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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0362

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308

System der Hieroglyphik

Ohne Zweifel erheischt die Beantwortung der hier angeregten Frage, ob die phonetische Hie-
roglyphenschrift für eine Wort- oder Sylben- oder Buchstabenschrift zu halten sei, die Zuziehung
und Zergliederung einer möglichst grossen Anzahl der in dieser Schrift niedergelegten Griechischen
und Römischen Eigennamen, welche man wegen ihres Inhaltes und wegen der Zeit ihrer Abfassung
für den geeignetsten Weg zur Erkenntniss der Hieroglyphenschrift anzusehen pflegt. Ihr Inhalt
nämlich scheint am leichtesten und sichersten zu erfassen zu sein, während ihre Abfassungszeit die
letzte Strecke bildet, welche die Hieroglyphenschrift zu durchlaufen hatte. Sicherlich hat dieselbe
in dieser letzten Zeit ihre höchste Ausbildung erlangt, eine Ausbildung, zu der die grössere Kennt-
niss fremder Sprachen, namentlich der Griechischen, und das Bedürfniss, fremde, der Aegyptischen
Sprache ungewöhnliche Wörter häutig in der Hieroglyphenschrift wieder zu geben, wesentlich bei-
tragen mochte. Mit Recht darf man daher wohl schliessen, dass, wofern die phonetische Hierogly-
phenschrift nicht eine von der Griechischen Periode getriebene Spätfrucht ist, diejenigen Mängel, an
welchen dieselbe noch in dem genannten Zeitabschnitte krankt, auch einer frühern.Zeit zu eigen
waren, die sich so reicher Hülfsmittel zur Vergleichung und Ergänzung der vaterländischen Schrift
und so starker Anregung, diese Hülfsmittel anzuwenden, nicht zu erfreuen hatte, während man
anderseits jedoch nicht befugt ist, die jetzt an ihr aufgefundenen Vorzüge ohne Weiteres auch auf
die Vorzeit überzutragen.

Herrn Wall traf bei der Aufstellung dieser Namen das unverschuldete Loos, fast aller hierzu
benöthigten Quellen zu entbehren. Da ihm die Kupfer der Description de l'Egypte und das Rosel-
linische Werk unzugänglich waren da ihm selbst Salt's Essay nicht zur Hand gewesen zu sein
scheint und er daher lediglich auf die von Champollion gegebenen Königslegenden fusst (ob schon
er nicht einmal von diesen einen vollen Gebrauch macht), so konnte ihm eine beträchtliche Zahl
Namen und Varianten dieser Namen nicht zu Gebote stehen, deren Kenntniss ihm gewiss manchen
Zweifel und manche Behauptung erspart haben würde.

Eine umfassende Zusammenstellung und unbefangene Auseinandersetzung der auf uns gekom-
menen Griechischen und Römischen Herrschernamen Aegyptens, so überaus wichtig sie auch für
unsern Gegenstand ist, sucht man vergebens bei Young, Champollion 3), Salt, Brown, Kosegarten,
Spineto, Klaproth, Rosellini, Thilorier 3), Seyffarth, Affre 4), Wall und Martin 5). Wir erachten

1) Wall Inquiry. p. 1GO. I cim assert tliis only as far as specimens liave been given by M. Champollion; for I
Jiave not Iiad access to the plates of the Bescription de l'Egypte. Von den bei Champollion vorliegenden Legenden w ur-
den von Wall nicht benutzt Arsinoe QTabl. gen. no. 131.), Ptolemäos Alexander {Tubl. gen. no. 137.), Vespasian [TM,
gen. no. 146.), Titus {Tabl. gen. no. 146.), so wie mehre Varianten. Dass Kosellini's Monumenti, ob schon sie für die
gründliche Behandlung iinsers Gegenstandes unentbehrlich sind, Herrn Wall nicht gegenwärtig waren, ersieht man aus
Inquiry p. 241. und aus der Nichtberücksichtigung dieses Werkes.

2) Es lässt sich nicht im voraus bestimmen, ob diess der Fall sein wird in: „Monumens de l'Egypte et de la Nubie
d'apres les desseins exe'cute's sur les lieux sous la direction de Champollion le Jeune et les De'scriptions autographes qu'il
t'» a redigees; publie'es sous les auspices de M. Guizot et M. Thiers, Ministr. de l'instr. publ. et de Vinter., par une
Commission. Planches. T. J. Paris 1835., deren bis jetzt heraus gekommene Kupfer (einen Theil der Kubischen Sculpluren
enthaltend), gleich wie die der De'scr. de VEg., mir mit nicht genug zu rühmender Güte der Herr Verleger dieses, Buches,
Joh. Ambr. Barth, ans seiner trefflichen Privatbibliothek zum Gebrauche verstattet hat.

3) Thilokikh Examen Critique des prmcipaux Groupes Hie'roglyphiques. Paris 1832. Sucht vornehmlich das Aethio-
pische zur Erklärung der Hieroglyphen anzuwenden.

4) Affhk (l'AbbeJ Noiwel Essai sur les Ilie'roglyphes Egyptiens d'apres la critique de M. Klaproth. Paris 1834.
Enthält manche gesunde Zweirel gegen die Zuverlässigkeit der Hieroglypbenentzitferung.

5) Mahtin (.Professeur) Essai sur l>Origine-du langage et de l'e'criture, ouvrage accompagne de IV planches pour
 
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