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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0165

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Einleitung.

tll

mit den Legenden späterer Herrscher bedeckt wurden *), dass also diese älteren übertünchten
Sculpturen keinesweges sich auf Steinen befinden, welche schon einmal als Materialien älterer Ge-
bäude gedient hätten. Bisweilen hat so gar der Sohn auf diese Weise die Erinnerung des Vaters
gelöscht und seinen Namen und Titel auf die Stelle seines Vorgängers gesetzt, bis die alles aus-
gleichende Zeit durch die Beschädigung des Stucko den Jahrhunderte lang Begrabenen wieder auf-
stehen liess. Ja es trifft sich, dass so gar der Verdränger selbst wieder einen Verdränger fand,
indem auf den zweiten Namen wieder ein dritter aufgetragen worden ist. Durch die in der Länge
der Zeit erfolgte theilweise Auflösung des Stuck aber sind auch die Spuren der beiden anderen Namen
wieder zum Vorschein gekommen, so dass beim ersten Anblicke das Ganze eine chaotische Verwirrung
zu enthalten scheint 2}. Aber eben diese Verwirrung konnte dem ungeübten Auge nur zu leicht den
Schein einer Umkehrung der Hieroglyphen darbieten. Es ist daher gewiss, dass ein grosser Theil
von dem, was die Description de l'Egypte für schon gebrauchte Materialien eines altern Gebäudes
nahm, nichts weiter ist, als das nur einmal gebrauchte, ursprüngliche Gemäuer, jedoch mit einem
Stuck überzogen, um die älteren Sculpturen zu überdecken und an deren Stelle neue aufzunehmen.
Dass wenigstens die Sache nicht in der von jenem Werke angenommenen Allgemeinheit Statt fand,
diess beweisen die Königsgräber, wo, wie es scheint, nur das eben beschriebene Verfahren vor-
kommt. Wie nun aber bei dem Ueberstreichen und Zerschlagen der älteren Königslegenden nach
Champollion und Rosellini politische Ansichten eine Haupttriebfeder gewesen sein mögen, so fragt
es sich, ob bei dem Verlöschen theologischer Sculpturen und dem darauf erfolgten Auftragen ande-
rer, nicht theologische Rücksichten obgewaltet haben und ob nicht eine genauere Vergleichung eine
cigenthümüche Verschiedenheit des Erstem und Letztern zum Vorschein bringen möchte. Dass
übrigens die Theologie in Aegypten sich auch des Hammers bediente, um gewisse symbolische Ge-
genstände, welche früher im heiligen Gebrauche gewesen, ausser Ours zu setzen, davon giebt uns
das Werk des Herrn Rosellini ebenfalls einen uniimstösslichen Beweis. So oft sich nämlich in dem
Hieroglyphentext das Bild einer unbekannten Gottheit Q vorfindet, ist es von späterer Hand durch
Hammerschläge zerstört und wie sich Herr Rosellini 3} ausdrückt, gleichsam ausgestrichen. Da

1) Koskuxm Monum. Stor. I, 1. p. 233. 2. p. 21t. Chami-oijjox Briefe üb. Aey. u. Nub. 7. Dr. p. 61. 13. Ur. p.

2) Rosei.lim Monum. Stor. I, 2. p. 15. Tab. III. n. p.

3) Hosei.ijm Monum. Stor. I, 1. p. 247. Uua nolabile cireostauz» si osserva in questa figura, die allorquando essa
e adoperata nei noiui di re o uelle iscrizioui, come caraltere, e stata sempre per anlica martellatura percossa e quasi cancel-
lata. Ed e talmenle raro di trovarla intera, che su liitti i uionumenti esisienli iu Egino o trasportati in Kuropa, non mi
sovviene di averla veduta risparmiata piü di due o tre volle. Das Haupt des Gottes gehört einem unbekannten, der Giraffe
ähnlichen Thiere, welches in seiner ganzen Gestalt erscheint bei Hoseixini Monum. Stor. I, 2. p. 10. und Tav. 1. In den
Abbildungen zur De'scriptim de l'Eyypt. Antii/. Vol. I. PI. 23. no. 26 erscheint das Bild noch unversehrt. Cuampoujon
See. Lettre ä Ms. le Duo de Blac. p. 22 fgg. vergl. Prem. Lettr. Planche III, 15. b. See. Lettr. Planche IV, 1. b. sprach
gleichfalls weitläufig über diese durch den Hammer zerstörte Figur, beging aber den Missgriff, das Original derselben für
einen Löwen mit Sperberkopfe, über welchem zwei kleine Federn als Kuppen ständen, anzusehen. Dieser Gott habe Maudu
geheissen. Statt jenes Bildes sei der Gott aber auch, wie hier, durch eine sitzende menschliche Figur mit dem Snerber-
kopfc und Federn dargestellt worden. (Dans la legende qui decore oette enseigne, le nom du dieu Mandou etait exprime
par le Lion ä te'te d'e'yervier, surmonte'e de deu.x petites plumes en forme de huppe, animal fantasiique, embleme orrtinaire
de cette grande diviilife; mais ce Symbole a ete evidemment marlele ft dessein, non de nianiere ä ce qn'on ue puisse encore
en saisir les prineipaux lineaments. n feut remarquer en meine temps que, d.ins le eftrtouche nom propre qui est repete
sept fois sur diverses parties du colosse, un signe se montre partout egalement inulile et c'est encore celui qui, dans le
nom propre du roi Mandouei, equivaut aux syllabes Mandou, je venx dire l'image meine du dieu, uue fujure humiune atSil«
et ä t£te d'epercier ornt'e de deux plumes. Auch in den Briefen üb. Aey. u. Auft. 17. Br. p. 209. „Gott Maudu mit dem
 
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