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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0188

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134

Einleitung.

glyphcnschrift die Vocale (hier t?) häufigst ausgelassen werden, buchstäblicli übersetzt, nichts anderes
bedeuten, als: des Himmels (nämlich Göttin oder Herrin). Allein denselben Titel mit denselben
Zeichen führen in dem Champollionischen Pantheon und in der That auch auf den Aegyptischen
Monumenten eine Menge Götter und Göttinnen als allgemeines Zeichen der höhern göttlichen Würde
überhaupt, so z. B. Arnim, Osiris, Ooh en Sou, Neith, Sate, Athor. Ia die Sate, die eben bei Cham-
pollion unsere Thmei Avird, ist von diesem Gelehrten ausdrücklich erklärt worden1): TNHB (die
Herrin, la dame) M = NTE (des, du) TTB (Himmels, ciel). Also Netphe-Rhea löst sich in Nebel
auf und flosst natürlich zu der Haltbarkeit der aus Sate in Tme, Thmei, Sme, Thmei verwandelten
Aegyptischen Themis ein sehr geringes Vertrauen ein. — Aber ihr hieroglyphischer Name, ruft
man uns zu, ihr Name GMHt, Gerechtigkeit, steht ja deutlich in den schon oben mitgetheilten drei
Zeichen m^Sm neben ihr geschrieben. Wir halten uns nicht dabei auf, dass nach unserer obigen
Bemerkung häufig auch ganz andere Hieroglyphen als niuthinasslicher Name und Titel bei dem
Bilde der Göttin zu lesen sind, und geben zu, dass mehrere Male jene drei Zeichen, bald deutlicher,
bald nndeutlicher geschrieben, sich in ihrer Nähe befinden2). Da jedoch diese Zeichen dort in
Verbindung mit anderen Hieroglyphen stehen, so dürfte es wohl zuvörderst noch unausgemacht sein,
ob dieselben den Namen der Göttin, oder irgend ein zu ihrer Legende gehörendes Wort enthalten.
Gesetzt aber auch, sie enthalten den Namen, so beweist schon der Mangel an Uebereinstimmung
zur Genüge, wie schwankend die Grundlage ist, auf welcher die phonetische Währung der beiden
ersten Zeichen beruhet. Denn während Champollion das Zeichen —. erst zu einem S, dann zu
einem T und Th und dann wieder zu einem S machte und die ihm nachsprechenden Herren Salt3),
York, Leake, Brown 4), Spiueto 5), Tattam es gläubig unter die hieroglyphischen S in ihren Alpha-
beten aufnehmen, entwindet er selbst es wiederum ihren Händen, um es abermals zu einem Th zu
stempeln, das jedoch Herr Rosellini zu einem einfachen T herab setzt. Eben so ist natürlich aus
einem T ein M geworden und die Herren Leake, York, Brown, Spineto werden wohl die Gefäl-
ligkeit haben müssen, ihre hieroglyphischen Alphabete darnach abzuändern. Allein beide Zeichen,
durch die hier allein das Ganze bestimmt wird, kommen in der bei Herrn Ilosellini vorliegenden
Masse Persischer, Griechischer und Römischer Herrschernamen, die doch wohl für die Hierogly-
phenschrift einen Prüfstein geben, dergleichen vor der Französisch-Toskanischen Unternehmung nach
Aegypten und Nubien kein Mensch und selbst Champollion nicht besass, ganz und gar nicht vor
entbehren also (wenigstens für die Zeit ihrer Aufstellung) eines notwendigen Anhaltes und geben
deutlich genug zu erkennen, dass ihre Geltung erst zu Gunsten der in das Aegyptische Pantheon
einzuführenden Thmei-Tme gemuthmasst, leider aber für mehr als eine blosse Muthmassung ausge-
geben worden ist.

1) Chami'olijoN Panth. Eyypt. Livr. I, 7. VII, 7. ( <S kann auch als N-T-TTP ein anderer Casus sein.)

2) Descript. de VEiJ. Ant. Vol. d. PI. II. pl. 64. 7S.

3) Salt Essay, pl. VI. p. 68.

4) Bkown Apergu sur les Bxeroglyphes d'Eyypte et les proyres faits jusqu'ä pre'sent dans leur dechi/frement.
Versailles. Juiil. 1827.

5) Sn.sETo Lectures. Table II.

6) Die Hieroglyphe _, welche iu der Gruppe Thmei = Tme Champollion und Roselliui anführen, ist wohl zu unter-
scheiden von — , welche sich tiefer unten als T erweisen wird. Daher wird auch in dem Papyri s Descript. de l'Ey. Ant.
Vol. d. PI. II. pl. 72. unser Zeichen also: =. geschrieben.
 
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