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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0135

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Einleitung. 81

derselbe Plutarch, indem in seiner Schrift über Isis und Osiris zwar Arnim noch besteht, ja sogar
noch in seinem alten Wesen besteht, aber dennoch den grössten Theil seiner Würde und die Ver-
waltung der höchsten Göttlichkeit selbst dem Osiris und Sarapis überlassen hatte. Auch hätten die
Einwohner der Thebais gar nicht zu Gunsten ihres Kneph-Amun den übrigen Aegyptern sich ent-
gegen stellen können, wäre nicht dieses Wesen durch eine gewisse Bevorzugung anderer Gottheiten
beeinträchtigt worden. Wem über Arnims frühern Glanz und späteres Erbleichen noch ein Zwei-
fel sein könnte, der blicke nur die alten Tempelsculpturen Nubiens an, wie sie in den herrlichen
Kupferwerken uns vor Augen liegen. Dass ein Theil dieser Monumente nach Architectur, Sculptur
und dem Inhalte der sie bedeckenden Königslegenden zu den ältesten Aegyptischen Bauten gehört,
darüber kann bei dem Unterrichtetem wohl kein Zweifel mehr obwalten In diesen Tempeln ist
nun Amun noch alles in allem. In einigen derselben erscheint sein Bild nur noch mit einer andern
Gottheit. In den übrigen aber bildet er doch gleichsam, das Licht, um das sich alles bewegt, so
dass die ihn umgebenden Götter nur seine Familie, seinen Hof auszumachen scheinen. Ja so sehr
war Amun eigentlicher Landesgott Nubiens, dass selbst in den jüngeren Tempeln, welche nach den
an ihnen zu lesenden Königsnamen von den Alexandrinischen Herrschern zu jener Zeit gegründet
wurden, wo Amun in dem untern Theile Aegyptens schon ganz in den Hintergrund getreten war,
dennoch der dort vernachlässigte Gott in seine alten Hoheitsrechte wieder eingesetzt wurde. Daher
heisst bei Plinius Aethiopien schlechthin des Hammons Aethiopien 2). Wenn daher Herr Rosellini
von dem Gotte Nubiens spricht 3), ohne seinen eigentlichen Namen zu nennen, so weiss jeder, dem
die Ansichten der Nubischen 3Ionumente nicht fremd sind, dass er den Amun meint. Ohne die Re-
ligionsgeschichte Aegyptens und Aethiopiens zu seinem besondern Studium zu machen, übersah docli
diesen Vorrang Arnims in Nubicn auch unser trefflicher Heeren nicht. „Der Cultus des Amnion,
sagt er*), ist allenthalben vorherrschend, neben ihm der seiner Tempelgenossen und Verwandten.
Er selbst erscheint bald mit dem Widderkopf, bald in einer menschlichen Gestalt; aber doch mit
den Attributen, welche ihn als Ammon bezeichnen ä)." Wenn man aus Nubien nach Aegypten her-
ab steigt, so wird man allerdings das Bild des Gottes noch häufig genug treffen. Namentlich sind

1) Da der Verfasser in seinem Buche hierauf zurück kommen muss, so macht er bloss, was die Architectur betrifft,
auf die Ürtheile zweier Sachverständigen aufmerksam, welche die Denkmäler an Ort und »Stelle untersuchten. Es sind
diess die Arcliitecteu Gau und Huyot; s. Lethonne Recherches. Introduct. p. XXV — XXVIII. Galt Neuentdeckte Kubische
Denkmäler. Einleit. p. 4.

2) Punh Bist Nat. XXXVII. 11, 1. Pliaetliontem in Aetliiopia Hammouis obiisse. etc.

3) Koseujni Motuim. stor. [. 1. p. 159.

4) Hkehen Ideen 2. Th. ti Ablh. (Aethiopien) p. 379.

5) Champohjon des Jüngern Briefe ans Aegypten und Nubien , geschrieben in den Jahren 1S2S und 1S29. über-
setzt von Freih. v. Gi:tschmid. Quedlinbg. und L'eipz. 1835. Brief il. p. 10-1. „Diese Götter halten sich übrigens gewis-
sermassen in Aegypten und Nubien getheilt, eine Art Vertheiliing in Lehen dabei beobachtend. Jede Stadt hatte ihre Be-
schützer: Chnuphis und Sate herrschten in Elephantina, Syena und Beghc und ihre Gerichtsbarkeit erstreckte sich über ganz
Nubien; Phre zu Ibsambul, Derri und Amada, Phlah zu Gliirsche; Anouke zu Meschakit, Tholh der Ober-Intendant des
Chnuphis über ganz Nubien, hatte seine vorzüglichsten Lehen in Ghebel-ailheh und Dakkch, Osiris war Herr von Dandur,
Isis Königin zu Philä, Hathör in Ibsambul und endlich Molouli in Kalabschi. Aber Ammon-IIa herrscht überall und nimmt
gewöhnlich die rechte Seite im Allerheiligsten ein. Eben so war es in Aegj'pten", u. s. w. Champollion scheint demnach
unsere Ansicht von der in einem Theile der Aegyptischen Monumente (z. B. Philä, Teutyra u. n.) vorwaltenden Stellung
anderer Götter vor Amun nicht getheilt zu haben. Da CliampalilOD die Aegyptischen Monumente selbst vor Augen hatte,
so würden wir ihm vollen Glauben schenken können, wenn nicht die Abbildungen und Beschreibungen anderer Reisenden
ihm entgegen träten und er selbst, wie wir sehen werden, nicht Gelegenheit gegeben hätte, in die Genauigkeit und Unbe-
fangenheit seiner Beobachtungen Misstratten zu setzen. Vergl. über diese Briefe BoanuflNl Monum. cioiti. Pis. 1834. T. I. p. fiO.

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