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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0212

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158 lieber die Hauptsysteme

die zweite aus damals unbekannten Schriftzügen, deren Anfang etwas verstümmelt ist, und die dritte
aus Griechischer Uncialschrift, welche in der Mitte und am Ende einige Beschädigung erlitten hat.
Den Sinn dieser Griechischen Inschrift stellte zuerst vollständig Heyne dar Für die beiden
arideren Inschriften gab das verstümmelte Ende der Griechischen einen höchst willkommenen Auf-
schluss. Es besagte nämlich, dass die Aegyptische Priesterschaft den Beschluss gefasst habe, dem
Könige Ptolemäos Epiphanes göttliche Ehre zu erweisen, ihm eine Bildsäule in den Tempeln zu
errichten u. s. w., und endete mit den Worten 2): .... Qf^e&ten Steines (in) heiliger und landes-
üblicher und Hellenischer Schrift und aufzustellen in jedem der ersieQi) .. und zweile(n) ...

jusqu'a lft cinquaule-qualrieme et derniere. II manque :'i In flu des dernieres lignes, de trente ä freute -ciuq leltres. Pia-
sieurs de ces lacunes sout faciles ä restituer. La sagacite des savaus qni s'en sont occupes, aura saisi lous les moyens de
faire ces restitulioiis.

L'inscriplion Kgyplieune est celle qni :i Ie moins souffert de In fraclure de la pierre: il y n uue portion des quatorze
premieres lignes enleyee, vers la partie ou commencent les lignes; mais eile est peu considerable. Cette perte neaumoins
est fort a regrelter, et formen», suivant moi, im grand obstacle au dechiffrement de cette inscription. Vergl. Spohn de Lin-
gua et Literis Veterum Aegi/pliorum , cum permultis tabulis lithographicis etc. ed. Skyffabth. Tab. I. XI. XII. und die
zu München 1817 Iieraus gegebene Lithographie der von der Societ. Antiquariorum Londin. bekannt gemachten drei Texte.

1) Hk.yne Commentaiio in inscriptionem graecam momimenti trinis insigniti titulis ex Aeggpto Londinum apportati.
In consessu S. R. Scient. halt. d. IV. Sept. 1803. s. Comvient. Soc. R. Scient. Gotting. Vol. XV. p. 260 sqq.

2) Inschrift von Rosette. I. 54. . . . (V)tej eov XtOov totq re teQoiq xat ey/o>Qtotq xat cXhjvixoit; yQa/inaatv xat axi\aat

ev exaaxm Ttav re ttqiotmOO xal SevrsqtaCv^ ____ Das Felileude suchte man auf verschiedene Weise zu ergänzen; s. Spohn

