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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0162

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108

Einleitung.

Aegypten Die Figuren sind muskulös, sehr fleischig, ja man möchte sagen, feist; ihr Ausdruck
völlig verschieden von der Aegyptischen Physiognomie. Man könnte hierin das Eigentümliche von
3Ieroe sehen, wenn nicht fast alle übrigen Sculpturen bei Messaurah, Naga, Assur und am Barkai
theils ganz, theils bei weitem überwiegend den Aegyptischen Charakter an sich trügen. Allerdings
scheinen die Aethiopischen Figuren etwas starker und voller genommen worden zu sein, als die
Aegyptischen, man sehe z. B. die oben genannten drei Göttergestalten auf einem Säulenschafte,
Niemand dürfte aber verkennen, dass sie dem Aegyptischen noch ungleich näher stehen als die
Figuren unsers Westtempels. Hierzu kommt die überaus prächtige, von der Aegyptischen und
Aethiopischen Einfachheit (man vergleiche die Götterbilder auf dem Osttempel) durchaus abweichende
Ausschmückung der Bekleidung. Die Götter tragen kunstreiche Schuppenharnische, prächtige Schürze *),
wie sie oft an den Abbildungen Hellenischer Krieger vorkommen, die königlichen Personen pracht-
volle Gewänder. Auch die Symbolik hat etwas Eigenthümliches. So geht dem Amun ein Gott
voraus mit Löwenkopfe und Widderhörnern, im Schuppenharnische, eine kriegerische Standarte tra-
gend. Man möchte in ihm jenen in Aethiopien so beliebten Ares erblicken, für welchen sich der
Kubische König Silko 2) ausgab und dessen Sohn sich der Axumitische König Aizanas 3) nannte.
Derselbe Gott trägt auch als Symbol seiner Stärke drei Köpfe und vier Arme *). Wie aber auch
in jenen fernen Gegenden Griechischer Geist sich geltend machte, diess zeigt nicht nur König Er-
gamenes {^fi£Taayj]xwg 'Ekh;vixijg ayaytjg), sondern auch jener Griechische Styl an den Sculpturen
des Mitteltempels zu Messaurah, so wie der Griechisch-Römische Porticus, welcher sich unfern
von dein Westtempel erhebt 5). Ja wer möchte mit Bestimmtheit läugnen, dass nicht schon jener
bewaffnete Sonnengott auf dem Säulenschafte in Messaurah einen Anflug von halb Herakles, halb
Ares an sich hat?

Im rein ägyptischen Style hingegen erhebt sich der ältere, grössere Tempel, bei Cailliaud
Osttempel genannt y). Eine doppelte Reihe von Widdern verkündet, wessen Gottes Heiligthume
man sich nahe. An dem grossen Portale des Tempels sieht man abwechselnd Amun und Osiris,
wie sie Meroe's König und Königin huldvoll empfangen. Blickt man durch das Thor an die inneren
Wände, so sieht man immer nur dieselben Götter, Amun und Osiris, wieder. Das Innerste des Tem-
pels enthält nach Cailliaud's Beschreibung einen Festzug Bittender. Also auch hier Avieder die
beiden grossen und, wie wir nochmals, bemerken, noch zu Herodots Zeit die beiden einzigen Göt-
terhorde Meroe's. Dieselben werden wir später wieder treffen als die ältesten Götter Aegyptens,
Thebens. In Aegypten standen sie an der Spitze der Kabiren und in Samothrakischer Lehre hiessen

1) Man vergleiche damit die viel einfacheren und ärmlicheren Schürze der Götter und Könige auf den Aegyptischen
und Kubischen [ias-Reliefs und Statuen; s. Descript. de VEg. Ant. Vol. d. PI. III. 20. 31. 34. 38. 40. 45. 47. 48, 0.
Gau IVuft. Denkm. Bl. 21. 32. 44. 45. 47. 54. 6a

2) Nikbuhb Inscript. Nub. Comnunt. p. 5 sq.

3) Vai.kntia Voyages and Travels to India, Ceylon, the red Sea, Abysainia and Egypt in the Years 1803—1800.
3 Vol. Lond. 1809 (im IV. Vol. Lond. 1811 die Kupfer zusammen gedruckt), in VoL p. 181 fgg. Griechische Steinschrift
und deren Erklärung.

4) Caiijjaud Voyage d Me'roe. Vol. III. p. 130. PI. Vol. I. pU XVIII.

5) Caiujaud Voyage ä Me'roe. Planches Vol. I. pl. XIII. Vergl. die Inschriften Aethiopisclier Herrscher und hierzu
BilEBUHR Comment. p. c.

6) Cailuaud Voyage ä Meroe. Vol. III. p. 122 fgg. Planchen Vol. I. pl. XIX. XX.
 
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