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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0164

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110

Einleitung.

auf Kambyses zurück führen. Denn Diudor versichert ausdrücklich dass der älteste grosse Tempel
Thebens von Kambyses zwar geplündert, aber nicht zerstört worden sei. Wollte man ferner die
Angabe Diodors bezweifeln, so müsste man wohl dem Tempel selbst glauben, der sich durch seine
Einfachheit, durch die weit sparsamere Anwendung von Sculpturen, durch eine gewisse Harte und
Schwere und durch die offenbare Verwitterung seiner einzelnen, wenn gleich colossalen Theile a),
so auffallend von allen anderen Aegyptischen Denkmälern unterscheidet, dass er von den Reisenden
einstimmig für das älteste Gebäude des Landes erklärt worden ist. Eben dieses gilt mehr oder
weniger von dem Ungeheuern Baue des Ballastes von Karnak. Bedenkt man endlich, dass diese
Gebäude, deren Maasse alles in dieser Art Bekannte zu einem Nichts herab drücken, nicht das Werk
dieser oder jener Regierung waren, sondern dass Jahrhunderte hindurch ganze Dynastien ihre Kräfte
aufboten, um diese Wunderwerke der Baukunst auszuführen und zu vollenden und dass auf den
Wänden selbst die ausgedehntesten und grossartigsten Sculpturen die Namen und Bilder dieser alten
Pharaonen und ihrer Familien in allen Beziehungen des öffentlichen und häuslichen Königslebens dar-
stellen, so wird man gewiss jeden Gedanken an ein Entstehen dieser Werke in so später Zeit
gleichsam unter den Augen der uns über Aegypten berichtenden Schriftsteller selbst aufgeben. Die-
selben Gründe lassen auch die in nicht gar langer Zeit vorher gegangenen, aber theils sehr schnell
vorüber gehenden, theils noch sehr ungewissen Eroberungen Thebens von Carthago und Babylon
aus in keinen Betracht kommen. Denn selbst um nur Gebäude von dieser Unverwüstlichkeit zu
Boden zu legen, bedurfte es der angestrengten Kraft von einer Reihe von Jahren. So bietet sich
uns in der Geschichte Aegyptens kein anderer passender Zeitpunkt dar, als die dreizehnjährige
Herrschaft der zum zweiten Male in Aegypten einbrechenden Hyksos, welche nach Manethon's
Zeugnisse Städte und Dörfer in zügelloser Wuth verbrannten. Dass sich auf diesen Monumenten
auch Sculpturen finden, welche die Regierung der Könige verherrlichen, die vor dem zweiten Ein-
falle der Hyksos und nach ihrer ersten Vertreibung geherrscht haben, dürfte keinen schlagenden
Beweis für einen frühem Aufbau dieser Monumente abgeben. Denn die fromme Erinnerung der
nach der gänzlichen Vertreibung der Hyksos herrschenden Könige konnte das Andenken an die
grossen Vorfahren dadurch ehren, dass sie die Sculpturen der verheerten Monumente erneuern, oder
auch, wie es in aller Zeit geschehen ist, in Anerkennung ihrer Verdienste ihnen Sculpturen widmen
liess, welche vorher noch gar nicht vorhanden gewesen waren. Allein, ist es nicht möglich, dass
bei jener auffallenden Erscheinung zum Theil wenigstens auch andere Umstände und Beweggründe
zu suchen sind? Sollten nicht die Verfasser des oben genannten Werkes vielleicht irrlhüinlich den
Grundsatz aufgestellt haben, dass überall, wo unter einem Stucko alte Sculpturen hervor blicken, das
Monument aus Werkstücken erbaut sei, welche sammt diesen Sculpturen zu einem ältern Gebäude
gehörten? Dieses ist wohl der Fall, wo die alten Sculpturen umgekehrt erscheinen, ob wohl jene
Gelehrten bei ihrer eben nicht tiefen Kenntniss der Hieroglyphen manches für umgekehrt halten konnten,
was in der That es nicht war. Doch ausserdem haben uns die Nachforschungen Champollion's und
Rosellini's in Nubien und Aegypten belehrt, dass nicht selten an einem Monumente die Legenden
älterer Könige theils unversehrt, theils geflissentlich ausgekratzt, mit einem Stucko überzogen und

1) Diodoh. Sic. I, 4c. rsrTaQmv yaq ItQow xaraijxcvaaOejTiDv ro rc xal.).o^ y.ai ro /icyeöog &avpanro>v, b> eivai ro 7ia-
Xcuorarov (es folgt die nähere Beschreibung) " t«; /tev ovv oixodofiat; diaficuw/jxtvat pr/qt, roiv veomqoiv /qovoiv x. r. X.

2) De'scriptiön de. VÜgypte. Ant. Vol. d. Planck. III. pl. 07.
 
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