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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0199

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der Hieroglypkik.

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Aegyptiscken Tliotk für einen alteinlieimiscken Taaut anseken konnteJ), auf den man kier wie dort
die Erfindung der Wissenschaften zurück führte^ so würde man durckaus unkritisch verfahren, wollte
man die dogmatische Gültigkeit der Kosmogonie mit Zuverlässigkeit weit üher das Zeitalter Pkilon's
kinaus rücken und das kier von dem Taaut-Tkotk Gesagte als ein notkwendig nur auf Aegypten
Bezügliches anseken. Auf eine ähnliche Weise, wie diese den Acgyptern, schrieben andere Griechen
und Römer meist gelegentlich in ikren Werken den Pkönikern die Erfindung der Buckstaben zu.
So nack einer Nachricht des eben genannten Scholiasten 3) Aristoteles, nack demselben Ephoros
und nack Clemens von Alexandrien Eupkoros 3), ferner der Dickter Kritias 4), Lucan 5), Mela ü),
PUnius 7), Curtius 8), Eusebios 9), Jokann der Lyder 10) und Suidas Nock andere endlick eig-
neten diesen Bukm den Griecken zu 12). Allein, während wir die Behauptung dieser letzteren mit
Bestimmtheit als irrig zurück weisen, so geben uns dock auck meines Erachtens die ersteren keinen
Hinreichenden Grund, uns von vorn herein für die eine oder die andere der in Frage gestellten
Parteien zu entscheiden 13). Denn erstlich liegen auch die ältesten jener Zeugnisse im allzu fernen
Abstände von der einst geschehenen Thatsache. Zweitens sind sie nur das Nachsprechen einer

I) Ein recht deutliches Beispiel, wie Aegyptisches in Phünikisches und dieses Aegyptisch-Phünikische wieder in Grie-
chisches überging, so dass der ursprüngliche Sinn den Leuten ganz verloren ging, bietet der Mythos des Esniun-Asklepios
von Berytos dar; s. Damascius in Vit. Jsid. ap. Piiot. in Bibl. Codd. 243. p. 1074.

3) ScnoL. in Dionys. Grammat. 1. 1. p. 783. Tu>v aror/eioiv cvQcrrtv aV.ot ze xai EtpOQoq ev SeväeQM Kaäfiov qiaai. tij;
6s fpoivixMV eVQe'oeois TTqoq ?//<cc? dtoqxOQOv yeySV^O&Cti, ßl? v.ai 'HqoÜotos ev raiq lorooiaic; y.ai A.QWXOTeXrfi Xeyei' q.aoi yciQ, ort
'I'oivixeq ftev eiqov ra aroiyeta, Kaö'/uoq äe rjayev avra etq rijv 'EV.aäa. Die Berufung auf Herodot zeigt die Wichtigkeit der
Berufung auf Aristoteles. Nach Joseph cont. Apion. I. 1. G. waren die Buchstaben schon lauge vor Kadmos vorhauden.

3) Clement. Alex. Strom. I, 16. p. 303. Vergl. Pötter hierzu. Dem Clemens spricht Theodoiiet. Serm, I. nach.

4) Atiiexaei Veipnosoph. I. p. 28. Kntriaq de ovroiq' 'I'otvixeq S evqov yQa/i/mra Itlü.oya.

5) LüCAN. Pharsal. III, 220.

Phoenices primi, famae si creditur, ausi,

Mausuram rudibus vocem signare figuris.

Nonriuin flumineas Memphis contexere biblos

Noverat et saxis taiitum volucresque feraeque

Sculptaque servabant magicas animalia linguas.
Hier wird demnach das Vorhandensein der Hieroglyphen, aber freilich nicht als phonetischer Zeichen, von denen Lucan
keine Ahnung hatte, zugegeben. Wie wenig auf diese Stelle zu geben sei, bemerkte schon Jomabd De'scr. de l'Ey. A. V. III. p. 141.

6) PompoN. Melae de Sit. Orb. I, 12. Phoenices — literas et literarum operas — commenti.

7) Plinh llist. Nat. V, 13. Ipsa gens Phoenicum in magna gloria lillerarum inveutiouis et siderum navaliumque ac
bellicarum artium. Und doch sagt Plinius Vll, 57: „Litteras Semper arbitror Assyrias fuisse", ob schon er Syrien und
Assyrien (Adiabene) recht gut unterschied (s. V, 13. VI, 16.).

8) Curth Huf. Hist. AI. IV, 4. Si famae Übet credere, haec (Tyrioruin) gens literas prima aut doeuit, ßut didicit.

9) Euseb. Praep. Ev. X, 5. p. 473. (Er möchte iudess den Ruhm der Erfindung gern den Syrern = Hebräern
zuwenden.)

10) Joan. Lyd. de Menss. I, 3.

II) Slidae Lexic. unter yqa/xnara, Kaäfioq, <l>oivtxrtia yQa/tftara.

12) s. Sciiol. in Dionys. Grammat. 1. 1. Ttzetzae Chiliad. XII. Hist. 398. vergl. Clul. V. BUt. 28. Chil. X. Ilist. 332.
vergl. Fabbicii Bibl. Gi-aec. I, 23.

13) Warburton the Div. Lea. Vol. III. p. 166. For if what has been here supposed bc allowed, then (he aiphabet
which Cadmus carried wlth him was doubtless of Moses's iuvention, as to the form, but Egyptian, as to the power. Für
die Aegypter Zoega de Or. et Vs. Ob. p. 558 fgg. p. 567. gegen Tvchsen. BocnART Geograph. Stier. 1,20. Opp. P. II. p. 449. Litteras
tanieu in ipsa Phoenice natas non crediderim, sed a Syris vel Assyriis ad Phoenices devenisse. Montkaucon Palaeograph.
Graec. H, l. spricht nur von der Einführung der Buchslaben in Griechenland durch die Phoeniker. Für die Phiiniker
Seyffarth Rudimenta Hieroyl. Praefat. et Und. p. 15. 31. Gesenius Geschichte der Hebräischen Sprache und Schrift
p. 137 fgg.

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