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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0159

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Einleitung.

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Könige am Barkai sind meist jüngern Ursprunges. Leider ist gerade das Aelteste grösstentheils
durch einen Bergsturz vernichtet. Hier überall ist nicht die einfache Theologie Mcroe's, sondern
die volle Aegyptische Mythologie sichtbar. Wichtiger sind für uns die Ruinen von Meroe selbst.
Mehrere Meilen von der eigentlichen, alten Stadt entfernt, liegen in einem versteckten, waldigten
Thale Zweifelsohne die ältesten Trümmer bei Messaurah. Das Ganze enthält im Mittelpunkte einen
Tempel von massiger Grösse. Um ihn herum aber zieht sich ein wahrer Labyrinth anderer Ge-
bäude, kleiner Tempel oder Kapellen, Kammern, Zellen, Corridors, Terrassen, durch Höfe von
einander getrennt, durch Gänge und Treppen verbunden. Weiter hin wieder Beste grösserer Tem-
pel und anderer Baue *). Herr Heeren, dem bei der Herausgabe der vierten Auflage seiner Ideen
nur die Kupfer, nicht aber der später erschienene Text, von Cailliaud's Heise zu Gebote standen,
mulhmasste dennoch scharfsinnig, dass diese Gebäude den alten OrakeltempelJupiter-Amnions ent-
halten haben möchten. Nur dürfte die Beziehung von Diodor's aßarov 2) auf die unzugängliche Lage
dieses Heiligthumes nicht sicher genug sein, da das Wort füglich auch nur das aSurov bedeuten kann,
wo der kleine goldne Tempel aufbewahrt wurde. Allein die Anlage des Ganzen macht es beinahe
zur Gewissheit, dass sich hier eine bedeutende Priesterniederlassung befand. Auch drang sich die-
selbe Idee Herrn Cailliaud fast unwiderstehlich auf3}. Da nun diese Gebäude unstreitig die ältesten
unter den Trümmern 3Ieroe's und seiner Umgebungen sind, so möchte Herrn Heeren's Vermuthung
gewiss sehr vieles für sich haben. Ja es kommt noch ein eigenthümlicher Umstand hinzu, der uns die
Gewaltthat des Ergamenes beinahe vor Augen zu halten scheint. Der Haupttempel nämlich in der Mitte
ist neu und ob gleich seine Erbauung nicht Einer Zeit angehört, so tragen doch schon die älteren
Theile deutlich einen Aegyptisch-Griechischen Styl an sich 4) und enthalten Aegyptische Götter,

1) Cailliaud Voyage ä Meroe et au fieuve blanc au delä de Fazoql. 3 Vol. avec 2 Vol. d. Planches. s. Planches
Vol. J. ph xx'l — XXX.

2) Diodoh. Sic. III, G. fE^yctfievr^) naqrj.fre — £j? ro aßarov, ov avveßaivtv tivai ror xqvoovv vaov riav AiOionoyv xai
tot/? fttv tff£»? ärravTaj a7ieoc/a$e x. r. '/.. Herr Hkkiikn (Ideen 3. TU. 1. Abtli. p. 417.) will statt vaov (Tempel) vavy (Schiff)
lesen, weil (ins heilige Schiff in dem Tempel des Anilin nicht fehlen durfte. Allein die Leseart vaov mochte wohl völlig
richtig sein. Ks ist nämlich dieser Tempel das Herrn Heeren nur zq wohl bekannte kleine, tragbare Heiligthum, welches
die Priester auf dem heiligen Schiffe umher trugen und welches auch jährlich auf einem wirklichen Schiffe von Theben aus
über den Nil gefahren wurde und einige Tage darauf aus Aethinpicu zurück zu kehren schien. Diodoh. Sic. I, 97. Dalier
auch vioif in der Parallelstelle bei Strabon. Man sieht dieses Tempelcheu häufig auf den Monumenten, meist verschleiert,
so ne'scription de l'Egypte. Ant. Vol. d. Planches III. pl. 34 (palais de Karnac). Gau Nub. Venkm. Bl. XXVIII. (liirsclieh)
LI. C. (Derr). Doch auch entschleiert, z. U. De'script. de l'Egypte 1. 1. pl. 32. 33. Gau Nub. Venkm. Bl. XLV (Tempel
von Kssebua). In dem Libyschen Ammonium m ar auch das Schiff dieses Heiligthumes vergoldet, s. Cuktii Hist. Alex. IV, 7.
Dieses Schilf sammt dem auf ihm befindlichen Helligthume ruhete im Allerheiligsten des Tempels auf einer altarähulicheu,
etwa 3 Fuss hohen Erhöhung vor der Nische, in welcher sich die sitzenden (iötlerslatuen befinden (s. Gau Xub. Denkm.
Bl.LII. (Derr)XXVIH. (Girscheh) XLH. (Kssebua) cf. Ileiseber. p.12.). Herr Heeren hielt diese Erhöhung für die Unterlage eines
Sarkophages und nahm hauptsächlich deshalb die Monumente selbst für Grabmäler. Allein auch hier sind wir Herrn Heeren
für seine Bemerkung dankbar, indem wir durch diese Erhöhung und die in dem Saucluarium sitzenden Gütterstatueu wahr-
scheinlich auf eine Eigeuthümlichkeit der Nubischen Felsenbaue mehr aufmerksam gemacht werden.

3) Cailliaud Voyage ä Meroe. Vol. III. p. 142. Je niontai sur le niur le plus eleve de l'eilifice central, d'oü nia vue
pouvait domiuer sur toutes ces coustruetions. La etudiant mieux la distribution des differens corps de bätimeus en ruiue,
quej'avois sous les yeux, je demeurai couvaiueu que le lieu fut jadis cousacre a l'euseigueiiieut, uu College eufin. vgl. sqq.

4) Cailliaud Voyage ä Meroe. Vol. III. p. 145. Cet edifice est entoure de vingt-huit cwlonnes. Ou peut regarder
ces colonnes comme ayaut ete a deux epoqties differentes; daus le principe le portique n'en avoit que holt; ou le reconuait
Sans peine au style des ornemens, ä la nature du gres et au defaut d'aecord des colonnes plus modernes avec Celles qui
existaient originairement. Les colonnes elevees apres coup sur les cötes et le derriere de l'edifice. sont d'un gres plus
blauchatre que celui qui a ete employe pour l'ensemble des construetions, elles sout .iepourvues d'oruemens: les huit an-
cieuues au contraire sont couvertes de sculpturcs en style mi -partie egyptieu et grec, representaut des ligures en reitet'

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