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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0400

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246

System der Hieroglyphik

teren Aegyptera in dieser Art zumuthen darf, wird tiefer unten zur Genüge die Art und Weise dar-
thun, mit welcher die Kopten die fremden Namen und Wörter zu schreiben pllegten. Die letzte
Erklärung würde auch auf das UQeJrls anzuwenden sein, wenn dieser Name nicht viel einfacher
AeUs=Ailios zu lauten schiene.

Ueberblicken wir nun am Schlusse unsrer Untersuchung noch einmal die aus den Griechi-
schen und Römischen Namen und Titeln zu erlangende phonetische Geltung der Hieroglyphe \, so
können wir derselben nicht mehr den grossen Lautumfang zuerkennen, welchen sie auf den ersten
Anschein für sich in Anspruch nahm. Wir fanden sie allerdings in der Stellung des A, E, 0 und
zwar so wohl des Griechischen und Römischen 0 als Ö, allein wir dürfen ihr jetzt nicht mehr mit
Zuverlässigkeit den Laut AI beilegen, weil es theils möglich ist, dass dieser Laut mit dem des £
zusammen fiel , theils dass bei der Eigenthümlichkeit der Hieroglyphenschrift, von mehrern auszu-
drückenden Vocalen bloss einen darzustellen, die Figur \ in k\srs, \li(oJs nur ein A enthält
und das I durch die Aussprache ergänzen Hess. Für das I ergab sich kein sichrer Beweis. Ihre
Verdoppelung aber \\ bildete am wahrscheinlichsten nicht eine Vereinigung von mehrern Selbst-
lautern, sondern nur das I mit Nichtberücksichtigung der im Griechischen und Römischen wahrzu-
nehmenden Kürze und Länge dieses Vucales.

Nicht minder häufig als die eben abgehandelte Hieroglyphe vertritt in den Griechischen und
Römischen Königslegenden das Bild eines Vogels die Stelle des A und E. In der Zeichnung und
der davon abhängigen Erklärung dieses Vogels herrscht jedoch bei den Verfassern der mir vorlie-
genden Abbildungen eine nicht geringe Verschiedenheit. Wir haben diesen Gegenstand schon
oben 3) berührt und dabei bemerkt, dass die Zeichner der Descript. de l'Eg. in diesen Fällen ge-
wöhnlich seltner bisweilen ^ und ^»«r oder ein den beiden letzteren Vögeln sehr nahe
kommendes Bild und einmal ^ setzen. Champollion, der bis zur zweiten Ausgabe des Precis für
die fraglichen Sculpturen nur sehr wenig Originaldocumente vor Augen gehabt hatte, wiederholte
daher meistens die Zeichnung seiner Landsleute, wich aber in den beiden Ausgaben des Precis da-
rin von ihnen ab, dass er in den uns angehenden Fällen den Vogel der Descriplion ^ wegen des
nach seiner Meinung ihm anderweit beizulegenden phonetischen Inhaltes mit vertauschte.
Rosellini äusserte sich nach seiner Zurückkunft aus Aegypten mit grosser Bestimmtheit dahin, dass
er den 3tr ^S^* gar keinen Vocalgehalt zuerkannte, in dieser Beziehung nur und ^
beibehielt und in dem mit der Huppe versehenen, von ihm richtig Adler benannten Vogel mein-
em Zeichen der helleren, in ^ hingegen mehr ein Zeichen der dunkleren Vocale erblickte. Allein
bei aller Schärfe, die wir Rosellinis Blicke zutrauen, können wir doch hinsichtlich der gänzlichen
Verdrängung der 3t aus dem Gebiete der Vocalzeichen zu Gunsten des einige Bedenk-
lichkeiten nicht unterdrücken. Sollten wohl die Zeichner der in der Descriplion enthaltenen Ab-
bildungen, denen man bei allen Missgriffen doch das schöne Streben, den einzelnen Figuren den

1) Böntum sprach \ in k\srs A ans (s. uns. B. p. 330. no. 15.), in \li(o)s aber (s. uns. B. I. 1. und p. 321.) E, w&li-

renil Ckaihpou.ion k\srs in der Lettr. i M. Dac. (denn der Precis erwähnt dieser Varinnte nicht) no. 57. durch kEsrs
und no. (iß. durch kAIsrs übersetzte.
2) s. uns. B. p. 202. no. 3.
 
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