de Ling. et Lit. Tab. XII. xat tqitojv -freoiv leqo) xara rtjv rov JIroXe/iatov etxova. Dbumann Rist.-Antiq. Unters, p. 268.
will zu StvTeqwfy) nur leqor» fügen. S. daselbst andere Vermuthungen anderer. D.ur.Ev Uieroglyphicorum Origo et Natura.
Cantabrig. 1816. meinte, es Hesse sich aus dem Griechischen Texte nicht mit Gewissheit ersehen, dass die beiden anderen
Texte gleichen Inhaltes wären. Apodiktisch gewiss nicht. Allein unsere Linie mit dem Inhalte des ganzen Decreles, vor-
züglich von lin. 36 an, zusammen gehalten, lässt, um mit Herrn Dbumanx 1. 1. zu reden, ,,"»r bei einem üebermaasse von
Zweifelsucht" einer solchen Meinung Raum geben. Auf der dreisprachigen Stele äzjj Turin, die durch ihr Zusammentreffen
mit Young (s. Account p. 35 fgg.) so bekannt geworden ist, übrigens durch die grosse Zerstörung der demotischen Schrift
weniger Werth hat, als man ihr anfangs beilegte, sind die dem Kallimachos, dem Vetter des Königs, decretirten Ehren ent-
halten, „nämlich eine Bildsäule von Granit, ein Festtag nach ihm benannt, und ein Decret mit Griechischer und Aegyptischer
Schrift auf eine steinerne Stele einzuhauen: ent otijXijt XtO-ivijv to»; re 'EXX^vtxotq xat ey/i>}Qtoiq yQa/i/uaai." (s. Untersuchungen
über Papijrusrollen, koptische Handschriften und eine Stele mit dreifacher Inschrift im königlichen ägyptischen Museum
zu Turin. Vorgelesen in der k. Aliud, d. Wissensch, zu Turin am 27sten Mai 1824 von Amad. Peviiox. Uebersetzt
Von C. A. V. Iionn 1821. p. 25.) Die kurze hieroglyphische Inschrift scheint nur religiösen Inhaltes zu sein (s. 1.1. p. 22).
Wenn nna Herr Pkybon (1. I. p. 26.) hinzusetzt: „Also enthielt die demotische Inschrift den Originaltext; anders konnte es
nicht sein und wird auf dreisprachigen Denkmälern nie anders sein. Denn die demotische Sprache war die des Staats, die
griechische nur geduldet, und die hieroglyphische religiösen Gegenständen geweiht" — so können wir diesem Ausspruche
nicht beistimmen, und zwar vor allem, weil ihn schon die Inschrift von Itosette widerlegt. Denn während die Turiner
Stele den zu Ehren eines Unterihaneu gefassten Beschluss der Amuiispriesler und Bürger zu Theben ausdrücklich bloss in
enehorischer und Griechischer Schrift bekannt machen will, besagt die Inschrift von Rosette und ihr verstümmelter Text
erhält durch dieses schätzbare Turiner Gegenstück seine volle Bestätigung, dass der zu Ehren des Königs von der gesamm-
teu Priesterschaft des Landes gefasste Beschluss mit dreifacher Schrift, mit heiliger oder hieroglyphischer, mit enehorischer
und mit Griechischer, in harten Stein eingegraben und öffentlich aufgestellt werden soll. (Die Turiner Stele sollte ent t?/c
xQITtidoi; rov avtov Icqov errichtet werden.) Also wurde die Hieroglyphenschrift auch zum Ausdrucke eines nicht eigentlich
religiösen Textes angewendet. Wollen wir nun auch nicht auf die alten Schriftsteller verweisen, welche (s. uns. Buch
p. 18. 19. vergl. ausserdem HbbODOT. II, 106. 136. Diodob. Sic. I, 55. 57. ävo de XtO-tvov? oßeXtaxovq ex rov oxXijqov Xtdov,
TtyXW to vi/io; etxoat TtQoq rotq exarov, ey' w eneynarpe [ü 2eaoo>atqJ to, re fieyed-oq t//; ävvaßeaq xat to nX^O-oq tmv nqoq-
od'otv xat rov aQtdfitov t0)v

xaTanoXefitid-evTow e&voiv. 1. 1. 64. Stbabox. XVII, l. [0vßat.J Tacit. Annal. II, 60. Pbocli
Comment. in Plat. Tim. I. p. 31. JtyuntWH <f« ext xat ra yeyovoza Sta rijq /ivtjfiTiq aei vea naqiortV ?/ de /tvj//«/, äta Tili
lOTOQiaq' avTTj de ano rmv, arvXmv, tv aiq aneyqaipovro ra 7ianatfo$a xat ra O-avparoq a$ia ro>v nqaypaTmv , etre ev nqa$entv,
ette ev evQeaeatv.) in der heiligen Schrift und auf den Obelisken und Stelen, die dooh bei weitem grösstenteils nur mit Hie-
rogiyphenschrift versehen sind, auch einen nicht eigentlich religiösen Inhalt finden, so bemerken wir bloss, dass obiges
Unheil nur dann bestehen könnte, wenn uns schon die volle Einsicht in die hieroglyphischeu Texte offen stände.
 
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