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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0147

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Einleitung.

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von Aegyptischen Priesterinnen *). Ja wir besitzen darüber selbst Aegyptische Zeugnisse, theils
in Griechischer 2), theils in Koptischer 3) Sprache. Allein alle diese in späterer Zeit geschriebenen
Mittheilungen beweisen nichts gegen Herodot. Denn erstlich war es beinahe unmöglich, dass einem
so wissbegierigen Manne, der sich über die Einrichtungen des von ihm bereisten Landes mit solchem
Ernste zu unterrichten suchte, der sogar die Sitte der Amunshierodule erfuhr, der sich ohne Zwei-
fel genau über den Gegenstand erkundigt hatte, weil er sich sonst schwerlich mit der Bestimmtheit
über ihn als einen Gegensatz gegen die Einrichtungen Griechenlands und anderer Länder ausge-

1) Man beruft sich gewöhnlich auf Pkrsii Sat. V, 186. Juvenat.. Sat. VI, 488. fgg. Arur.Ei. Metamorphos. I. XI.
Allein theils ist hier die Rede von Isisprjesterlnnen, nicht Aegyptens, sondern des Auslandes, welches den Dienst Aegypti-
scher Götter mit den Einrichtungen seiner heimischen Culte gefärbt halte (Dbumann Historisch-antiquarische Untersuchungen
über Aegypten oder die Inschrift von Roselte. Königsbg. 1823. p. 92. „Herodot widerspricht sich nicht und Juvenal und
Persius schreiben nur in Beziehung auf den ägyptischen Gallus in Rom von Priesteriiineii."), theils wird hier gar nicht von
Priesterinnen gesprochen. Denn die turbae sacris divinis iniüatae, viri feminaeqne etc. (bei Ai-ulei. 1. 1. ed. Bipont. Vol. I.
p. 261.) sind weder Priester noch Priesterinnen, sondern nur in die Isisinysterien eingeweihete Laien, indem die von ihnen
geschiedenen antistites sacrorom, proceres illi, etc. die eigentlichen Priester bilden und, an der Zahl sechs, mit den oben
nach Cliärenion und Clemens (s. uns. B. p. 34.) aufgezählten Propheten, Hierostolist, llierogrammateus, Horolog, Odos und
Pastophorcn verglichen werden Können. Aihexaei Deipnosoph. V. p. 108. aber gehört als Griechischer, durchaus unä-
gyptischer Fesl/.ug nicht hierher.

