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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0145

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Einleitung.

1)1

und Isis sind, zu denen aber als der vierte der Herakles gefügt ist? Sollte vielleicht jener dritte,
Unbekannte, der Gott sein, dessen Wesen die Griechen durch ihren Herakles wiedergebeil zu

iu dem erregten Schaamgliede bestand und dass die Aegyptisclien Priester vor allen zuerst in die Mysterien des ithyphal-
Iischen Gottes eingeweiht wurden (Diodob. Sic. I, 88.), so kann man, da vornelimlicli Amiin und Osiris (s. Pi.ltaiuh. de
Is. et Os. 51.) als die grossen Befruchter in ithyphalliseher Stellung auftraten, Zeus-Anuin aber in unserer Stelle von Pan
unterschieden wird, füglich hier unter Pan nur den Osiris verstehen, welchen ja laut Diodoh. Sic. (I, 25. tov de Oatqtv noXXot,
Havci vtvo/uxaat) viele für den Pan hielten und welchen, als Sonnengott, die Religion unserer Aetbiopier ausdrücklich in
Anspruch nimmt. Den Pan müssen -wir daher zu den eigentlichen, urniifänglicheii Göttern rechnen, denen er auch von
IIf.hodot. (II, 1-15) beigesellt wird. Nur über Heracles dürfte kein Zweifel sein, dass ihn Diodor (und nur um Diodor's
Meinung geht es uns hier) als ein zur göttlichen Würde empor gestiegenes Wesen auflasste. Wer aber erwägt, dass der
vielen Griechen so beliebte Euhemerism (vergl. Cicero de Not. Deor. I, 42. Plütarc». de Js. et Os. 23.) der Aegyptisclien
Religion ilirem innersten Wesen nach zuwider war, der wird keinen Augenblick zweifeln, dass Diodor sich durch die von
den Aegyptern und vornehmlich von den Aethiopiern (Diodoh. Sic. III, 5.) dem König erwiesenen göttlichen Ehren irrthiimUch
zur Aufstellung seiner zweiten Güüerclasse verleiten liess, wenn er nicht gleich vom Hause aus denselben euhemeristisehen
MissgrifT, wie bei der Beschreibung der Aegyptisclien Ueligion selbst (Diodoh. Sic. 1, 13.) mächte'. Die oberhalb Meroe's
wohnenden Aethiopier sind aber nach Vergleichung von Hkhodot. II, 30. Ana de Tavti/q Ti;q noXioq (Mtqorjq') nXeoiv ev wai xqovio
aXX<;> >/ieiq t; tov; Avro/ioXovq, W oaamiq ff E/.eqavrtvijq ijXIXeq eq Ttjv n>}TqonoXiv rijv AiO-iomov. toioi dt- Ai/To/toXotot tov-
■toiai ovvo/ia toxi Ao/tax x. t. X. und Sthahon. XVII, 1. aXXijv d' eivat vijaov vncq Ti;q Meqoijq, qv e/ovoiv ol AtyvTtTiojv
tpvyadeq ol anooTavreq em Wa/i/itri^ov, xaXovvzai de Sefißpirai, u'jq av emiXvdeq x. r. X. keine anderen, als die unter Psam-
inetich nach Aethiopien ausgetretenen Krieger, welche natürlich ihre vaterländischen Götter mit in die neue Heimat berauf
genommen hatten. Ueber die Göller der Aethiopier, mau weiss nicht, ob jener Asmach und Sembriten, oder der Aetbiopier
in Meroe selbst, hören wir Sthahon. (XVII, 2. Oeov de vo/ii^ovoi, tov fiev aO-avarov, zovxov ä' tivai tov amov to>v navriov'
rov de &vijTov, avM>'V/iov Tiva xai ov oaqnj > o>q d' em to 7to).v Tovq eveqyeTaq xat ßaaü.ixgvq &eovq ro/ti^ovoi xat tovtmv Tovq
fiev ßaoiXeaq xoivovq amxvToiv p.ev ounijqaq xai quXaxaq, Tovq ö' idtonaq, idimq Toiq ev na&ovoiv in' avroiv.) also berichten:
von ihren Göttern sei der eine unsterblich, der Urheber aller Dinge, der andere aber, ein so wohl dem Namen nach als
auch überhaupt nicht sehr bekanntes Wesen, sterblich. Meistenteils aber verehrten sie Heroen und zwar allgemeine
(die Könige), wie auch besondere. Es lässt sich nicht bestimmen, in welchem Sinne ein Theil dieser Worte gesagt ist und
wie viel Wahres und Falsches der andere derselben enthält. Man weiss nicht, ob die Unterscheidung einer unsterblichen und
sterblichen Gottheit auf einem tiefern Grunde, wie z. B. auf dem, aus welchem die Thebäer ihren Kneph für unsterblich, die
Glitter der übrigen Aegypter aber für sterblich hielten, oder am Ende auf einem leidigen Euhemerism beruhte. Man weiss
nicht, ob der avoivv/.toq Tiq xai ov aa<p?jq diess nur im Bezug auf die mangelhafte Kenntuiss des Auslandes ist, oder ob ein
missverstandener Oeoq aqavijq xai xexqvßfievoq = A/tovv (s. Plutakch. de ls. et Os. 9.) zum Grunde liegt, wozu freilich
seine sterbliche Natur wenig passt. Dasselbe gilt auch von den so genannten königlichen Göttern. Bestimmter drückt sich
Stbahox über die Götter von Meroe selbst aus, indem er kurz darauf (ol d' ev Meqorj xai 'HqaxXea xai Hava xat liuv oe-
ßovrai nqoq aXXm tivi ßaqßaqixm *fw) sagt, dass die Einwohner Meroe's den Herakles, den Pan, die Isis nebst einem ge-
wissen andern, barbarischen Gotte verehrten. Auch ohne mein Bemerken wird man sogleich sehen, dass diese Götter im
Ganzen dieselben vier Wesen sind , welche Diodor den Asmach oder Sembriten zuschrieb.

