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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0174

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Einleitung.

nicht umfassend behandelt worden. Dennoch aber möchte es der allein richtige Standpunkt sein,
von welchem aus nicht nur manche neue Aufschlüsse über diese Geschichte zu erwarten sind, son-
dern von dem aus auch alle Erscheinungen des Aegyptischen Lebens wie aus ihrer Wurzel hervor
gehen müssen. Allein selbst abgesehen von diesem, so dürfte eine neue Bearbeitung schon desshalb
vortheilhaft für die Wissenschaft sein, weil es uns an einer umfassenden Geschichte der alten
Aegyptcr noch ganz gebricht. Was wir darüber besitzen, enthalt, so vortrefflich auch manches
ist, doch nur mehr oder weniger Bruchstücke. Gewöhnlich führte man die Geschichte der alten
Aegypter bis zu dem durch die Perser herbei geführten Sturze der einheimischen Pharaonen. So
vielfach nun auch Scharfsinn und Gelehrsamkeit sich bemüheten, mit Hülfe der alten Schriftsteller
das Dunkel zu erhellen, welches sich über jene Reihe von Jahrhunderten gelagert hat, aus der die
staunenswerthen Werke der Baukunst uns von einer glücklichen Regsamkeit der Aegyptischen Cul-
tur Zeugniss geben, so dürfte doch wohl manche Frage im Bezug auf die innere und äussere Ge-
schichte Aegyptens, wie z. B. die Verhältnisse der beiden Supliis, so wie des Psammetich zu den
Priestern und die angeblichen Züge so wohl einzelner, wie eines Armais-Danaos, als auch gan-
zer Massen, wie der Hyksos, noch einer genauem Beantwortung fähig sein. Namentlich ist ge-
wiss nicht in Abrede zu stellen, dass ein wichtiger Theil der in Griechischer Sprache abgefassten
Quellen, wir meinen die Fragmente Manethon's, in dem letzten Jahrzelient eine ganz andere Be-
deutung gewonnen hat, als vorher, wo jene Fragmente der mächtigen Stütze der Aegyptischen
Monumente entbehrten; wie denn überhaupt die verschiedenartigen Nachrichten der Griechen und
Römer über Aegypten durch die in neuester Zeit immer mehr und mehr aus der Verborgenheit
gezogenen Aegyptischen Denkmäler unstreitig einen beträchtlichen Beitrag an Erläuterung, Berich-
tigung und Vervollständigung erlangt haben, dadurch aber eine Darstellung dieser Gegenstände gegen
die früheren Bearbeitungen nicht wenig begünstigen. — Stiefmütterlicher noch als jene ältere Zeit
der politischen Selbständigkeit wurde in der Regel bei uns Deutschen die spätere Zeit, oder rich-
tiger, einzelne ihrer Perioden behandelt, die man bloss als eine Nebenabtheilung der Persischen,
Griechischen und Römischen Geschichte anzusehen pflegte. Aus dem Standpunkte einer allgemeinen
Völkergeschichte des Alterthumes mag sich eine solche Behandlung wohl rechtfertigen lassen, aus
dem einer besondern Geschichte der alten Aegypter aber gewiss nicht. Denn was giebt uns das
Recht, bei jenem Zeitpunkte plötzlich inne zu halten? Etwa die so oft wiederholte Versicherung,
dass mit dem Throne der 26sten Dynastie auch so fort die ganze Eigenthümlichkeit und geschicht-
liche Bedeutsamkeit der Aegypter zusammen gebrochen, ihre Nationalität alsbald unter den sie be-
herrschenden Völkern gleichsam verschwommen sei? Allein ohne historischen Erweis ist eine solche
Annahme eben so willkührlich als die entgegen gesetzte der Mythologen, dass die Religion fort und
fort sich so ganz beim Alten erhalten habe. Wie oft liest man dass mit der Herrschaft der Perser

1) De'scription de VEyypt. Ant. Vol. I. p. 57. Les vainquenrs (Perses) etoient plus eunemis de la religion que de
Ja nation meine; les troubles, les revoltes, les gnerres, qui se süccedoient depuis la conquete n'ont pu penneltre que I'on
erigeät des si grands edifices etc. Bei Gelegenheit eines andern dergleichen Urtheiles bemerkte Herr Schlosser Weltge-
schichte. I. p. 447. „rjebrigens sprechen die Heraiisgeher des grossen Werkes über Aegypten, die doch die Monumente der
verschiedenen Zeiten sollten verglichen haben, sehr gering von denen der Piolemäer, aber das unbestimmte Citat, das
Vage des Ganzen macht mich gegen ihren sichern Ton argwöhnisch. " Mehr noch als über jenen Ausspruch wundere ich
mich über einen ähnlichen in dem neuesten Werke über die Aegyptische Geschichte, der zwar von Herrn Rosia.uNi auf-
gestellt, aber auch nicht durch das Geringste erwiesen wird; s. Monum. Stor. I, 1. IntroAux. i>. HI. Ma gin a quel tempo
(zuHerodotsZeiQ il furore persiano ne devastava da parecchi anni le amenissime e rieche coutrade: il popolo gemeva sotto
 
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