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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0172

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IIS

Einleitung.

in Phlius J). Der heiligste Tempel der Isis von allen aber befand sich bei Titliorea am Parnass,
wo die Mysterien der Göttin feierlichst begangen wurden 2).

Man wird aus den unten angeführten Stellen sehr leicht bemerkt haben, dass die Aufnahme
Aegyptischer Götter den verschiedensten Zeiten angehörte. Während Amuns uralte Gottheit schon
in frühester Zeit in Hellas verehrt wurde, empfing Sarapis dessen Huldigungen erst in späterer Zeit.
Wie aber Griechenland zu keiner Zeit die Verehrung der Aegyptischen Hauptgottheiten aus den
Augen setzte, ja in ihrer Anbetung selbst mit den Aegypten! wetteiferte, so möchte auch aus dem
Vorherrschen des Arnim in älterer, des Sarapis in neuerer Zeit ein gleiches Vorwalten ihrer Hoheit
in Aegypten selbst sich abspiegeln. Während nun die Griechen so gar in der Zeit, wo sie nach
der reichsten Ausbildung ihres eignen Wesens sich selbst genügen konnten, ihren Blick auf die
Gottheiten Aegyptens lenkten, ihnen neben den vaterländischen Göttern Tempel und Altäre errich-
teten und sie selbst mit Aegyptischen Gebräuchen verehrten, also keinesweges eine so schroffe,
stolze Abneigung gegen das Barbärische an den Tag legten, sollen wir es nun so unnatürlich finden,
dass sie in der Vorzeit, wo sie selbst Barbaren waren 3), über die wohl Aegypten eine nicht unbe-
deutende Ueberlcgenheit behaupten konnte4} und wo sich die Höhe, zu welcher einst der Hellenis-
mus steigen sollte, noch gar nicht absehen Hess, Elemente religiöser Bildung, wie uns Herodot
versichert, von Aegypten aus bei sich aufnahmen, hier mehr oder weniger unverändert erhielten,
dort in eigentümliche Hellenische Gebilde umschmolzen? Gewiss der Bau des Hellenenthumes er-
hebt sicli in nicht minderer Schöne und Herrlichkeit, Avenn auch dazu ein Theil des Stoffes aus
der Fremde herbei geführt wurde. Sammelt auch die Biene auf fremdem Blüthenkelche den Stoff, so
ist der Honig doch ihr Werk und Ruhm. Blickte der Hellene auf den Barbaren herab, so geschah
es nur, weil er sich fühlte und als Mensch menschlicher zu sein sich dünkte. Doch das Göttliche
auch im Barbarenthume blieb ihm stets hehr und heilig, denn nur zu deutlich erkannte er dessen
Verwandtschaft mit dem, was auch für ihn und über ihm in Flammenzügen sprach 5}.

Diese Bemerkungen mögen uns wenigstens in so fern zu Gute kommen, dass über unsern

1) Pausan. II, 13. 7. leqov Iaifioq- ro r;;; IoiSoq (ayuXua) rot? leqevai &eaaaaO-cu fiovov eon.

2) Pausan. X, 32. 9. bei Titliorea aävrov ieqov Iaidos, äyionarov, ünooa 'EXX.yveq {heu rrj Aiyvnria nenoii]VTai- ovre
yaq izeqioixeiv evrav&a ol Ti&oqaieiq vOfiiZovoiv, ovre eooäoq eq ro aävrov aXXoiq ye t] exetvoiq eartv, ovq av avrij nqorißt]-
oaaa ?} Jo't? xaXeo>\ acpaq äi' ewrivimv. — — — es de tt/v TiO-oqeotv xai diq ixaorov rov erovq rij loid'i navijyvqeiq ayovai, ttjv
pev ro) i]Qii T'lv de ^eronaqiv^v (vergl. d. fgg'.). — — — &vovai de xai ßovq xai eXatpovq ol eväaiiioveareqoi, iooi de eiaiv
anodcorreq nXovrio, xai xnvaq "<*« oqvtOaq t«? fieXeayqiäaq' vq de eq rijv Ovaiav ov vofu'^ovaiv ovd'e vai zqqo&ai xai ai^iv.
iaiov nev öi] xaOayioaai ra leqeia eq ro advrov ananxeiXai TceTcoiTjfieroiq rtvquv' xa&eiXi^ai de det a/paq tu leqeia Xivov reXa-
nomiv 7] ßvaaov. rqonoq de rtjq oxevaoiaq eariv 6 Aiyvrcr ioq'

3) Thucvdid. I) C noXXa d' av xai aXXa rtq a7rodetfete ro naXaiov EXXtjvixov i/.ioiorqo7ia roi vvv ßaqßaqixoi diairo>fievov.

4) Diese Ueberlegenlieit musste sich besonders iu den mathematischen Wissenschaften geltend machen (vergl. Hkho-
»ot. II, 109.). Wir bedürfen aber nicht erst eines Aristotelischen Zeugnisses (s. A'^iilifiHÜ Metaphys. t,,ij\, um deren
früheste Blütbe dort voraus zu setzen, ihre alten Baue beurkunden sie hinreichend. Welch einen Umfang von dergleichen
Kenntnissen setzte allein der alte, so ausgedehnte Kanalbaü (man erinnere sich nur der in Felsen gelegten ltieseucauäle von
el Fayoume (vergl. Bitter Erdkunde, t. p. 799 fgg.) voraus? Wenn man aber die Ueberlegenlieit fremden Geistes erst in
einer Hinsicht auerkennt, wird mau nur zu geneigt, auch in anderer Hinsicht auf ihn zu hören.

5) Wachsmutii Hellen. Altertltumskunde 2. Th. 2. Abth. p. 99. „Xafur des Barbaren sab der Hellene nur in dem
ausheimischen Menschengeschlecht, nicht in dessen Göttertlmm; auch gegen dieses hegte er Ehrfurcht und war empfänglich
für fremde Culte." Diese Schätzung und selbst Ueberschätzung des Fremden bezog sich überhaupt auf alles Nicht-Mensch-
liche. Daher klagte ja Pausanias IX, 36. 3. 'EXXrjveq de ana eioi äeivoi ra vneqoqia ev &avpari ri&eodai iJ,eii,ovt t] ra oixeia'
önore ye aväqaoiv e7iitpaveoiv eq avyyqatpijV nvqafiiäaq pev raq Tlaqa Aiyvnrioiq entjXOev e$iiy>iaao9-ai nqoq ro axqißeararov,
&tiaavqov de rov Mtvvov xai ra Tu/rj ra ev Tiqvv&i ovde im ßqa/v ijyayov fiVT/ftjjq. cf. Hklioo. Aethiop. ed. Kon. 7t, >u'. zu Ende.
 
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