämonier,
sagt derselbe 3}, erholten sich stets in den wichtigeren Angelegenheiten Rath bei dem Delphischen
Orakel, oder bei dem des Amnion, oder dem von Dodona. Dasselbe versichert uns Pausanias 4).
Es zeigt sich, dass die Lakedämonier vom Anfange an unter allen Griechen am meisten mit dem
Libyschen Orakel in Verbindung standen. Eben so waren seit der ältesten Zeit die Eher die er-
gebensten Verehrer und Befrager des Libyschen Amnion *>~). Nicht minder heilig war das Ainmons-
orakel den Athenern «Q. Auch zu Alexanders Zeit scheint der Gott in hohem Ansehen gestanden
zu haben. Selbst bei Plinius wird noch die Pentapolis durch Amnions Orakel verherrlicht 7). Von
nun an aber ging sein Stern unter. Gross war einst der Ruhm des Gottes, sagt Plutarch8), jetzt
aber ist er im Abnehmen. Dass aber dieser Verfall von Aegypten selbst ausging, das zeigt uns

1) Si>OiM (in d. Antrittsrede zur ord. Profess.) s. Spoiin de Lingua et Literis veterum Aegi/ptiorinn Pars I. ed.
Srykfaiitii Jjipfi' 1835. p. 21. Neruie dissimilis est lustoria numinum Aegyptiorum. Qmim enim fhebamis Arnim sensim pri-
mas partes Memphitico PTitna, hie vero Alexandrino Serapi cesserit, in prima afitem illa doctrina Aethiopiim et Indorum, in
seemida Pliöinonm, in ultima vero tum aliorum, tum Graecorum vis et mouumeutum conspiciatur, quis est, qui uon seutiat,
nüllö modo eandßin omuibus esse originem?

2) Cickiio de mvlnut. I, 1.

3) Ciceho de Divinat. I, 53.

4) Pausan. III, 18. paivovzai an' a^7;; Aay.edaifiovioi pahora, 'EV.rjvoiv XQCOfievoi tu> tv Aißvi] fiavzeiu. vergl. IsoCRATls

Bush: 8.

5) Paisax. V, 15. (faivovrai ät /noi/iivoi er. nalaiorarov tut tv Aißvtj fiavtcin xai avaOt;^ara Hi.tt<»v tv Afiftotrot; etat
ßiD/ioi' •/cytianrai J£ £/T' avxuiv , öoa äs envvOavovTo ol H/.cioi xai Tu XQ/joO-evra xmo tov &eov -xfU tu ovofiara toiv avtiQuv,
ot 7taQa tov Anixon-a ifi.&ov, Tuvxa ynv S>\ eoTiv er A/ifu,>voq.

0)' aiustohian. Aves. 618. 710. über die Ammonis s. Bokckh die fitaatshamhaltung der Athener. II. p. 259.

7) Pi.ixn Ilist. Nut. v, 5. Peatapolitana regio illustratur Ammonis oraculo.

8) PMJTABCH. de. Defectu Oruc. c. 5. /*ey«Ä^ '/aq 17 na).am do^ij Ttjq txet deioxr^aq, ra <fe rw eoi/.er vnofianairea&at.
 
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