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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0146

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93

Einleitung.

müssen glaubten? Sein Stierhaupt könnte allerdings die Verwandtschaft mit dem Sonnengott Osiris
beurkunden. Doch hierüber an einem andern Orte. Sollte aber nicht jedem, der diese seltsamen
Figuren in Gau's Kubischen Denkmälern betrachtet, die Bemerkung sich aufdringen, dass während
an den drei genannten Göttern die ihnen späterhin in Aegypten eigenthümlichen symbolischen Un-
terscheidungszeichen nicht zu verkennen sind, doch eine gewisse Nacktheit, Leere und Aennlichkeit
überall an ihnen hervor blickt und dass diese Dürftigkeit der Bilder auch eine entsprechende Geistes-
ärmutli ihrer ältesten Anbeter an den Tag legt?

Doch indem wir hier die Vermuthung aufstellen, in diesen Felsentempeln eine Dreiheit und
Vierheit altägyptischer Götter zu linden, die wahrscheinlich geraume Zeit hindurch allein den Aegyp-
tischen Göttersaal füllten, können wir nicht verschweigen, dass ein Gelehrter, dessen Urtheile
für uns immer von grossem Gewichte sind, Herr Heeren, in diesen Figuren nicht Götter, sondern
die Bilder verstorbener Priesterfamilien sieht, die hier angethan mit den Insignien ihrer Götter, in
ihren Crabmälern aufgestellt worden seien 1). Wir können indess die Ansicht des verehrten 3Ian-
nes aus folgenden Gründen nicht theilen. Erstlich versichert Herodot mit Bestimmtheit, dass in
Aegypten keine Frau ein Priesterthum bekleidet habe 2}. Allerdings sprechen spätere Schriftsteller

Christ, op. de mund. in Montfaucon Nov. Coli. PP. II. p. 133. 139.). Dieser Name hat sich bis auf den heutigen Tag In
dem zahlreichen Vülkerslamine der Berbers und Barbars erhalten, welchen man im weitern Sinne mit Hkkiikn (Ideen 2. Th.
1. Abt. p. 311.) über die säinnillicheu einheimischen Völkerschaften des inuern Nordafrica's ausserhalb Aegyptens, vom At-
lantischen Meere bis zum Arabischen Meerbusen ausdehnen, oder mit Kittrk (Erdkunde. 2. Aufl. I. p. 549 fgg.) und Cail-
uaud (Voijageä Me'roe etc. s. die grosse Karte im Vol. d. Planches) auf den Staat zwischen Seunaar uudDongola einschränken'
kann. Beiderlei Bezeichnung aber möchte dafür sprechen, dass die Barbars schon im Alterthume tiefer herab reichten, als
wie sie nach jenen Griechischen Schriftstellern gesetzt werden. Doch was bedeutet der Name Berber, Barbar? Im Aegypti-
schen heisst BFpBEp, Berber, heiss, calidus (s. La Ckozii Lexic. vergl. Champoemön VEr/upte sous les Pharaons Ii
p. 221. KODC BFpBFp)- D»s E, e, wurde aber wahrscheinlich vou den alten Aegyptern nach der durchgängigen Aus-
sprache der neueren Kopten hell, fast wie A, ausgesprochen. (Nach Pkthaei Psalm, prim. Copt. Land. 16'89. vergl.
'Scholtz Grammat. Aey. ed. Woide p. 3. geradezu wie «.) Daher war Berber, liarbar (oder nach ganz moderner Kopti-
scher Aussprache Varvar) den Aegyptern ein Mann des heissen Landes, oder (gräcisirO, Berberia, Barbarta, das heisse
Land, folglich nichts anderes als das, wie es scheint, aus ihm übersetzte AiOioy, AiOionm. Zwar findet sich in der
Koptischen Bibelübersetzung, die sich bekanntlich, wo sie nur kann, in Griechische Ausdrücke kleidet, für AiOwp E0COU),
Ethosch. Allein dieses Wort verräth sich wohl nicht schwer als das verstümmelte Ai&torf selbst, besonders da die Wur-
zeln 0OXO und 0)0) keinen passenden Anhalt zur Erklärung jenes Völkernameiis darbieten. Wäre es aber auch acht, so
hätte es sehr gut, sei es nun ursprünglich Aethiopisch oder Aegyptiscli, neben dem Appellativo Barbar bestanden haben
können, welches ja doch, wie wir aus den angeführten Griechischen Schriftstellern ersehen, für einen Theil Aelhiopiens
im Gebrauche war. Auch Herodot schreibt (II, 158.) das Wort ßaqpaqoq den Aegyptern zu, lässt es aber: fremdsprachig,
fi?l ü/ioyXdiirnoi; bedeuten. Diess darf uns nicht irre führen. Denn Herodot, der, wie wir aus seinein mqui/uq ty. mqm/t\o$
sehen werden, ein Fremdling in der Aegyptischeu Sprache war, konnte einen aufgetragenen und in dieser Gestalt auch zu
den Griechen übergegangenen Begriff von dem ursprünglich dein Worte Barbar zukommenden nicht unterscheiden. Nichts
war nämlich leichter, als dass die Aegypter, welche rings herum von den gefährlichen und verhassten Söhnen der heissen
Wüste umgeben waren, das Wort Barbar auch auf die Libyer, Syrer, Araber und ani Ende, weil es ein Ekelname wurde,
auf alle mehr oder minder verachtete Ausländer, die natürlich zugleich auch ^ önoykomaoi waren, ausdehnten. Ist nun diese
EntWickelung sach- und sprachgemäss, so sieht man leicht ein, wie Arnim vorzugsweise der Gott der Barbarn, Berbern,
der Gott Barbarias und der barbarische Gott genannt werden konnte. Denn er hiess so nichts anders als der Gott der
heissen Länder, Aelhiopiens und Libyens, völlig des Plinius Hammon Aelhiopiae. Ob aber Barbar noch eine tiefere Wurzel
zu haben scheine, die bis nach Indien reiche und in Africa nur ortsgemäss angepasst worden sei (s. v. Bohlen das alte
Indien u. s. w. n. p. 461.), müssen wir hier völlig unerörtert lassen.

1) Heeren Ideen 2. Th. 1. Abt. p. 307. 372. 384.

2) Herodot. H, 35. yyyq pav oväs/iit] ovre cqocvoq #fou ovte #^£775, avtyei; fo netmav re y.ai natsmv. Die Stelle
bei Dionon. Sic. I, 73. ou ya(, , üfitpg naqa roiq 'EU.rjaiv eig avtjq fj fucc yvvt] xr\v leqoiavv^v naqulr\(fev, a).).a noM.ot, x. t. X.
spricht nicht bestimmt dagegen, weil der erstere Theil, das ciq und fua, lediglich auf die Griechen bezogen werden kann.
Sie würde übrigens auch nur für die Zeit der Ptolemäer zeugen.
 
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