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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0200

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146

Ueber die Hauptsysteine

zufällig entweder von den Aegyptern oder von den Pliönikern oder den Anhängern eines dieser
Völker aufgegriffenen und mit viel zu wenig kritischem Nachdenken behandelten Ueberliefcrung, die
für die Aegypter sehr leicht durch die im Alterthume so allgemein begünstigte Annahme von der
Ungeheuern Dauer des Aegyptischen Reiches und seiner frühen GnJturj so wie durch die Voraussetzung,
dass die Buchstabenschrift aus der Bilderschrift hervor gegangen sei, gewonnen ward, hingegen für
die Phöniker sich um so vorschneller entscheiden konnte, je leichter sich die Kunde von der einst-
maligen Einführung der Buchstabenschrift in Griechenland durch die Phöniker in die von der Erfin-
dung dieser Buchstaben durch die Phöniker umsetzen liess. Drittens, und diess ist die Hauptsache,
sind sie wohl meistens ohne die tiefere Kenntniss der hier in Betracht kommenden alten Schrift-
cbaraktere, namentlich der Aegyptischen und Semitischen, aufgestellt worden. Um daher zu sehen,
auf welche Seite sich die Wagschale senken dürfte, müssen wir zuvörderst die Natur der Aegypti-
schen Schriftzeichen und ihr Verhältniss zu den Semitischen Buchstaben näher kennen gelernt haben.

Was nun die Schrift der Aegypter selbst anbelangt, so haben wir darüber von den Alten eine
Anzahl mehr oder minder ausführlicher und bestimmter Mittheilungen erhalten. Herodot sagt uns
darüber folgendes J): Die Buchstaben schreiben und überzählen die Griechen, indem sie die Hand
von der Linken zur Rechten führen 5 die Aegypter aber schreiben von der Rechten zur Linken 3).
Bei diesem Verfahren aber sagen die Aegypter, dass sie es zur Beeilten, die Griechen aber zur
Linken machen. Sie bedienen sich doppelter Buchstaben, die einen nennt man heilige, die anderen
aber volksübliche fdemotische). — Nach Herodot stellt der Griechische Text der Inschrift von Rosette 3)
die Hieroglyphen als heilige Schriftzeichen den landesüblichen oder enchorischen entgegen. Doch
lässt der weite Begriff des Griechischen Wortes yoa/.ifia weder in dieser, noch in den anderen
Stellen, wo es von den Hieroglyphen gebraucht wird4), erkennen, ob man hierunter symbolische
oder phonetische Zeichen zu verstehen habe. — Der auf die Zeit der Inschrift von Rosette zunächst
folgende Diodor berichtet, Avie schon bemerkt, an dem einen Orte zu Folge der Aegyptischen Prie-
ster, dass die Erfindung der Schriftzeichen den Aegyptern angehöre, an dem andern aber nach der
Mittheilung Aethiopischer Gesandten5), dass die Figuren der Aegyptischen Bilder und die Formen

1) nmtODOT. II, 36. rqa/i/iara yqaipovm xai Xoyi^ovrai \\ir\<poiai 'EV.ijveq fiev ano roiv aqiareqoiv eni ra de£ia ipeqovreq
rijV Xe'Va> -diyvnTiot äe ano roiv äelioiv eni ra aqmreqa *ai rcoievvreq ravra, avroi fitv ipaoi eni, ra cl'fjf.« noieeir, 'E/Mjvaq äe
eit aqioreqa. änpaaioiai äe yqa/tfiaai /qeoivrai- xai ra /iev avrotv Iqa, ra' äe &ti/*irtixa xaXeerat.

2) Diess besagt auch PoitfPON. Mel. de Sit. Orb. I, 9. ÄegyptU — suis Iiteris perverse iituntur.

3) Ihäcript. llosett. I. 54..... reqeov Xi&ov roiq re teqoiq xai eyxoiqioiq xai eXXtjvtxoiq yqa/i/iaoiv xai artjoai r. X.

4) Quellen Manelhou's in Georg. Syncbl. Chronogr. p. 32. yqa^iara leqoyqaipixa und y'qau/tara leqoyXvipixa, des-
gleichen des Bitys in Jambucr. de Mi/st. VIII, 6. Des Herodot. II, 4. 102. 106. 136. yqa/tfiara Iqa Aiyvnna ev Xi&oi
eyxexoXamieva sind ohne Zweifel Hieroglyphen. Eben so des PmtÖN. de Vit. Mos. I. edit. Fabric. p. 606. leqa yqafifiara.
S. noch PttNn Hist. Not. XXXVI, 14. Tack. Annal. II, 60. Pujtarch. Symposiac. IX. 3, 2. Apui.ei. Metamorph. XI. p.271.
Clement. Alex. Strom. I, 33. p. 413. V, 4. p. 637. ev roiq UqoyXvtpixoiq yqa/i/iaoi. Vergl. unten Diodoh.

5) DlODOR. SIC. III, 3. Taäe nXeiora roiv vo/u/ioiv roiq Aiyvnrioiq vnaqxuvAiOionixa,rijqoVßevijqrriq7iaXaiaq ovvijO-eiaq Ttaqa
roiq anotxioOeiai. rag re ro>v ayaXptaroiv läeaq xai rovq roiv yqafi/MTiov rvnovq AifXiomxovq vrtaqy_eiv. läioiv yaq Aiyvnrioiq ovxoiv
yqafifiurwv, ra fiev äijfioiäi; nqoqayoqevopeva navraq ptavO-aveiv, ra ä leqa xaXov/teva naqa piev roiqAiyv7irioiq fiovovq yivoioxeiv rovq
leqtiq, naqaroiv nareqoiv ev anoqq>iroiq piavOavovraq,naqa äe roiq Aifrioyiv änavraq rovtoiqyqtjo&ai roiqrvnoiq. 4. lleqi äe roivAiOio-
nixoiv yqapnarmv, roiv naq' Aiyvnrioiq xa).oVftevo>v IcqoyXvrpixoiv, qrtreov, Iva fiijäev naqaXemoipiev roiv aqyaioXoyoviievoiv. 2vnßeßrjxe
roivvv rovq ßev rvnovq vnaqyeiv avxoiv Sfiowvq Qoioiq navroäanoiq xai axqonijqioiq avtXqomoiv, eVf ä' oqyavoiq xai fnaXiara
rexrovixoiq. Ov yaq ex Tijt rav avXXaßoiv avvOeamq 1) yqaftfianxi; naq> avroiq rov vnoxeifievov Xoyov anoäiöo>aiv, atä t'i
tftipaaetoq roiv f'eruyqaipo/ievojv xai, pieraipoqaq ^vi\n\\ avvrjO-X>i/ievijq. l'qaipovac yaq leqaxa xai, xqoxoöeiXov, eri ti" oipiv, xai rov
ex rov aoi/iaroq roiv aviyqumum oipO-alfxov xai X£lQa xttl' 7r?0S'"7r0>' zc« ereqa roiavra. '0 /iev ovv leqa£ avroiq atjuaivei navra
ra oftw? yivopev«) dia ro ro t,wov rovro roiv nri\voiv oyeSov V7iaqxeiv oJwraTov ■ ^erafeqerai, re 6 Xoyoq raiq oixeiaiq fieratpoqaiq
 
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