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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0181

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Einleitung.

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an allen Orten, wo ihrer nur gedacht wird !), Sme, so dass das Zeichen_aus seiner Verwandlung

in T, nun wieder in S zurück kehrt. Das zweite Zeichen ^ hat sich zwar als M gehalten,
scheint aber für Champollion dennoch nur einen einstweiligen Gehalt gehabt zu haben, weil es in dem
Tubleau general weder unter dem Tableau des signes phoneliipies egypliens pour la leclure des
noms propres grecs et romains pl. VI, noch auch unter den Hieroghjpkes phoneliipies, Alphabel
hurmonique, weiches den Beschluss des Tableau general macht, unter die phonetischen Hierogly-
phen, also unter die Buchstaben, aufgenommen worden ist. Fragen wir nun nach dem Grunde dieser
Umwandlungen, so wird ihrer selbst auch nicht mit einer Sylbe gedacht, geschweige denn eine
Rechenschaft dafür gegeben, etwa eine bilinguische Inschrift nachgewiesen, oder ein Griechischer
und Römischer Name aufgezeigt, aus "welchem der Gehalt der hieroglyphischen Zeichen mit Sicher-
heit hervor gehe. Der Leser muss diess alles mit sich selbst abmachen, behalt aber auch die
beliebige Wahl, ob er das Zeichen -~ für ein S, oder ein T, oder ein Th nehmen will. Daher
geschieht es auch, dass Champollion diess Zeichen an den Orten, wo man ^ vermisst, als S auf-
führt und mit seiner Hülfe den Titel x(ai)<j(a)Q(o)g liest2), während Herr Rosellini, wie wir seinen
werden, unsere Hieroglyphe in der obigen Hieroglyphengruppe beständig T ausspricht. Der Leser behält
ferner die Freiheit, ob er in der fraglichen Hieroglyphengruppe, seinem jedesmaligen Bedürfnisse
gemäss, eine Sate-Juno, oder eine Tme-Thinei-Sme-Themis anrufen will. Diese Freiheit haben sich
auch diejenigen, welche Champollion unbedingt nachsprachen, nicht bloss zu Nutze gemacht, sondern,
um der Sache nicht zu wenig zu thun, leider beides in eins zusammen gezogen, so dass die Göttin,
welche bei Champollion entweder eine Sate-Juno, Beherrscherin der untern Gegend, oder eine Tme-
Thmei-Sme-Themis, Beschützerin der Wahrheit und Gerechtigkeit, war, nun bei ihnen zu einer
Sate, Göttin der Wahrheit, wird3). Aus der dem Namen Sme (s. unten no. 1.) von Champol-
lion beigefügten Bemerkung Iraduclion d'un obelisque pur Hermapion muss man übrigens auf den
Gedanken kommen, als habe auf dem Obelisken (Zoega vermuthete bekanntlich, ob gleich nicht ohne
Zweifel*), dass der Flaminische Obelisk den Hieroglyphentext zu Hennapion's Uebersetzung gebe)
das Bild der Göttin gestanden, wo in der Uebersetzung Hennapion's das Wort ahjd-sta, Wahr-
heit, vorkomme. Allein wir werden durch Champollion selbst belehrt 5), dass sich der Obelisk, von
welchem Hennapion's Uebersetzung herstammt, gar nicht mehr in Rom vorfindet. Ausserdem kommt
in Hennapion's Uebersetzung ganz und gar keine Göttin der Wahrheit vor. Der Begriff der Wahr-

1) Chaiii'ou.iox Pre'cis du Syst. Hie'rogl. II edit. Tabl. gvher. no. 5t. Explicat. p. 9.

deesse verite ou justice, nom de la Thenns egyptienne traduit en grec par AXijS-ua (Iraductiou d'im obelisque par Herma-
piou) s. noch no. 79, Explic. p. 12. no. 344. Expl. p. 40. no. 385. 386. 387. Explic. p. 44. Uebrigens wünsche ich doch
belehrt zu werden, ob CMH, »» Koptischen bekanntlich überaus häutig: Stimme, Gehör, Gerücht, ftuf, zugleich die Bedeu-
tung von 6HHI, Gerechligkeit, Wahrheit, habe.

2) GHASlPÖLUON Preds du Syst. Hieroglyph. II. edit. Tabl. gener. no. 150.

3) Pkviion Papyr. Graec. P. I- P- 7. Sathe inlegerrima veritatis custos. — Anoki.o Mai die AegyptitphW Papyrus
der Vaticanischen Bibliothek, übersetzt von L. Bachmann. Leipz. 1827. p. 12. „Sate wurde von den Griechen vermischt
mit ihrer 'Hqa, der Juno der Römer. Aber bei den Aegjptern war Sate das Sinnbild der Wahrheit.-' — Cha.mpoi.uon-
Figeac Abbildung und Umschreibung des nach Paris geschafften Obelisk von Luxor. p. 30. 31. Sate, Göttin der Wahrheit.

4) Zoega de. Ortißiie et Vsu Obeliscorum. p. 593. Igg. Kikchkb Obelisc. Pamphil. II, IX. p. 147 behauptete es bestimmt.

5) Chawoj.uon Pre'cis du Syst. liie'rogl. II. edit. p. 187. Die Fortschritte, welche Ch. in dem Studium der Hiero-
glyphik gemacht, suffirent en effet, pour decider en definitive que l'obelisque dont Herinapiou a traduit les legendes, u'est ni
l'obelisque Flaminien, ui celui de Saint-Jean de Latran, ni aticim de ceux qui ont echappe ä la maiu des barbares dans
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