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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0208

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154

Ueber die Hauptsysteme

stand zu bewahren gesucht hatte, hier bei Erwähnung eines den Griechen gänzlich unbekannten
Schriftgeheimnisses gerade zu unverständlich hätte sein wollen, wenn er seinen %Qaroig aroi/jioig
nicht einen erläuternden Zusatz, etwa ovof.iazog oder ovo/narog ixaerov, hinzu gefügt hätte. Daher
lehrte Herr Letronne in seiner der ersten Ausgabe des Champollionischen Precis beigegebenen
Abhandlung es seien unter den ersten Elementen die sechzehn ersten Buchstaben des altgriechi-
schen Alphabetes zu verstehen, welche nach Plutarch 2} Kadmos zu Ehren die Phönikischen Messen
und sich im Vergleiche mit den übrigen durch ihre primitive Natur als die ersten Elemente des
Alphabetes darstellten. Allein auch diese Erklärung litt an einer erbetenen Voraussetzung. Sie
ward daher von Herrn Weiske bekämpft, der, so viel ich weiss, zuerst unter allen scharfsinnig aus
einander setzte, dass die ersten Elemente bei Clemens im Gegensatze gegen die beiden vorher
genannten Schriftarten, die hieratische und epistolograpbische, ständen und dass mithin die hiero-
glyphische Schrift im Vergleiche mit der hieratischen und epistolograpbischen mit den Zeichen der
einfachsten Laute geschrieben habe 3). Zu diesem Sinne passt so gar die feinere Unterscheidung
des GTo/yjiov als Laut von j'o«,«,«« als Schriftzeichen oder Buchstaben sehr gut, indem eben die
Hieroglyphenschrift sich vorzugsweise vor den beiden anderen Schriftarten nicht der (Tonner) ein-
fachsten Schriftzeichen, sondern der (materiel) einfachsten Laute, z. B. a=s für f=ds, r—t für
■fr—th bedient haben sollte. Herr Letronne trat in seiner spätem Erklärung der Clementinischen
Stelle zur zweiten Ausgabe des Precis 4) in der Hauptsache Weiske's Meinung bei und lehrte, dass
die ersten Elemente oder Buchstaben schlechthin nur die (materiell einfachsten Bestandteile des
Alphabetes, die Primärlaute seien, jndem er sich zugleich zu zeigen bemühete, wie sehr Champol-
lion's hieroglyphisches Alphabet mit der elementarischen Natur solcher Primärlaute überein käme.
Auch wir nehmen einstweilen diese Erklärung als die wahrscheinlichste auf und behalten uns vor,
ihre volle Richtigkeit tiefer unten an der Natur der Hieroglyphen selbst zu erproben.

Zu Folge dieser Auseinandersetzungen hätte nun nach Clemens die Aegyptische Schrift aus drei
Hauptarten, nämlich der epistolographischen, der hieratischen und der hieroglyphischen, bestanden.
Die Hieroglyphenschrift aber zerfiel zunächst wieder in zwei Haupt-Unterabtheilungen, das ist, in
die schlechthin kyriologische, oder in die eigentlich durch Buchstaben schreibende, und in die sym-
bolische. Dieser schlechthin kyriologiseben Hieroglyphenschrift war vor der epistolographischen und
hieratischen Buchstabenschrift die Einfachheit der Laute eigenthümlich. Endlich spaltete sich noch
die symbolische Hieroglyphenschrift in drei Unterabteilungen, erstlich in die kyriologisch-symbolische
(^eigentliche Darstellung durch Nachahmung des Bildes), zweitens in die tropisch-symbolische und
drittens in die änigmatisch - symbolische Schrift, welche letztere mit dem Namen der Anaglyphen
belegt wird.

1) Letronne Lettre ä M. Champollion. s. Precis du Syst. Hierogl. I. e'dit. p. 404.

2) Plutarch. Symposiac. IX. 3, 2.

3) Wkiske Brief an Seyffarth. I. I. P- Quaeritiir, *to» nqutuv qua causa et quo sensu addiderit. In quo uuum
pro certo Iiabeo, quemadmodum verba Sia twv aroi/ewn contiuent sequeutium ab Iiis literis distinetionem, ita per addita-
mentum aqwroiv opponi iisdem ea, quae ante comraemorantur, za e7tiaToXoyqa<pixci et ra leqazixa yqan/tara.

4) Lktronne Examen, s. Precis du Syst. Hierogl. II. e'dit. p. 378. 305.
 
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