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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0153

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Einleitung.

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gelehrten Forscher nur mit einer Sylbe den Vornamen unsers angeblichen Ramses, sei er nun Sesostris,
Sethon oder noch ein anderer, erwähnt hat. Denn wenn Herr Gau die Hieroglyphen über unserm Kö-
nigsbilde nicht erdichtete (und wem sollte diess zu denken einfallen), oder wenn er sich in ihrer Setzung
nicht vergriff (was aber um so unwahrscheinlicher ist, weil der gehende Mann Gau's keine Aehn-
lichkeit mit der sitzenden Frau hat, weil in der Nähe unserer Figuren sich nur wenig Hieroglyphen
befinden und weil Gau nur zu geneigt sein konnte, den Vornamen unter A nieder zuzeichnen,
indem sich dieser in der That auf allen anderen von Gau wieder gegebenen Theilen des grössern
und kleinern Monumentes bei Ibsambol häufig vorfindet), so müssen wir annehmen, dass dieselben
weder den von Champollion, noch den von Rosellini jenem Itainses dem Grossen beigelegten Vornamen
enthalten, indem ein wesentlicher Theil nämlich das Bild der Göttin Sate mit ihrer Feder oder der
Göttin der Wahrheit in ihnen vermisst wird. Wir dürften daher auch, selbst wenn der eigentliche
Name unsers Pharao Ramses wäre, weder den Ramses-Sesostris, noch den Ramses-Sethon in
ihm erblicken. Wir werden aber in unserer Annahme um so mehr bestärkt, weil auch der eigent-
liche Name, wie er von Gau gezeichnet worden ist, weder mit „dem von Arnim geliebten Ramses"
Champollion's *), noch mit „dem den Amun liebenden Ramses" Rosellini's überein kommt. Denn bei
Gau enthält der Name des Königs die hieroglyphischen Buchstaben:

" TO -

über diesen Buchstaben aber stehen im Einschlüsse des ovalen Ringes zwei sich gegen einander
über tretende Männer, welche das eine Mal die Hände an eine zwischen ihnen aufgerichtete dicke
Stange legen, das andere Mal aber zwei aufrecht gerichtete Stangen sich entgegen halten. Wie
nun auch dieser Name auszusprechen sein mag, so bleibt es mir unerklärlich, warum er von Cham-
pollion und Rosellini in ihren hierher gehörenden Werken völlig mit Stillschweigen übergangen
worden ist. Zwar giebt Champollion in den beiden Ausgaben seines Precis 2) als Variante von
dem Namen Ramses-Sesostris eine Hieroglyphenlegende an, die mit der unsers Pharao eine
gewisse Aehnlichkeit hat, indem statt der beiden bartlosen Männer, welche aller Abzeichen der
Göttlichkeit ermangelnd, mit einfachen Stäben einander gegenüber treten, bei ihm der falkenköpfige
Sonnengott, Re oder Ra, mit der über ihm schwebenden Scheibe und der an seinen zwei langen
Federn kenntliche bärtige Amun, beide die Kukuphazepter und gehenkelten Kreuze tragend, er-
scheinen. Allein abgesehen davon, dass sich in den von Gau gezeichneten Hieroglyphen, die nach
seiner Versicherung wohl erhalten sind und durch ihre Farben sehr deutlich hervor treten, hier-
von keine Spur zeigt, so fragt man, warum gerade diese Variante von Herrn Rosellini, der doch die
Sculpturen Ibsambols vor Augen hatte, nicht aufgezeichnet worden ist. Da nun auch die Gesichts-
züge unsers Pharao mit denen Ramses III. nicht die entfernteste Aehnlichkeit haben 3), so können
wir die Einheit von jenem und diesem nicht anerkennen, sondern müssen so lange, bis die Zeich-

1) In Champollion's Ramses-Sesostris tritt als wesentlicher Bestandteil Arnims Bild oder Namen auf, in dem Ram-
ses-Sethou Rosellini's steht nur Ramses, indem die Worte amante Amnione zum Vornamen gehören. Beide Namen werden
wir später dem Leser in Hieroglyphenschrift mittheilen.

2) Champollion Pre'cis du Systeme Hieroglyph, I. e'dit. p. 313. pl. XII., IL e'dit. p. 205. pl. XVI.

3) Vergl. ausser den Abbildungen von Gau die Ritratti e Figure degli anticlä Furaoni von Rosellini Tav. VI, 22.
T/iv. XV, 6i. Nur Ramses III (A) kommt hier in Betracht, denn von Ramses IV (B) findet sich, wie es scheint, keine
Legende in dem Tempel.

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