2) Inschrift von Rosette, hin. 5. — d-eov eniifavovq tvyaqwTov aOXoyoqov ßtqtvixtjq evtqyeTidoq rtvqqaq t?;; yiXirov
xar>;<poqov aqoiroijq i/ii!.adiXc/iov aqecaq Trtq dioycvovq uqciaq aqatvoijq qiXonaToqoq tiqijvtjq — x. T. X. Sgngraph. Nechut. — eip
uqEO)q rov ovToq tv aX^avSqEia. uXEXavdqov xai &eo)v atüTfJQOMf x. r. X. atXXotpoqov ߀qEvix?jq EVEqyETidoq xavijrpoqov aqoivo?]q q>iXa-
dthpov xai uqEiaq aqoivo^q EvrraToqoq toiv ovtoiv ev aXeturdqcca x. r. X. Syngrajih. Osoroer. ■— eip icqEtnq ßamXeo>q TrroXefiaiov
&eov qiiXo/iijToqoq ov>T7jqoq aXtlavÖQüv y.ai &emv oidtijqmv ■/.. r. X. adXotpoqov ßnqEVixTjq EVEqyeTidoq xartjyoqov aqaivo?jq (fiüarhXifiOv
'fqraq aqaivoijq ipü.onaroqoq x. t. X. Vgl. Kosegakten Bemerkungen über den Aegypt. Text eines Papyrus aus der Mi-
nutolischen Sammlung. Greif swald. 1824. p. 25. 28. 30. Wenn auch die Nachricht bei lux. Valerius de Heb. Gest.
■Alexand. III. c. 96. ed. Ang. Mai p. 231.) fieri porro (volo) unum oppidi sacerdotem, qui sacerdos Alexandri nominetur,
eique insigne dari placet coronam auream et purpureum amiclum. Is iibi functus fuerit sacerdotio, omni reliquo mauere
vel inquietudine sit solutus. Sed quisqüe ita sacerdotium nanciscilur, Sit et gcnere nobilis et existimalione. — als testa-
mentarische Willensmeinung Alexanders völlig zu bezweifeln ist, so hat sie doch in sofern Werth, als man aus ihr die
Einführung eines neuen priesterlichen Amtes ersieht. Bei dem hohen Einflüsse, den die königlichen Frauen unter den Pto-
lemäern erlangten, ist es aber ganz in der Ordnung, dass auch diese ihre Priesterin erhielten. Diese Priesterin, wahr-
scheinlich vorzugsweise aus vornehmen griechisch-ägyptischen Familien gewählt, kam leicht begreiflich mit dem Volkscullus
eben so wenig in Berührung, als der Privat-Priester des Königs. Dass usserdem aber selbst in der Ptolemäerzeit noch
kein Priesterthum der Frauen bestand, scheint mir die Inschr. v. Ros. selbst darzuthun. Denn indem sie den von der Ge-
Shnimtheit der Priester zu Ehren des Ptolemäos gefassteu Beschluss berichtet, (s. 1. I. lin. 6. 7. — yrjyiana oi aqxteqEiq
*at oi eiq to aävrov EiqnoqEiOfiEvoi nqoq rov OToXiOfiov to>v Oeidv y.ai 7tTEqo(poqoi xai teqoyqa/ifiaTEiq y.ai oi aXXoi icqciq nav-rtq
"i anavrqaavTeq ex toiv xara ryv yo>qar leqmv Eiq fie'ftQW **' ßaoiXei x. r. X.~), indem sie belobend erzählt, was der König den
Priestern des Landes Gutes gethan und wie hinwiederum die Priester des Landes ihm ihren Dank erweisen sollen (s. lin.
10. 16. 21. 3g. 40. 51.), so würde sie doch nicht, wie hier, einzig und allein der Priester, sondern auch der Priesterinnen
Meldung gethan haben, wenn diese eine eigne Priesterciasse in Aegypten gebildet und demnach sonder Zweifel auch
e'nen besoudern Theil des Aegypt. Nationalcultus zu verwalten gehabt hätten. Gar nichts beweist auch die sogenannte
Ainunsbraut für ein weibliches Priesterthum. HEaonoT. I, 182. Dirdor. Sic. I, 47. Strabon. XVII, I. ™ <5e Ju, öv /.laXiara
Ttßoiaiv (SC die Thehäer) evciötararrj y.ai ycrov; Xa.fi7iqOTa.Tov naqO-Evoq IcqaTai, äq xaXovaiv ol 'EXXijreq naXXadaq, x. t. X.
Herodot kennt diese Amunsbraut sehr wohl und rechnet sie dennoch nicht zu dem Priesterorden, wofür sich auch gar trif-
tfSe Gründe denken lassen. Die von Reuvens Lettres ä M. Letronnne sur les Papyrus bilingues etc. V- erwähnten
Stresses du graud temple de Sarapis et d'Isis sind nach Pap. no. 75. de Leide (l. I. p. 85.) Hieroduleu, welche bekannt-
•ich von eigentlichen Priesterinnen wohl zu unterscheiden sind. Gar nichts endlich folgt aus der Inscr. Carpentocr. Denn
erstlich ist die Auffassung NPljDn als sacerdotissa überaus unsicher (s. Beer Inscript. et Papyr. in Aeggpto reperti I.

Mi). Zweitens gehört die Inschr. v. Carpentr. wegen ihrer Vocalbuchstaben (s. weiter unten) in eine sehr junge Zeit,
"^Weist also nicht das Mindeste gegen Herodot.

3) In einem Sahidischeu Fragmente bei Zoega Catalogus Codicum Coptic. Msc. No. CCXLIV. p. 586. wird der Vor-
7'"g der christlichen Religion vor dem Paganism aus dem Institute Gott geweiheter, reiner Jungfrauen dargethau. Das
A'tertlium habe wohl viele Priesterinnen gehabt, aber keine jungfräulichen. Es streitet letztere Tugend selbst den Vesta-
'°nenab,die es Pallaspriesterinnen nennt, welche ja übrigens auch nach verwaltetem Priesterthuine geheirathet hätten. Bei dieser
Gelegenheit wird bemerkt, dass es auch in Aegypten viele Priesterinnen gegeben habe, aber freilich melde man nichts auch nur
 
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