Auf den ersten Anblick könnte mau glauben, dass Diodor oder Strabon sich bei ihrer Mittheilung einer Verwechselung
hätten zuschulden kommen lassen. Allein Strabons „barbarischer Gott", welchen Diodor schwerlich eigenmächtig in Zeus verwan-
delt haben würde, zeigt meines'Erachtens zur Genüge, dass beiden Schriftstellern verschiedene Quellen vorlagen. Dazu kommt,
die bald von uns näher anzugebende schickliche Gelegenheit, bei welcher die vier Götter der Aegyptisch - Aetbiopischeu
Automoleu in der Hauptstadt Aethiopiens, Meroe selbst Platz finden konnten. Wer aber ist denn jener „barbarische Gott"
Strabons? Da noch zu Herodotos Zeit die Einwohuer Meroe's einzig und allein den Zeus-Aniuii und Dionys-Osiris und
zwar mit der grössten Religiosität verehrten (s. uns. B. p. 88.), da noch zu Plinius Zeit Aethiopien: Haminoiiis Aethiopia hiess
(s. PijNH Hist. Nat. XXXVII. 11, 1.), da uns auf den Ruinen Meroe's, den ältesten wie den jüngsten, überall die Bilder
dieser beiden Götter entgegen kommen werden, so ist es wohl Beweises genug, dass die Bewohner dieses Staates nie den
Dienst der ihnen von Alters her so hochheiligen beiden Gölter, und namentlich des bei ihnen über alles gehenden Zeus-
Annin abgeschafft haben werden. Da nun auch in der Parallelstelle Diodor's ausdrücklich Zeus genannt und vom Pan un-
terschieden wird, als welchen wir den Sonnengott Osiris aufgefasst zu sehen glaubten, so bleibt nichts übrig, als in dem
barbarischen Gotte den Armin wieder zu finden. Wie aber in aller Welt käme Arnim zu diesem sonderbaren Namen?
Wenn ich nicht irre, auf folgende Weise. Ein grosser Theil Aethiopiens, ja vielleicht das Ganze, scheint bei den Aegyp-
tern Barbar , oder mit Griechischer W ortendung Barbarla geheissen zu haben (s. Bkbkki,. Adnott. ad Stephan. Byzant.
Tom. H. p. 429. 'PanTat, jxT\TqonoXiq rmv evroq Ai&ionMv, ol oixijToqeq 'Payioi xai 'PariToq u^ftoq xai 'PanToq noTa/ioq' eori
äe xai n^TqonoXtq Ttjq Baqßaqtaq Ta 'PanTa xat avrij xaXoVfievij. Marcian. Hkkaci.hot. MeTa Ttjv Eqv&qav toivvv &a).anoav
xa/ii/avTi nqoq tijv fieatjußqiav xai u/ioio>q ev de£tu tijv yt]v e/ovTi TO Te oqoq ö E).eq>aq rvy/arei xei/ievov xai tj anMftuTotpoqoq
Xbtqa, fieO-' rv txäexerai To e&voq to XeyOftevov Baqßaqixov xai TO Baoßaqtxor xaXov/tevov neXuyaq- vergl. KOSM. iNDICOl'lkust.

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